Wiener Staatsballett im Umbruch: Schläpfer verabschiedet sich emotional

Wien, Österreich - Der 11. April 2025 markiert das Ende einer Ära an der Wiener Staatsoper, da Martin Schläpfer nach fünf Jahren als Ballettdirektor Abschied nimmt. Die letzte Aufführung, die er präsentierte, war Tschaikowskys 6. Sinfonie, bekannt als „Pathétique“, und stellte den emotionalen Höhepunkt seines Schaffens in Wien dar. Schläpfer, ein renommierter Schweizer Choreograf, blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück, die ihn zuvor durch zahlreiche Städte wie Basel, Bern, Mainz und Düsseldorf geführt hat.

In diesen fünf Jahren führte Schläpfer das Wiener Staatsballett durch schwierige Zeiten, insbesondere während der Corona-Pandemie, die 2020 und 2021 verheerende Auswirkungen auf die Kunstszene hatte. Trotz der Herausforderungen, mit denen er konfrontiert war, hat er es geschafft, moderne Choreografien und zeitgenössische Komponisten in das Repertoire des Staatsballetts zu integrieren. Besonders erwähnenswert ist, dass er auch das Ballett der Volksoper und die von einem MeToo-Skandal betroffene Ballettschule leitete.

Ein herausfordernder kreativer Prozess

Schläpfer wird oft für seine eigenwilligen und abstrakten Choreografien kritisiert, die nicht immer auf Zustimmung stießen. Doch für ihn ist der kreative Prozess im Tanz nicht von vornherein definiert. Wie er in einem Interview betont, benötigen Choreografen Mut, um neue Werke zu schaffen. Es ist ihm ein Anliegen, dass die Imaginationskraft der Tänzerinnen und Tänzer nicht nur auf das Nachtanzen bestehender Werke beschränkt ist. Daher ist für ihn die Kreation essenziell für die Relevanz der darstellenden Künste in der Gesellschaft. „Der Spielplan sollte als Netz an Beziehungen fungieren und für Interessierte lesbar sein“, erklärt er weiter.

„Es ist wichtig, dass Ballettcompagnien sich mit neuen Kreationen auseinandersetzen“, so der Choreograf, dessen Ziel es stets war, seinen Ensembles ein unverwechselbares Profil zu geben. Während seiner Zeit in Wien brachte er Werke von großer Bedeutung ins Repertoire, darunter Stücke von George Balanchine, John Cranko und Merce Cunningham. Schläpfer plant, sich nach seiner Amtszeit eine kreative Pause zu gönnen und in Zukunft möglicherweise zu unterrichten.

Der Ausblick auf die Zukunft

In der kommenden Spielzeit 2025/26 wird Alessandra Ferri die Direktion des Wiener Staatsballetts übernehmen. Sie wird einen anderen Ansatz verfolgen und weniger Augenmerk auf eigene Kreationen legen. Dies wirft Fragen auf, wie sich das Ballett unter ihrer Leitung entwickeln wird und ob es den innovativen Schwung, den Schläpfer eingebracht hat, bewahren kann.

Auch im weiteren Kontext der Choreografie zeigt sich ein Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation. Gitta Barthel, eine Expertin für zeitgenössische Tanztechnik und -choreografie an der Universität Hamburg, hat in ihrer Forschung Themenschwerpunkte wie die Bedeutung der kulturellen Bildung und die Entwicklung von Tanzcurricula herausgearbeitet. Ihre Arbeit und ihre Rolle in der Jury Freie Darstellende Künste gibt Aufschluss über die Herausforderungen, denen sich die Tanzszene gegenübersieht. Insbesondere die Evaluierung von Projekten zur qualitativen Weiterentwicklung der Tanzkunst spielt eine zentrale Rolle.

Schläpfer hinterlässt an der Wiener Staatsoper ein solides Fundament, auf dem der nächste Ballettdirektor aufbauen kann. Seine Nachfolgerin wird sich in einem sich wandelnden künstlerischen Umfeld beweisen müssen, das sowohl die Tradition respektiert als auch Raum für Innovationen schafft.

Der Abschied von Schläpfer und die kommenden Veränderungen im Wiener Ballett führen uns vor Augen, wie dynamisch und herausfordernd die Welt des Tanzes ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die aktuellen Tendenzen in den nächsten Jahren entwickeln werden und wie sie das Gesicht des Wiener Staatsballetts prägen werden.

Für mehr Informationen über Schläpfers kreative Ansätze besuchen Sie Welt, um mehr über seine Zeit in Wien zu erfahren. Ergänzende Einblicke bietet das Interview mit Martin Schläpfer auf Wiener Staatsoper. Wer sich für die wissenschaftliche Dimension der Choreografie interessiert, findet wertvolle Informationen auf Gitta Barthel.

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Ort Wien, Österreich
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