Schülerprotest in Ratzeburg: Wir sind kein Kanonenfutter!

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Schülerproteste im Herzogtum Lauenburg gegen die Wehrpflicht: Plakate entfernt, Diskussion über politische Teilhabe entbrennt.

Schülerproteste im Herzogtum Lauenburg gegen die Wehrpflicht: Plakate entfernt, Diskussion über politische Teilhabe entbrennt.
Schülerproteste im Herzogtum Lauenburg gegen die Wehrpflicht: Plakate entfernt, Diskussion über politische Teilhabe entbrennt.

Schülerprotest in Ratzeburg: Wir sind kein Kanonenfutter!

In Ratzeburg bahnt sich ein Sturm an, und dieser hat nichts mit dem Wetter zu tun. Thomas Engelbrecht, Schulleiter der Lauenburgischen Gelehrtenschule, fand am Montagmorgen seine Schule mit rund 100 Plakaten beklebt vor. Diese Plakate stammen von einer engagierten Schülergruppe und sollen auf den bundesweiten Schulstreik gegen die Wehrpflicht am 5. Dezember aufmerksam machen. Wie die Lauenburgische Nachrichten berichten, plant das Lübecker Bündnis unter dem Motto „Gegen Zwang. Gegen Militarisierung. Für unsere Zukunft“ eine Protestaktion am Holstentor.

Engelbrecht, der unverzüglich reagierte, wies einen Schüler an, die Plakate in den ersten beiden Unterrichtsstunden zu entfernen. Der 17-jährige David, einer der Aktivisten hinter der Protestaktion, ließ sich davon nicht unterkriegen. Er äußerte, dass er kein Freund von Pflichtdiensten sei und auf soziale Probleme hinwies, die ihm sehr am Herzen liegen. David kritisierte zudem, dass die Jugend nicht in Entscheidungen zur Wehrpflicht einbezogen wird und forderte mehr Platz für unterschiedliche Meinungen.

Der Kontext der Debatte

Was steht hinter diesen lebhaften Protesten? Ab dem kommenden Jahr 2026 plant die Merz-Regierung, ein neues Gesetz für den Wehrdienst in Deutschland in Kraft zu setzen. Das Ziel: die Bundeswehr durch Freiwillige auf mindestens 260.000 Soldaten aufzustocken. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, könnte die Wehrpflicht wieder eingeführt werden, sollte die Rekrutierung nicht wie gewünscht verlaufen. Die anstehenden Proteste am 5. Dezember fallen auf einen kritischen Tag: an diesem Tag soll voraussichtlich über das Wehrdienst-Modernisierungsgesetz abgestimmt werden.

Laut der Jugendtrendstudie 2025 lehnt eine überwältigende Mehrheit von 81 Prozent der Gen-Z es ab, für Deutschland in den Krieg zu ziehen. Diese Einstellung zeigt sich nicht nur in Ratzeburg, sondern auch in anderen Städten, wo Schülerproteste geplant sind. In Brandenburg sind bereits Kundgebungen in Potsdam und Cottbus angesetzt. Viele Jugendliche sehen den Wehrdienst als möglicherweise ungerechte und gefährliche Verpflichtung und äußern, dass sie nicht als „Kanonenfutter“ enden wollen.

Politische Reaktionen und rechtliche Aspekte

Doch wie reagierte Engelbrecht auf die Kritik und die Proteste? In einer Stellungnahme betonte er, dass die politische Teilhabe von Schülern wünschenswert sei, jedoch in einem Rahmen stattfinden muss, den die Schule als angemessen erachtet. Das Neutralitätsgebot, verankert im Schleswig-Holsteinischen Schulgesetz, hindert Schulen daran, sich in politischen Debatten eindeutig zu positionieren. Er weist darauf hin, dass die Proteste während der Schulzeit potenziell mit Problemen bei Klausuren zu kämpfen haben könnten, was die Sache nicht einfacher macht.

Der Kreisverband der Linken im Herzogtum Lauenburg ließ sich von Engelbrechts Maßnahmen nicht einschüchtern und kritisierte seine Entscheidung, die Plakate abzuhängen. Sie wiesen auf das Kontroversitätsgebot des Beutelsbacher Konsenses hin, das eine vielfältige und kontroverse Darstellung von Themen in Schulen fordert. Die Linke forderte Engelbrecht auf, seine Entscheidung zu revidieren und Raum für Diskussionen über die Wehrpflicht zu schaffen. Engelbrecht nannte das Statement der Linken „peinlich“, was zu einem weiteren Aufschrei der Empörung führte.

Diese dynamische Lage zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass die Stimme der Jugend Gehör findet. Die Debatte um die Wehrpflicht und den Umgang mit dem Militär ist aktueller denn je und wird die jungen Menschen in Deutschland noch lange beschäftigen.

Bleiben wir gespannt, wie diese Proteste am 5. Dezember 2025 verlaufen werden und welche Auswirkungen sie auf die politische Landschaft in Deutschland haben könnten.