Opfer der SED-Diktatur: Zupke fordert Anerkennung gesundheitlicher Schäden!
Berlin-Lichtenberg, Deutschland - Evelyn Zupke ist seit gut dreieinhalb Jahren die Beauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. In dieser Funktion berichtet sie über die gravierenden Folgen des Unrechtsregimes in der DDR. Die DDR war eine Diktatur, wie Zupke anhand zentraler Merkmale erklärt: Es gab keine freien Wahlen, keine Pressefreiheit, keine Versammlungs- oder Meinungsfreiheit sowie keine Reisefreiheit. „Allein daran sieht man schon, dass es eine Diktatur gewesen ist“, so Zupke, die die dramatische Repression der Menschen nach ihrem Verhalten schildert. Politische Gefangene litten unter extremen Bedingungen, die bis heute nachwirken.
Wie Zupke weiter erläutert, gab es in der DDR zwischen 250.000 und 280.000 politische Gefangene, darunter etwa 36.000 Kinder und Jugendliche in Spezialkinderheimen und Jugendwerkhöfen. Der Weg in die politische Haft war oft unvorhersehbar; man konnte beispielsweise wegen einer kritischen Äußerung oder eines misslungenen Fluchtversuchs verhaftet werden. Viele sind aus einfachsten Gründen ins Gefängnis gekommen, sogar wegen ihrer Kleiderwahl oder ihrer Musik.
Langzeitfolgen der Repression
Die langfristigen Folgen der politischen Haft sind oft dramatisch. Zupke schildert Fälle von Personen, die beispielsweise in berüchtigten Gefängnissen wie Hoheneck saßen und traumatisierende Erfahrungen machen mussten. Diese Erfahrungen, einschließlich der gesundheitlichen Schäden, begleiten die Betroffenen ein Leben lang. Das Faktum, dass viele unter Traumata leiden, wird zudem durch die Forschung zur intergenerationalen Traumata untermauert. Zupke betont, dass auch die Kinder und Enkel der politisch Verfolgten indirekt unter den Folgen leiden.
Ein zentrales Anliegen der Beauftragten ist die Anerkennung der gesundheitlichen Schäden und die Verbesserung der materiellen Situation der Opfer der SED-Diktatur. In diesem Kontext merkte sie an, dass nahezu die Hälfte der Betroffenen an der Armutsgrenze lebt. Obwohl es Bestrebungen gibt, die Entschädigungsgesetze zu reformieren, sieht sie die bisherigen Fortschritte als unzureichend an. Eine Novelle des Entschädigungsgesetzes sollte unter der gescheiterten Ampelregierung vorgelegt werden, allerdings waren die Schatten des Gesetzentwurfs noch viel zu groß, kritisch betrachtet von Zupke.
Ausblick auf Veränderungen
Trotz der Rückschläge zeigt sich Zupke optimistisch, dass bei den bevorstehenden Wahlen im Bundestag noch Änderungen erfolgen könnten. „Ich habe durchaus Hoffnung“, erklärt sie. Es gibt konstruktive Gespräche mit Politikern, die willens sind, über Parteigrenzen hinweg an Lösungen zu arbeiten. Sie spricht sich auch für einen mechanischen Ansatz aus, der im Soldatenversorgungsgesetz existiert, um die Situation der Opfer zu klären, ohne dass diese ihre oben genannten gesundheitlichen Schäden nachweisen müssen.
Ein Vierteljahrhundert nach der Friedlichen Revolution und der Erstürmung der Stasi-Zentrale betrachtet Zupke die Erhaltung der Akten des Ministeriums für Staatssicherheit als entscheidende Errungenschaft. Diese Dokumente sind nicht nur bedeutend für die historische Aufarbeitung, sondern auch für die Rehabilitierung und Entschädigung gebetener Opfer. „Die Täter schweigen und die Akten sprechen“, fasst Zupke zusammen.
Für die Zukunft ist die Beauftragte für die Opfer der SED-Diktatur entschlossen, weiter an der Anerkennung der erlittenen Unrechtserfahrungen zu arbeiten und den Betroffenen eine Stimme zu geben.
Details | |
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Vorfall | politische Haft |
Ort | Berlin-Lichtenberg, Deutschland |
Quellen |