Rotwild in Baden-Württemberg: Droht das Aus für unsere heimischen Hirsche?
Adelegg, Baden-Württemberg, Deutschland - In Baden-Württemberg stehen die Rotwildbestände vor einer ernsthaften Herausforderung. Der neueste Abschlussbericht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) zeigt alarmierende Ergebnisse zur genetischen Diversität des Rotwilds. Laut Schwäbische sind die genetischen Bestände in der Region unzureichend, was die Gefahr von Inzucht und damit verbundene negative Auswirkungen auf die Population erheblich erhöht. In nur fünf Gebieten, die etwa vier Prozent der Landesfläche ausmachen, wird Rotwild geduldet, während es außerhalb dieser Reservate in der Regel geschossen wird, um den Waldbestand zu schützen.
Der Bericht benennt insbesondere die Adelegg, das kleinste Rotwildgebiet mit etwa 3.900 Hektar und schätzungsweise 150 Rotwildtieren. Hier wurde ein hoher Verwandtschaftsgrad festgestellt, jedoch sind bislang keine Fehlbildungen bekannt. Die Forscher warnen jedoch, dass eine Vernetzung der Rotwildgebiete notwendig ist, um die genetische Situation zu verbessern. Landesminister Peter Hauk zeigt sich offen für Gespräche zur Verbesserung dieser Vernetzung und hat die Bildung einer Arbeitsgruppe angekündigt, die Maßnahmen zur Erhöhung der genetischen Diversität erarbeiten soll.
Herausforderungen und Maßnahmen
Die geografischen Distanzen zwischen den Rotwildgebieten stellen eine große Herausforderung dar. Die Adelegg ist 115 Kilometer von Schönbuch und 137 Kilometer vom Südschwarzwald entfernt. Gespräche mit Bayern und Österreich über länderübergreifende Maßnahmen zur Verbesserung der genetischen Vernetzung stehen noch aus. In Bayern sind ähnliche Problematiken im Voralpenraum vorhanden, wo in den letzten zehn Jahren 130 Stück Rotwild erlegt wurden, ohne dass derzeit Änderungen der Rotwildgebiete geplant sind.
Minister Hauk hat betont, dass ein gezieltes Rotwildmanagement notwendig ist, um die genetische Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen zu gewährleisten. Die Schaffung geeigneter Wanderkorridore über bestehende Barrieren hinweg ist entscheidend, um die Rotwildpopulationen zu verbinden. In dieser Hinsicht sind individuelle Maßnahmen für jedes Rotwildgebiet erforderlich, um den verschiedenen Bedingungen Rechnung zu tragen.
Langfristige Strategien für den Erhalt
Eine wachsende Erkenntnis ist die Notwendigkeit, regionale Lösungsstrategien zu entwickeln, wie in einem Bericht des Wochenblatts dargestellt. Die Jagdabgaben sind in den letzten zehn Jahren stabil geblieben, mit leichten Rückgängen in einigen Gebieten. Trotz dieser stabilen Jagdstrecken ist eine kontinuierliche Evaluierung des Rotwildmanagements vorgesehen, um zukünftige Maßnahmen zu optimieren.
Eine neue Jagdstrategie im Modellprojekt ForstBW soll helfen, die Bestände nachhaltig zu managen. Dies umfasst auch die Einführung von dauerhaften Fotofallen zur systematischen Erfassung der Bestandsparameter. Der Einfluss des wolfs auf die Rotwildpopulation kann derzeit noch nicht eindeutig quantifiziert werden, da die Rückkehr von Raubtieren auch die Jagdstrecken im Südschwarzwald beeinflussen könnte.
Die Unterstützung und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ministerien und Bundesländern, wie Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern, ist unerlässlich, um das Ziel der Verbesserung der genetischen Diversität des Rotwilds zu erreichen. Wenn diese Herausforderungen mit einem bewussten und wissenschaftlich fundierten Umfeld angegangen werden, könnte es gelingen, den Rückgang der genetischen Vielfalt umzukehren und eine gesunde Rotwildpopulation in Baden-Württemberg zu erhalten.
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Vorfall | Umwelt |
Ort | Adelegg, Baden-Württemberg, Deutschland |
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