Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer: 150 Beschuldigte entlarvt!

Speyer, Deutschland - Eine umfassende Studie über sexuellen Missbrauch innerhalb des Bistums Speyer legt erschreckende Ergebnisse offen. Die Untersuchung, die von Prof. Sylvia Schraut und ihrem Team an der Universität Mannheim durchgeführt wurde, umfasst 473 Seiten und wurde von einer unabhängigen Kommission im April 2023 initiiert. Die Studie ist auf eine Dauer von vier Jahren angelegt und soll alle Verdachtsfälle seit 1946 beleuchten. Dabei wird von mindestens 150 mutmaßlichen Tätern ausgegangen, darunter 109 Geistliche und 41 nicht-kirchliche Personen, wie RP Online berichtet.
Das Bistum Speyer, das rund 1,57 Millionen Menschen umfasst, davon 437.000 Katholiken, sieht sich mit der dunklen Geschichte seines eigenen institutionellen Versagens konfrontiert. Die Studie zeigt, dass etwa die Hälfte der dokumentierten Taten in den 1950er und 1960er Jahren begangen wurde, oft in kirchlichen Heimen. Viele dieser Fälle wurden erst im Nachhinein, insbesondere nach dem Jahr 2000, öffentlich. In der Analyse wurden Lebensdaten von rund 1.313 Geistlichen seit 1946 berücksichtigt, jedoch konnte im Archiv kein Sonderbestand zur Thematik Missbrauch gefunden werden.
Strukturelle Probleme innerhalb der Kirche
Die Untersuchung legt offen, dass sexueller Machtmissbrauch häufig als individuelles Fehlverhalten eingeschätzt wurde, während die zugrundeliegenden strukturellen Probleme in der Institution weitgehend ignoriert wurden. So beschreibt Prof. Schraut die Beschuldigten als oftmals aus einem autoritären Milieu stammend, viele von ihnen waren vor 1920 geboren und hatten Kriegserfahrung. Diese Aspekte haben zur Schaffung eines Systems der Vertuschung beigetragen, in dem die Kirche über Jahre hinweg entweder Beschuldigte individuell bestrafte oder sie vor Anschuldigungen schützte, so die Analyse von Tagesschau.
Besonders in den sechs genannten Einrichtungen im Bistum Speyer, darunter Kinderheime und Internate in Speyer, Landau-Queichheim, Landstuhl, Pirmasens und Homburg/Saar, fand systematische Gewalt bis in die 1970er Jahre statt. Die Studienautoren betonen, dass die katholische Kirche ihre Fehler nicht erkannt hat und damit die Möglichkeit zur Prävention dauerhaft vernachlässigte. Bernd Held, Vertreter des Betroffenenbeirats, hebt die Dringlichkeit struktureller Veränderungen hervor, um zukünftigen Fällen vorzubeugen.
Auswirkungen und nächste Schritte
Die Zahl der Betroffenen, die sich beim Rechtsamt des Bistums gemeldet haben, liegt unter 300, was die Frage aufwirft, wie viele weitere Fälle möglicherweise nicht bekannt sind. Das Bistum hat bislang rund 3,6 Millionen Euro an 96 Betroffene gezahlt, einschließlich Therapiekosten. Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat den Fall eines verstorbenen Generalvikars, der in der Studie behandelt wird, öffentlich gemacht, was für großes Entsetzen sorgte. Der Generalvikar Markus Magin sieht die Studie als Möglichkeit für einen Lernprozess innerhalb des Bistums und betont die Bedeutung der Thematik für die katholische Kirche insgesamt.
Die spezifischen Empfehlungen zur Prävention ergeben sich jedoch nicht aus der Studie, da Historiker in diesen Fragen nicht als Politikberater fungieren, so die Argumentation in der Analyse, die unter anderem Informationen vom Bundestag aufgreift, die auf ähnliche Problematiken hinweisen, wie in diesem Dokument dargelegt.
Details | |
---|---|
Ort | Speyer, Deutschland |
Quellen |