Steigende Zahlen: Immer mehr Straftäter im Maßregelvollzug!

Steigende Zahlen: Immer mehr Straftäter im Maßregelvollzug!
Enzkreis, Deutschland - Die Situation im Maßregelvollzug sorgt für immer mehr Besorgnis. Eine aktuelle Umfrage des Weißen Rings zeigt, dass die Zahl der untergebrachten Straftäter in psychiatrischen Einrichtungen und Entziehungsanstalten spürbar gestiegen ist. In den letzten Jahren ist die Belegung in zahlreichen Bundesländern deutlich angestiegen. So verzeichnet Rheinland-Pfalz einen Anstieg der untergebrachten Personen von 604 im Jahr 2015 auf 715 im Jahr 2024, während Hessen von 681 auf 950 Patienten wuchs. Auch in Nordrhein-Westfalen zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Hier ist die Zahl der untergebrachten Personen von 2.930 auf 3.323 gestiegen. In Berlin stieg die Zahl der Betroffenen von 801 auf 848.
Psychiatrische Fachleute mahnen an, dass die Mehrheit der Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht gewalttätig ist, was dgppn.de unterstreicht. Der forensische Psychiater Henning Saß betont zudem, dass bestimmte Erkrankungen, wie schizophrene Psychosen und dissoziale Persönlichkeitsstörungen, das Risiko für Gewalt erhöhen können. Diese psychischen Probleme sind jedoch nur einer von vielen Risikofaktoren, die auch den Drogenmissbrauch, Alkohol, Geschlecht und soziale Bedingungen mit einschließen.
Herausforderungen im Maßregelvollzug
Die Ergebnisse der Umfrage des Weißen Rings zeigen auch, dass Prävention und gute psychiatrische Versorgung der Schlüssel zur Minderung von Gewalt sind. “Behandlung statt Bestrafung” lautet das Motto, aber die Realität sieht anders aus. Insbesondere durch mangelnde räumliche und personelle Ressourcen kommt es in vielen Kliniken zu Überbelegungen und hinderlichen Behandlungsbedingungen. dgppn.de berichtet, dass 60% der Kliniken überbelegt sind und Therapien oft nicht durchgeführt werden können. Dies hat zur Folge, dass ein Drittel der Kliniken von zunehmenden körperlichen Übergriffen durch Patienten berichtet.
Die häufigsten Delikte im Maßregelvollzug beinhalten Körperverletzungen, Eigentums-, Sexual- und Tötungsdelikte. Durchschnittlich verbringen Patienten etwa 6 Jahre in Hessen und über 10 Jahre in Schleswig-Holstein in diesen Einrichtungen. Gleichzeitig stattdessen gibt es auch immer wieder Rückfälle bei entlassenen Sexualstraftätern, was die Diskussion um den Maßregelvollzug zusätzlich anheizt.
Pandemie und Krisen als Einflussfaktoren
Die Kriminologin Britta Bannenberg hebt hervor, dass in den letzten Jahren ein Anstieg sehr seltener und schwerer Taten zu beobachten ist. Gründe dafür könnten unter anderem die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Zuwanderung sein. Ein weiteres beunruhigendes Faktum ist, dass Warnsignale für potenzielle Taten oft lange Zeit unerkannt bleiben. Gedanken und Vorbereitungen könnten Jahre in Anspruch nehmen, ohne dass dies das Umfeld bemerkt.
Es besteht also ein klarer Handlungsbedarf. Fachleute wie Prof. Dr. Jürgen Müller fordern eine Reform des Maßregelrechts und eine bessere Finanzierung sowie eine bundesweite Datenerfassung, um die Bedingungen im Maßregelvollzug zu verbessern und sicherzustellen, dass sowohl die Patienten als auch die Gesellschaft bestmöglich geschützt werden.
In diesem Kontext wird auch eine Verbesserung der psychiatrischen Versorgung in Justizvollzugsanstalten dringend angemahnt. Schätzungen zufolge leiden bis zu 88% der Insassen dort unter psychischen Erkrankungen. Diese Missstände sind nicht länger hinnehmbar, und es ist an der Zeit, dass gesetzgeberische Maßnahmen eingeleitet werden, um die Situation zu analysieren und zu verbessern. Das ist eine Herausforderung, die sich im Interesse aller Beteiligten stellen muss.
Details | |
---|---|
Ort | Enzkreis, Deutschland |
Quellen |