Künstlersozialversicherung: Klare Urteile, unklare Wege für Kreative

Erfahren Sie, wer Anspruch auf die Künstlersozialversicherung hat und welche Kriterien entscheiden. Wichtige Informationen für kreative Selbstständige und Unternehmen, die kreative Leistungen beauftragen.
Erfahren Sie, wer Anspruch auf die Künstlersozialversicherung hat und welche Kriterien entscheiden. Wichtige Informationen für kreative Selbstständige und Unternehmen, die kreative Leistungen beauftragen.

Wer darf in die Künstlersozialversicherung? – Was Kreative und Unternehmen wissen sollten

Freischaffende Künstler:innen und Publizist:innen stehen häufig vor der Herausforderung, die Kosten für gesetzliche Sozialversicherungen wie Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung selbst tragen zu müssen. Die Künstlersozialversicherung (KSK) bietet hier eine wesentliche Entlastung, indem sie selbstständigen Kreativen den Zugang zur gesetzlichen Absicherung erleichtert. Diese Versicherung übernimmt die Hälfte der Beiträge, die sowohl durch staatliche Zuschüsse als auch durch Abgaben von Unternehmen, die kreative Leistungen in Anspruch nehmen, finanziert werden.

Wann gilt eine Tätigkeit als „künstlerisch“?

Die Einstufung einer Tätigkeit als „künstlerisch“ ist oft entscheidend für den Zugang zur KSK und kann in vielen Fällen rechtlich umstritten sein. Gerichtsurteile, insbesondere vom Bundessozialgericht (BSG), haben in den letzten Jahren wichtige Vorgaben geschaffen. Allerdings ist die Beurteilung in der Regel einzelfallabhängig, was bedeutet, dass jeder Antrag individuell geprüft wird.

Wichtige Beispiele aus der Rechtsprechung

Ein Beispiel, das oft diskutiert wird, ist die Frage, ob das Unterrichten von Flamenco-Tanz als künstlerische oder sportliche Tätigkeit einzustufen ist. Während die KSK zunächst die Sichtweise vertrat, dass der Schwerpunkt im sportlichen Bereich liege, entschied das BSG letztlich, dass die Kunst des Tanzes in der von der Lehrerin vermittelten Form als darstellende Kunst anerkannt werden kann, sofern das Ziel die Entwicklung künstlerischer Ausdrucksformen ist.

Ein weiteres Beispiel betrifft das Tätowieren. Hier wurde zunächst angenommen, dass es sich um eine handwerkliche Tätigkeit handelt. Allerdings führte eine anerkannte künstlerische Ausbildung der Tätowiererin und die individuelle Gestaltung der Tattoos dazu, dass die Tätigkeit als bildende Kunst eingestuft wurde.

Was bedeutet das für Kreative und Unternehmen?

Für Kreative

Künstler:innen sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Zugang zur KSK nicht nur vom Berufstitel abhängt, sondern von der Art und Weise, wie die Tätigkeit gestaltet ist. Wer eine künstlerische Ausbildung und eigene Werke oder Auftritte nachweisen kann, hat tendenziell bessere Chancen auf eine Anerkennung. Bei Unsicherheiten gibt es umfassende Informationen und Beratung auf der Webseite der Künstlersozialkasse.

Für Unternehmen

Unternehmen, die kreative Dienstleistungen in Anspruch nehmen, können unter bestimmten Voraussetzungen zur Zahlung der Künstlersozialabgabe verpflichtet sein. Diese Pflicht gilt, sobald das Honorar 450 Euro pro Jahr übersteigt. Es ist wichtig, die Abgabe nicht zu ignorieren, da die KSK auch rückwirkend prüft und im Falle einer unterlassenen Zahlung Nachforderungen und möglicherweise Strafzuschläge verhängen kann.

Fazit

Die Künstlersozialversicherung stellt eine bedeutende Unterstützung für selbstständige Kreative dar, doch der Zugang ist oft mit bestimmten Anforderungen verbunden. Die Einzelfallprüfung spielt eine entscheidende Rolle und zeigt, wie wichtig es ist, die künstlerischen Aspekte einer Tätigkeit rechtlich überzeugend darzustellen. Für Unternehmen ist es von Bedeutung, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein, wenn sie kreative Leistungen einkaufen.

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