50 Jahre später: Rudi Carrells Sommerhit im Zeichen des Klimawandels!
Bremen, Deutschland - Am 5. Mai 1975 eroberte der Song „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ von Rudi Carrell die deutschen Charts. Geschrieben wurde das Stück zusammen mit Thomas Woitkewitsch an einem lauen Abend auf Carrells Bauernhof bei Bremen, begleitet von einem Kasten Bier. Der Song verkörpert die Sehnsucht nach einem heißen, regenarmen Sommer und drückt damit die Wünsche vieler Deutscher aus, besonders nach einem Sommer, der sich im Vergleich zu den 1970er Jahren – einem der kältesten Sommer 1974 – deutlich verlängern könnte.[Süddeutsche]
Während der Song ursprünglich ein Cover des politischen Liedes „City of New Orleans“ von Steve Goodman ist, entschloss sich Carrell jedoch, einen apolitischen Ansatz zu verfolgen und das Stück in ein „meteorologisches Lied“ umzufunktionieren. Mit einem Schuss Humor kritisiert der Text unter anderem die SPD, doch die Grundstimmung bleibt unbeschwert. Carrell fühlte sich zuversichtlich, dass der Song einen vergleichbaren Kultstatus erreichen könnte wie Bing Crosbys beliebte Weihnachtsmelodie „White Christmas“.
Klimawandel im Fokus
Doch wie aktuell ist diese Sehnsucht noch? Laut Meteorologe Andreas Walter haben sich die Sommer in Deutschland seit den 1970er Jahren erheblich erwärmt. In Anbetracht der Klimakrise ist die Darstellung eines heißen Sommers im Lied vielleicht nicht mehr zeitgemäß. Die Klage über das Wetter ist in der Musik nicht neu, sondern spiegelt eine lange Tradition wider. Seit den 1970er-Jahren sind Themen wie der Klimawandel fester Bestandteil zahlreicher Songs, darunter ikonische Stücke wie „Mercy Mercy Me“ von Marvin Gaye und „Big Yellow Taxi“ von Joni Mitchell, die auf die Zerstörung der Natur aufmerksam machen. Laut einem Bericht von Deutschlandfunk Kultur ist das Bedürfnis nach Umweltschutz in der Musik geprägt von einem kulturellen Bewusstsein, das sich über Jahrzehnte entwickelt hat.
52 Jahre nach Carrells Sommerhit ist die Klimakrise stärker denn je im öffentlichen Bewusstsein verankert. Künstler wie Neil Young, der auch in seinem aktuellen Werk Umweltfragen aufgreift, illustrieren die Spannungen zwischen persönlichen Vorlieben und ökologischem Bewusstsein. In seinem Song „Chevrolet“ thematisiert er eine innige Beziehung zu Oldtimern, die ihm allerdings auch Fragen über sein eigenes Verhalten aufwirft.
Musik als Sprachrohr
Musikjournalisten wie Elissa Hiersemann empfehlen, gerade in diesen kritischen Zeiten, Songs, die sich mit der Klimakrise auseinandersetzen. Natalie Mering, besser bekannt als Weyes Blood, thematisiert in ihrem Stück „It’s Not Just Me, It’s Everybody“ die gemeinsame Trauer über Umweltzerstörung. Auch die Yeah Yeah Yeahs zeigen mit ihrem Album „Cool It Down“ Wut und Ratlosigkeit im Angesicht der Naturgewalten. Ihre Songs eignen sich als Begleitmusik für Klima-Demonstrationen, wo öffentliches Engagement und musikalische Ausdrucksweise verschmelzen.
In einer Zeit, in der sich die Realität drastisch verändert hat, reflektiert die Musik nicht nur persönliche Wünsche, sondern auch die Herausforderungen, die uns alle betreffen. Während Carrells Hit nostalgische Gefühle hervorruft, stehen viele heutige Künstler in einem ständigen Dialog mit der Realität, die vom Klimawandel geprägt ist, und bieten so einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über unsere Zukunft. Die Kluft zwischen dem Wunsch nach Sommer und der Realität der Klimakrise könnte kaum deutlicher sein.
Details | |
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Vorfall | Klimawandel |
Ort | Bremen, Deutschland |
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