Essstörungen im Fokus: Biografische Wurzeln und neue Weiterbildung in Albstadt

In Sigmaringen entwickelt Professorin Maier-Nöth ein Weiterbildungsprogramm in Ernährungspsychologie zur Unterstützung von Betroffenen von Essstörungen.

In Sigmaringen entwickelt Professorin Maier-Nöth ein Weiterbildungsprogramm in Ernährungspsychologie zur Unterstützung von Betroffenen von Essstörungen.
In Sigmaringen entwickelt Professorin Maier-Nöth ein Weiterbildungsprogramm in Ernährungspsychologie zur Unterstützung von Betroffenen von Essstörungen.

Essstörungen im Fokus: Biografische Wurzeln und neue Weiterbildung in Albstadt

Immer mehr junge Menschen in Deutschland sind von Essstörungen betroffen, ein Phänomen, das oft tief in persönlichen Biografien verwurzelt ist. Laut Südkurier sind diese Störungen nicht nur individuelle Probleme, sondern auch Ausdruck innerer Konflikte, die über das Essverhalten reguliert werden. Professorin Andrea Maier-Nöth von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen hat erkannt, dass fundierte Kenntnisse über die psychodynamischen Hintergründe essgestörter Verhaltensweisen unerlässlich sind. Daher wird sie im kommenden Herbst ein Weiterbildungsangebot im Bereich Ernährungspsychologie ins Leben rufen.

Das Ziel des Programms ist klar: Fachkräfte sollen darin geschult werden, die Wurzeln von Essstörungen zu erkennen und sowohl Betroffene als auch Angehörige besser unterstützen zu können. Hierbei wird auch das Thema der familiären Strukturen und der frühen Kindheit nicht vernachlässigt, wie die Bachelorarbeit von Ilka Eichwald zeigt. Sie analysiert, wie frühkindliche Erfahrungen, Bindung und transgenerationale Traumata das Essverhalten prägen.

Wurzeln der Essstörungen verstehen

In der Ernährungspsychologie wird immer wieder betont, dass mangelnde Bindungserfahrungen und unbewusste familiäre Muster wesentliche Faktoren sind, die zu dysfunktionalen Glaubenssätzen und letztlich zu Essstörungen führen. Die Forschung in diesem jungen, jedoch wachsenden Fachbereich, wie auf Tness beschrieben, verdeutlicht, dass Essgewohnheiten nicht nur biologisch bedingt sind, sondern auch stark von sozialen und emotionalen Einflüssen abhängen. Die Hauptziele der Ernährungspsychologie umfassen daher die Förderung gesunder Essgewohnheiten sowie die Prävention und Behandlung von Essstörungen.

Hierbei geht es nicht nur um den individuellen Essakt, sondern auch um die kulturellen Traditionen, die unser Verhalten prägen. Christoph Klotter, Professor für Ernährungspsychologie, beschreibt in seinem Buch die unterschiedlichen Ernährungstraditionen und deren unbewusste Einflüsse auf unsere Essgewohnheiten. Diese kulturellen Vorstellungen sind oft so fest verankert, dass sie die Sicht auf „normales“ und „gesundes“ Körpergewicht nachhaltig verändern.

Interdisziplinarität und praktische Ansätze

Die interdisziplinäre Natur der Ernährungspsychologie verbindet Erkenntnisse aus Psychologie, Ernährungswissenschaft, Medizin und Soziologie. Diese Zusammenarbeit ist von großer Bedeutung, um Betroffenen ein umfassendes Unterstützungssystem zu bieten. Laut Ärzteblatt sollten Interventionen nicht nur auf individuelle Aspekte fokussieren, sondern auch das soziale Umfeld und die wirtschaftlichen Bedingungen mit einbeziehen, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen.

Hierbei kommen diverse Methoden zum Einsatz, darunter Familienaufstellungen und Emotionsregulationstechniken. Experten betonen, dass ein tieferes Verständnis der essgestörten Menschen und ihrer Systeme notwendig ist, um wirklich helfen zu können. Die Ausbildung von Fachkräften, die Betroffene auf Augenhöhe begleiten und als Anlaufstelle während des gesamten Therapieverlaufs fungieren, wird daher immer drängender.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ursachen von Essstörungen weitreichend und komplex sind. Die Einsicht, dass oftmals biografische Wurzeln eine entscheidende Rolle spielen, eröffnet neue Perspektiven für die Behandlung und Prävention. Es bleibt zu hoffen, dass mit Initiativen wie Maier-Nöths Weiterbildung ein weiterer Schritt in Richtung eines besseren Verständnisses und der Unterstützung von Betroffenen gemacht wird.