Kita-Chaos: 60% der Eltern kämpfen gegen Schließungen und Kürzungen!

Böckler Institut, Deutschland - Der Druck auf erwerbstätige Eltern in Deutschland ist im Herbst 2024 erheblich gestiegen. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung, welche mehr als 7.500 Personen, darunter 1.023 Eltern mit Kindern in Betreuungseinrichtungen, befragte, waren knapp 60% der Befragten von kürzlich eingeschränkten Betreuungszeiten oder kurzfristigen Schließungen betroffen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern verstärkt auch die Belastung in ihrer Arbeitssituation.

In der Umfrage wurde festgestellt, dass 44% der Eltern angaben, ihre Betreuungsstätte habe in den drei Monaten vor der Umfrage ungeplant geschlossen. Rund 29% berichteten von zwei oder mehr ausgefallenen Betreuungstagen während dieses Zeitraums, während knapp 4% sogar von mehr als zehn Tagen betroffen waren. Solche Unterbrechungen schaffen nicht nur Verunsicherung, sondern auch zusätzliche Herausforderungen für die Familien.

Auswirkungen auf die Arbeitssituation

Die Belastungen durch die unzureichende Betreuung wirken sich erheblich auf die berufliche Situation der Eltern aus. 32% der betroffenen Eltern beschrieben ihre Arbeitssituation als stark oder äußerst belastend. Um die Betreuungslücken zu schließen, sahen sich 64% der betroffenen Väter gezwungen, dass ihre Partnerin einspringen musste. Ähnlich berichtet nahezu die Hälfte der betroffenen Mütter, dass ihr Partner kurzfristig einspringen musste.

Die Umfrage hat auch ergeben, dass 48% der betroffenen Mütter und 43% der Väter Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen mussten, während 33% der Väter und 40% der Mütter ihre Arbeitszeit reduzierten. Solche Maßnahmen können langfristige negative Folgen für die Karrierechancen der Eltern haben.

Gesellschaftliche Herausforderungen

Die Soziologin Prof. Dr. Bettina Kohlrausch warnte, dass die häufigen Ausfälle in der Kinderbetreuung die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiter vertiefen könnten. Ihre Anmerkung hebt die Notwendigkeit hervor, die Infrastruktur der frühen Bildung und Betreuung sowie die Arbeitsbedingungen in Erziehungsberufen umfassend zu verbessern.

Im weiteren Kontext zeigt der Sozialbericht 2024, dass in Deutschland 2023 etwa 7,2 Millionen Mütter und 6,2 Millionen Väter im erwerbsfähigen Alter mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren im Haushalt lebten. 68% der Mütter und 92% der Väter waren erwerbstätig, ohne Unterbrechungen durch Elternzeit oder Mutterschutz. Jedoch variiert die Erwerbstätigkeit der Mütter stark in Abhängigkeit vom Alter der Kinder; so waren nur 40% der Mütter mit Kindern unter 3 Jahren erwerbstätig, während die Zahl bei Kindern im Alter von 10 bis 14 Jahren auf 84% ansteigt.

Die Herausforderungen, vor denen Eltern stehen, unterstreichen die dringende Notwendigkeit, ein verlässliches und qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot zu schaffen. Kohärenz in der Betreuung ist nicht nur für das Wohl der Kinder wichtig, sondern auch für die Stabilität der Familien- und Arbeitswelt. Der Ruf nach einer Fachkräfteoffensive ist daher nicht nur ein Appell, sondern eine essentielle Forderung zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Deutschland.

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Vorfall Notfall
Ort Böckler Institut, Deutschland
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