Rettungsdienste unter Druck: Warum Hilfsfristen in Gefahr sind!

Rettungsdienste unter Druck: Warum Hilfsfristen in Gefahr sind!
Am Sonntag, dem 22. Juni, kam es zu einem Badeunfall in Laboe, wo eine Frau im Wasser einen Kreislaufzusammenbruch erlitt. Dank der schnellen Reaktion von Helfern, die sie aus dem Wasser zogen und erste Hilfe leisteten, konnte ihr mutmaßlich das Leben gerettet werden. Diese kritische Situation wirft jedoch ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten der Rettungsdienste, die oft mit langen Anfahrzeiten kämpfen müssen. Kai-Thorsten Bräsch, einer der Helfer, äußerte sich kritisch über die mangelnde Pünktlichkeit der Rettungsdienste, weil die gesetzlich festgelegte Hilfsfrist von zwölf Minuten häufig nicht eingehalten wird. Laut kn-online.de lag die Einhaltungsquote im Kreis Plön im vergangenen Jahr bei 84,03 Prozent, während der Richtwert für Schleswig-Holstein bei 90 Prozent liegt.
Aber nicht nur der Kreis Plön zeigt Defizite. Auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist die Situation alles andere als optimal. Hier wurde 2024 eine Einhaltungsquote von nur 77,51 Prozent verzeichnet. Im Vergleich dazu erfüllt die Landeshauptstadt Kiel diese Vorgaben seit Jahren zuverlässig, mit 95,2 Prozent pünktlicher Einsätze. Der Fachkräftemangel ist nur ein Grund für die unzureichende Einhaltung der Hilfsfristen. So wurde bereits 2020 festgestellt, dass der Kreis Plön 25 Prozent mehr Rettungsmittel benötigt, um die Sicherheit und den rechtzeitigen Einsatz zu gewährleisten.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Die bauliche Situation der Rettungswachen in Lütjenburg und Plön sorgt zusätzlich für längere Ausrückzeiten. Diese Umstände werden durch den demografischen Wandel und die zunehmende Spezialisierung der Kliniken verschärft, was längere Fahrtstrecken für die Rettungsdienste zur Folge hat. Um die gegenwärtige Lage zu verbessern, sind langfristige Lösungen gefragt. Ein Ansatz könnte die Einführung einer einheitlichen Beschreibung der Hilfsziele zwischen den Bundesländern sein, um die Effizienz zu steigern.
Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist die Implementierung digitaler Alarmierungssysteme und die Verstärkung des Personals in Probsteierhagen. Auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde wurden neue Rettungswachenstandorte in Betrieb genommen, um die Rettungsmittelvorhaltung zu erhöhen.
Der Blick in die Zukunft
Wie sich die Notfallversorgung in den kommenden Jahren entwickeln wird, ist spannend zu beobachten. Laut einer Prognose der RKiSH (Rettungsdienst Kreis Herzogtum Lauenburg) sind nicht alle Anrufer beim Notruf 112 in akuter Lebensgefahr oder einem drohenden gesundheitlichen Schaden ausgesetzt. Immer mehr Menschen in subjektiven Notlagen suchen Hilfe. Aus diesem Grund wird eine differenzierte Notfallversorgung (DNV) angestrebt, die sicherstellen soll, dass Hilfesuchenden die richtige Unterstützung zur richtigen Zeit und am richtigen Ort bereitgestellt wird. Die DNV soll durch Anpassungen und Maßnahmen zur bedarfsgerechten Ressourcennutzung ergänzt werden, sodass beispielsweise weniger dringliche Anliegen an passende ambulante Strukturen vermittelt werden können.
Zusätzlich wird die Telenotfallmedizin als wichtiger Bestandteil der DNV betrachtet. Das Ziel hierbei ist es, unnötige Krankenhausaufenthalte und Rettungsdiensttransporte zu vermeiden und die Gesundheitsversorgung zu optimieren.
Angesichts dieser Herausforderungen ist es an der Zeit, dass die verschiedenen Akteure aus Politik, Rettungsdiensten und Gesundheitswesen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Denn eines ist sicher: Eine funktionierende Notfallversorgung ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für die Sicherheit unserer Gesellschaft.
Die Björn Steiger Stiftung hat in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung eine umfassende Studie in Auftrag gegeben, um den Status quo im deutschen Gesundheitssystem zu analysieren. Dabei wurden Defizite in der Notfallversorgung aufgezeigt und mögliche Reformansätze diskutiert. Weitere Informationen finden Sie in der Steiger-Stiftung.