Digitale Rinder im Schwarzwald: Schutzmaßnahme gegen Wölfe tested!

Digitale Rinder im Schwarzwald: Schutzmaßnahme gegen Wölfe tested!
Das Thema Herdenschutz im Schwarzwald ist zurzeit ein heißes Eisen, und nicht nur für die Schaf- und Ziegenhalter. Auch Rinder stehen häufig im Fokus der Wölfe, die seit einigen Jahren wieder in Baden-Württemberg heimisch sind. Das neueste Experiment, das in Oberried (Breisgau-Hochschwarzwald) durchgeführt wird, hat sich das Ziel gesetzt, durch innovative Methoden den Schutz der Rinder vor Wolfsangriffen zu verbessern.
Im Rahmen des Projekts, das von Forschenden und Landwirten in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium entwickelt wurde, werden etwa 90 Rinder mit GPS-Sensoren ausgestattet. Der Plan ist, herauszufinden, ob eine engere Bindung der Tiere zueinander sie widerstandsfähiger gegen Wolfsangriffe macht. Nach dem Muster „Erst klein, dann groß“ verbringen die Rinder zunächst drei Tage auf einer kleineren Weide, bevor sie auf eine größere Weide geführt werden. Die Hypothese ist, dass die enge Zusammenhaltung der Rinder dazu führt, dass sie auch nach der Freilassung näher beieinander bleiben und damit die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass Einzeltiere abseits der Herde stehen. So wird es für Wölfe schwieriger, ein Tier zu reißen. Die GPS-Daten, die während einer achtwöchigen Testphase gesammelt werden, sollen Ende des Jahres ausgewertet werden, und die ersten Ergebnisse dürften spannend werden. Laut SWR ist dies ein vielversprechender Ansatz, um das Herdenschutzproblem anzugehen.
Die Herausforderungen der Wolfsrückkehr
Die Rückkehr des Wolfes seit 2017 hat nicht nur zu einem Anstieg von Sichtungen geführt, sondern auch zu einer Besorgnis unter Rinderhaltern. Im Raum Schwarzwald wurden seitdem mehrere Rinderattacken registriert; insgesamt sind in den letzten fünf Jahren neun Rinder durch Wolfsangriffe getötet worden. Besonders kritisch war ein Fall in Bernau, wo ein Hof innerhalb von nur drei Wochen viermal angegriffen wurde und insgesamt sechs Tiere starben. Die Sensation: DNA-Untersuchungen konnten nachweisen, dass mindestens zwei dieser Angriffe eindeutig einem Wolf zuzuordnen waren. Hier tritt die Problematik des Herdenschutzes besonders deutlich zutage, da vor 2023 entsprechende Schutzmaßnahmen hauptsächlich für Schafe und Ziegen galten, während Rinder bisher sträflich vernachlässigt wurden. Um diesen Missstand zu beheben, erhielt das Herdenschutzprojekt für Rinder im Südschwarzwald eine Unterstützung in Höhe von 800.000 Euro über vier Jahre, damit Ressourcen für Personal und Beratung zur Verfügung stehen. Wie die Schwäbische berichtet, gibt es großen Zuspruch für das Projekt, während die FDP die Wolfspolitik der Landesregierung als gescheitert ansieht.
Mit insgesamt drei sesshaften Wölfen in Baden-Württemberg bleibt das Problem aktuell, da auch die Kommunen Druck aufbauen. 35 Bürgermeister aus dem Schwarzwald fordern einen schnelleren und leichteren Abschuss problematischer Tiere. Und auch in Bezug auf die EU gibt es Überlegungen, den Schutzstatus für Wölfe zu lockern. Der Wolf ist zwar wieder in Deutschland heimisch, aber viele Bauern sind besorgt über die anhaltenden Schäden, die diese Raubtiere verursachen. Landwirtschaft.de erklärt, dass Herdenschutzmaßnahmen zwar Schäden verringern können, jedoch auch kritisch betrachtet werden müssen, denn wachsende Wolfspopulationen stellen ein zunehmendes Problem dar.
Der Weg in die Zukunft
Die oben genannten Herausforderungen zeigen deutlich, dass der Herdenschutz eine vielschichtige Angelegenheit ist. Um effizient zu sein, müssen sowohl Landwirte als auch Naturschützer zusammenarbeiten und sich auf praktikable Lösungen verständigen. In dieser Hinsicht könnte das neue Pilotprojekt, das Rinderhalter und Wissenschaftler zusammenbringt, einen entscheidenden Beitrag leisten. Bleibt zu hoffen, dass die Auswertungen der GPS-Daten in naher Zukunft positive Ergebnisse zutage fördern und somit einen Schritt in die richtige Richtung darstellen.