Studie zeigt: Bessere Kooperation für Deutschlands duale Ausbildung nötig!

Paderborn, Deutschland - Wissenschaftler*innen der Universität Paderborn haben bedeutende Ergebnisse zu den Herausforderungen und Chancen in der dualen Ausbildung in Deutschland veröffentlicht. Eine zentrale Erkenntnis der Studie, die in der Fachzeitschrift „Social Sciences“ erschienen ist, besagt, dass die duale Ausbildung eine grundlegende Säule des deutschen Arbeitsmarktes darstellt und entscheidend zur Fachkräftesicherung beiträgt. In diesem Kontext ist eine verbesserte Lernortkooperation von essenzieller Bedeutung, um die Ausbildungsqualität sowie die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu steigern.

Das Forschungsprojekt „FEWL“, geleitet von Prof. Dr. Christian Harteis und Prof. Dr. Dietmar Heisler, befasst sich intensiv mit der Zusammenarbeit zwischen Berufsschulen, Ausbildungsbetrieben und überbetrieblichen Berufsbildungsstätten. Hierbei wurden umfassende Leitfadeninterviews mit Akteur*innen der beruflichen Bildung durchgeführt. Die Studienergebnisse zeigen, dass es häufig unzureichend abgestimmte Ausbildungsinhalte und fehlende verbindliche Strukturen gibt. Dies führt oft dazu, dass die Kommunikation zwischen den Bildungseinrichtungen und Unternehmen problem- und anlasszentriert verläuft, wobei der Austausch häufig erst bei aufgetretenen Problemen wie Fehlzeiten oder Leistungsdefiziten erfolgt.

Herausforderungen der Dualen Ausbildung

Obwohl Lehr- und Ausbildungspläne existieren, sind Inhalte und Zeitabläufe in der Praxis oft nicht optimal aufeinander abgestimmt. Dies wird als ein Haupthindernis angesehen, das die Professionalität und die Effektivität der dualen Ausbildung beeinträchtigt. Fehlende verbindliche Standards führen dazu, dass viele Initiativen von den individuellen Engagierten abhängen. Positiv hervorgehoben werden erfolgreiche Beispiele für Lernortkooperation, wie regelmäßige Besuche und gemeinsame Projekte, insbesondere bei größeren Betrieben, die Koordinator*innen als Ansprechpersonen einsetzen.

Die Ergebnisse des Projekts sind für Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und bildungspolitische Entscheidungsträger*innen von großer Relevanz. Eine verbesserte Lernortkooperation könnte nicht nur die Qualität des dualen Systems erhöhen, sondern auch die Attraktivität der beruflichen Ausbildung insgesamt. Dies könnte auch positive Auswirkungen auf andere Bildungsbereiche haben, einschließlich der Lehrkräftebildung.

Entwicklung im Dualen Studium

Ergänzende Informationen aus einer Analyse auf bwpat.de zeigen, dass das duale Studium in Deutschland in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Im Jahr 2004 gab es noch 512 duale Studiengänge, während die Zahl 2016 auf 1.592 stieg. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Anzahl der dual Studierenden wider, die von 50.000 auf über 100.000 anwuchs. Die Mehrheit der Studierenden wählt das duale Studium aufgrund der hohen Praxisorientierung sowie der damit verbundenen Vergütung und besseren Aufstiegsmöglichkeiten.

Allerdings sind die Herausforderungen in der Qualitätssicherung und der Einhaltung wissenschaftlicher Standards im dualen Studium nicht zu vernachlässigen. Viele Institutionen fordern eine klare Definition von dualen Studiengängen und die Sicherstellung von Qualität in der Theorie-Praxis-Verzahnung. Ein erheblicher Teil der Studierenden beschreibt die Lernortkooperation als unzureichend. Hierbei wird häufig bemängelt, dass die Betreuung in der Praxisphase nicht durch akademische Lehrende erfolgt und die Verantwortung oft bei den Bildungseinrichtungen liegt, die Kooperationsverträge mit den Unternehmen abschließen.

Die positiven Rückmeldungen zur Entscheidung für ein duales Studium sind jedoch ermutigend: 86,6% der Studierenden würden sich erneut für diesen Ausbildungsweg entscheiden, wobei die Zufriedenheit mit der Betreuung und der Vergütung einen entscheidenden Einfluss hat. Empfehlungen zur Verbesserung des dualen Studiums beinhalten die Entwicklung eines integrierten Gesamt-Curriculums und die Professionalisierung des betrieblichen Ausbildungspersonals.

Für das Bildungswesen im Allgemeinen sind die Erkenntnisse auch vor dem Hintergrund eines sich schnell ändernden Arbeitsmarkts von Bedeutung, wie auf der Webseite des BIBB betont wird. Hier wird die Notwendigkeit unterstrichen, die berufliche Bildung an die gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen, um den Forderungen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden.

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Ort Paderborn, Deutschland
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