Arbeitnehmer über 50: Warum nur noch Dienst nach Vorschrift ?

Deutschland - Der aktuelle Gallup Engagement Index zeigt alarmierende Zahlen: In Deutschland führen 78% der Arbeitnehmenden nur das Nötigste im Job aus. Dies betrifft insbesondere ältere Arbeitnehmer, wie die Coachin Sabine Votteler erläutert. Sie beobachtet einen zunehmenden Trend, der mit innerer Müdigkeit und dem Gefühl einhergeht, dass die eigene Arbeit wenig Sinn stiftet. Die Gründe hierfür sind vielfältig und beinhalten sowohl Kostendruck als auch einen spürbaren Verlust an Wertschätzung.

Ein weiterer Aspekt ist die Entfremdung, die durch den Verlust von Unternehmenswerten und die Veränderung der Prioritäten im mittleren Lebensalter verstärkt wird. Ältere Beschäftigte fühlen sich oft in ihrer aktuellen Beschäftigung gefangen und haben Angst vor Statusverlust und finanziellen Einbußen, was zu einem Verlust an Selbstkontrolle führt. Diese Herausforderungen sind nicht nur ein individuelles Problem, sondern reflektieren auch tiefere kulturelle und strukturelle Fragen innerhalb deutscher Unternehmen.

Der Einfluss der Unternehmenskultur

Das BMAS hat festgestellt, dass der Zusammenhang zwischen Unternehmenskultur, Arbeitsqualität, Mitarbeiterengagement und Unternehmenserfolg zunehmend in den Fokus rückt. Eine aktuelle Analyse zeigt, dass es eine substanzielle Verbindung zwischen einem positiven Arbeitsumfeld und dem Engagement der Mitarbeitenden gibt. Angesichts der Ergebnisse des Gallup Engagement Index, der seit 2001 jährlich erstellt wird, wird deutlich, wie wichtig eine gute Unternehmenskultur für die Motivation der Mitarbeitenden ist. Die jüngste Untersuchung fand zwischen dem 18. November und 20. Dezember 2024 statt, wobei 1.700 zufällig ausgewählte Arbeitnehmer befragt wurden.

Die vorherrschenden Gefühle der inneren Müdigkeit und des Mangels an Wertschätzung können durch konkrete Maßnahmen angegangen werden. Votteler schlägt vor, dass der erste Schritt zur Veränderung das Bewusstsein dafür ist, dass die aktuelle Situation nicht tragbar ist. Hierbei spielt die Identifikation dessen, was fehlt und was motiviert, eine zentrale Rolle.

Weg zur Veränderung

Um wieder zu mehr Engagement und Zufriedenheit im Job zu gelangen, empfiehlt es sich, neue Perspektiven zu finden und kreativ auszuprobieren. Gespräche, Fortbildungen oder ehrenamtliches Engagement können helfen, Ängste vor Veränderungen zu überwinden und neue Lebensentwürfe zu entdecken. Dabei ist ein Jobwechsel nicht zwingend notwendig, um die Motivation zurückzugewinnen. Oft können interne Rollenwechsel oder Sabbaticals neue Einsichten bieten

Bei tiefergreifender Unzufriedenheit müssen jedoch umfassendere Veränderungen in Betracht gezogen werden. Angesichts der zunehmenden Anzahl an Arbeitnehmern, die sich in einem Zustand des “Dienst nach Vorschrift” befinden, sollten Unternehmen ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um eine wertschätzende und motivierende Unternehmenskultur zu fördern.