Erstaunliche Auktion: Pechsteins Märzenschnee einst im Besitz von Rathenau!

Nordrhein-Westfalen, Deutschland - Am 6. Juni wird das bemerkenswerte Gemälde „Märzenschnee“ des expressionistischen Künstlers Max Pechstein versteigert. Ursprünglich im Besitz von Walter Rathenau, einem jüdischen Industriellen und Politiker, wurde das Kunstwerk 1909 erworben. Rathenau hatte dafür 300 Reichsmark bei einer Ausstellung der Berliner Secession bezahlt. Das Gemälde, das mit einem Schätzwert zwischen 200.000 und 300.000 Euro in die Auktion geht, ist ein testamentarisches Stück der deutschen Kunstgeschichte, das die Schattenseiten der Remigration überdauert hat.
Die Familie Rathenau sah sich während des Nationalsozialismus unter Druck, das Bild zu verkaufen. Dies geschah schließlich 1936, als Rathenaus Erben aufgrund des politischen Klimas gezwungen waren, von ihrem Eigentum Abstand zu nehmen. Nach dem Tod von Rathenau im Jahr 1922 ging das Kunstwerk in den Besitz seiner Familie über, und erst nach einem langen Zeitraum wurde es Ende der 1950er Jahre von einer Familie in Nordrhein-Westfalen erworben. Nun erfolgt eine Einigung mit den Erben Rathenaus für die bevorstehende Versteigerung.
Provenienz und Bedeutung
„Märzenschnee: Der Bahndamm“, wie es offiziell heißt, ist ein Ölbild auf Leinwand mit den Maßen 55 x 51 cm. Es war Teil der Frühjahrsausstellung der Berliner Secession 1909 und stellt einen Wendepunkt in Pechsteins künstlerischem Schaffen dar. Das Werk zeigt die Märzsonne und ihre Reflexe im Schnee und gilt als wegweisend für die expressionistische Malweise des Künstlerkollektivs „Die Brücke“, dessen Mitglied Pechstein war. Das Gemälde ist nicht nur für Liebhaber der Kunstgeschichte von Interesse, sondern auch für Forscher, die sich mit der Provenienz von Kunstwerken während und nach der Naziherrschaft befassen.
Das Zentralinstitut für Kunstgeschichte hat sich intensiv mit der Provenienzforschung beschäftigt. Deutschland hat eine zentrale Verantwortung für die Klärung des Schicksals von Kunstwerken, die während dieser dunklen Phase der Geschichte verloren gingen oder geraubt wurden. Die Forschung in diesem Bereich ist von großer Bedeutung, um den historischen Wert und die Herkunft von Kulturgütern zu dokumentieren, insbesondere in Bezug auf die Aufarbeitung von Restitutionsansprüchen.
Der Kunstmarkt und seine Herausforderungen
Das bevorstehende Ereignis wirft auch Fragen über den Kunstmarkt auf und die Akteure, die darin involviert sind. Diese Herausforderungen betreffen nicht nur den Umgang mit antikem Kulturgut, sondern auch die Rolle des aktuellen Kunstmarktes. Übereinstimmend betonen Fachleute die Notwendigkeit einer breiteren theoretischen und historischen Aufarbeitung im Kontext von Kunstraub und dem Umgang mit Kunstwerken. Im Falle des Gemäldes „Märzenschnee“ sind die Restitutionsansprüche geklärt und es besteht Einvernehmen mit den Erben von Fritz und Edith Andreae, was den Gang der Auktion erleichtert.
Bei der Auktion am 6. Juni wird das Gemälde ein weiteres Mal in den Fokus der Kunstgeschichtsforschung gerückt. Vor dem Hintergrund des anthropologischen Erbes und den sozialen Kontexten der Provenienzforschung zeigt sich, wie wichtig die Aufarbeitung von Kunstgeschichte unter diesen Aspekten ist. Täglich arbeiten Wissenschaftler am Zentralinstitut für Kunstgeschichte, um durch Kolloquien und Austausch neuen Erkenntnisse zu gewinnen und die Akteurslandschaft des Kunstmarktes zu beleuchten.
Die Versteigerung stellt somit nicht nur einen finanziellen Aspekt dar, sondern ist auch ein weiterer Schritt zur Aufklärung und Rekapitulation durch die Provenienzforschung, die somit aktiv zur gesellschaftlichen und historischen Bildung beiträgt.
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Ort | Nordrhein-Westfalen, Deutschland |
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