Verfassungsschutz warnt: Extremistische Gemeinden im Fokus der Ermittlungen

Verfassungsschutz warnt: Extremistische Gemeinden im Fokus der Ermittlungen
In der aktuellen Berichterstattung des baden-württembergischen Verfassungsschutzes stehen zwei christliche Gemeinden ganz besonders im Fokus: die „Evangelische Freikirche Riedlingen“ im Landkreis Biberach und die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ in Pforzheim. Beide Gemeinden sehen sich ernsthaften Vorwürfen ausgesetzt, die auf extremistische Ansichten und Handlungen hindeuten. Laut der Evangelischen Zeitung bleiben sie seit einiger Zeit unter enger Beobachtung.
Die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ steht bereits seit Frühling 2023 im Visier der Sicherheitsbehörden. Hier wird eine massive Queerfeindlichkeit sowie antisemitische, frauen- und demokratiefeindliche Äußerungen kritisiert. In der Lehrsatzung wird etwa ausgeführt: „Wir glauben, dass Homosexualität Sünde und eine Schande ist, die Gott mit der Todesstrafe ahndet.“ Solche Positionen führten bereits zu Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung. Im Zuge der Beobachtungen wurden auch die Räumlichkeiten der Gemeinde in Pforzheim durchsucht, was die Ernsthaftigkeit der Vorwürfe unterstreicht. Die verantwortlichen Prediger distanzierten sich bisher nicht von ihrer extremistischen Rhetorik, wie die Berichterstattung von evangelisch.de verdeutlicht.
Die Evangelische Freikirche Riedlingen
Doch auch die „Evangelische Freikirche Riedlingen“ weckt Besorgnis. Diese Gemeinde wird seit Mai 2022 beobachtet, weil ihr Prediger Jakob Tscharntke extremistische Verschwörungsideologien verbreitet und eine ablehnende Haltung gegenüber staatlichen Institutionen einnimmt. Die Predigten dieser Gemeinde erreichen mit einem eigenen Youtube-Kanal eine hohe Reichweite und beinhalten oft Äußerungen, die Politiker verächtlich machen oder dämonisieren. In der Gemeinde gibt es aktuell interne Konflikte, da sich ein Teil der Mitglieder nicht länger unter Tscharntkes Führung sehen möchte.
Jakob Tscharntke, ein ehemaliger Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, verlässt möglichst keine Gelegenheit, seine extremistischen Ansichten zu verbreiten. Pfarrer Andreas Oelze, der Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, bezeichnet beide Gemeinden als Extremfälle, die nicht repräsentativ für die Vielzahl der Freikirchen seien. Besonders die Riedlinger Gemeinde weist eine Anschlussfähigkeit für konservativ geprägte Christen auf, was weitere Sorgen bereitet.
Radikalisierung und Isolation
Oelze hebt in seinen Analysen hervor, dass Tscharntkes Radikalisierung stark durch den Zuzug von Flüchtlingen 2015/2016 sowie während der Corona-Pandemie geprägt war. Dies ist ein Zeichen dafür, dass gesellschaftliche Umwälzungen auch Radikalisierungsprozesse fördern können. Auch die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ scheint isoliert zu sein innerhalb des deutschen fundamentalistischen Spektrums und hat keinerlei Verbindungen zu den etablierten Baptistengemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG). Diese Distanzierung hat der Bund bereits vor der Beobachtung durch den Verfassungsschutz vorgenommen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert.
Zusammenfassend zeigt sich, dass sowohl die „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ als auch die „Evangelische Freikirche Riedlingen“ in der öffentlichen Wahrnehmung als extreme Sonderfälle gelten. Dies verdeutlicht, wie wichtig die kontinuierliche Beobachtung solcher Strömungen durch den Verfassungsschutz ist, um die demokratische Grundordnung zu schützen.