Bayern gestaltet KZ-Gedenkstätten digital: Gegen das Vergessen!
Dachau, Deutschland - Die KZ-Gedenkstätten in Bayern stehen vor einer besonderen Herausforderung: Die Zeitzeugen des Nationalsozialismus werden zunehmend weniger. Um das Bewusstsein für die Gräueltaten dieser Zeit aufrechtzuerhalten, setzen die Gedenkstätten verstärkt auf digitale Formate und die Einbeziehung der Nachfahren der Opfer. Im Jahr 2022 besuchten nahezu eine Million Menschen die verschiedenen Einrichtungen, wobei die größte Besucheranzahl in Dachau verzeichnet wurde, gefolgt von etwa 80.000 in Flossenbürg. Diese Zahlen verdeutlichen das anhaltende Interesse, das durch neue Angebote gefördert werden soll.
Digitale Formate spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die Gedenkstätten nutzen moderne Technologien, um das Lernen und die Auseinandersetzung mit der Geschichte zu fördern. So bietet die KZ-Gedenkstätte Dachau eine Handy-App namens DachauEdu für Jugendliche ab 13 Jahren an. Diese App ermöglicht eine multimediale Auseinandersetzung mit der Geschichte. Auch Flossenbürg führt mit einem „Online-Einstieg“ Film- und Audioaufnahmen von Zwangsarbeitern ein, um die Erinnerung lebendig zu halten.
Digitale Angebote und Schulbildung
Der digitale Zugang zur Geschichte ist nicht nur für die Gedenkstätten von Bedeutung. In Schulen wird der Nationalsozialismus und Holocaust häufig in Projekten behandelt. Methodisch stehen neben den traditionellen Lehrformaten auch digitale Lernangebote im Mittelpunkt. Viele Lehrerinnen und Lehrer müssen angesichts der aktuellen Gegebenheiten den Unterricht digital unterstützen. Hierbei bietet die Bundeszentrale für politische Bildung umfassende Materialien und Online-Lernangebote an, die speziell für Schulklassen konzipiert wurden.
Ein Beispiel für innovative digitale Formate ist die Plattform segu, die nicht kommerzielle Inhalte für den Geschichtsunterricht bereitstellt. Sie bietet Open Educational Resources (OER) und Aufgaben, die die Analyse von historischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten umfassen. Diese Herangehensweise fördert ein forschendes Lernen und ermöglicht studentischen Gruppen Besuche von KZ-Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren, auch virtuell.
Herausforderungen in der Erinnerungskultur
Trotz des Interesses und der Bemühungen um digitales Lernen berichten die Gedenkstätten von zunehmenden Störungen und ideologisch motivierten Vorfällen. Im Sommer 2024 wurde beispielsweise ein Riegel einer Tür zur ehemaligen Gaskammer entwendet, und auch in den Besucherbüchern sind immer öfter „schwierige Kommentare“ zu finden. Solche Vorfälle sind zwar insgesamt selten, fördern jedoch die Diskussion um die Bedeutung und den Schutz der Gedenken und Erinnerungen.
Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Erinnerung an die Geschehnisse des Nationalsozialismus sind eng mit den Lehrplänen verknüpft. Besuch von KZ-Gedenkstätten ist bereits für Schüler:innen ab der neunten Klasse Pflicht. Der Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern sieht zudem eine Weiterentwicklung des KZ-Besuchs für Schüler:innen vor, um die Aufarbeitung der Geschichte an Schulen zu gewährleisten.
Durch all diese Initiativen wollen die Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen sicherstellen, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten und dass auch zukünftige Generationen die Möglichkeit haben, sich mit dieser wichtigen, wenn auch schwierigen, historischen Materie auseinanderzusetzen. Hierzu leisten digitale Formate einen wertvollen Beitrag, um die Erzählungen von Überlebenden und die Erinnerungen an das Unrecht lebendig zu halten. Die Graphic Novel „Ein Überleben lang“ von Edgar Kupfer-Koberwitz ist auf YouTube in deutscher und englischer Sprache verfügbar und bietet zusätzlich Zugang zu den Erfahrungen der Zeitzeugen.
Der engagierte Einsatz für Erinnerungskultur und Bildung wird dazu beitragen, die Lehren aus der Vergangenheit auch im digitalen Zeitalter zu bewahren und weiterzugeben, sodass die Forderung nach „Nie wieder!“ in den Köpfen der nächsten Generation lebendig bleibt.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Dachau, Deutschland |
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