Gedenkfeier in Münsing: 80 Jahre nach dem Kriegsende eindrucksvoll erinnert

Lesung und Ausstellung in Münsing erinnern zum 80. Jahrestag des Kriegsendes an die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs.
Lesung und Ausstellung in Münsing erinnern zum 80. Jahrestag des Kriegsendes an die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs. (Symbolbild/NAG)

Münsing, Deutschland - In diesem Jahr gedenken die Bürger von Münsing und Degerndorf des 80. Jahrestages des Kriegsendes mit einer Lesung und einer Ausstellung, die die Erlebnisse und Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs beleuchten. An diesem besonderen Anlass trugen der Schauspieler Christian Tramitz sowie verschiedene Zeitzeugen durch ihre Berichte zur Erinnerungskultur bei. Tramitz las einen eindringlichen Zeitzeugenbericht über den Absturz eines englischen Bombers vom Typ Lancaster, der am 17. Dezember 1944 auf dem Fürst Tegernberg in Degerndorf abstürzte. Glücklicherweise gab es dabei keine Verletzten oder Gebäudeschäden, allerdings überlebte von den sieben Besatzungsmitgliedern nur einer den Absturz.

Unter der Leitung von Bürgermeister Georg Bolzmacher kümmerten sich die Degerndorfer um den verletzten Soldaten und beerdigten die gefallenen Kameraden anstatt sie im Wald zu verscharren. Die Gedenkfeier fand im Bürgerhaus statt, wobei Landrat Josef Niedermaier und Bürgermeister Michael Grasl anwesend waren. Auch andere Zeitzeugen wie Veronika Kreuzhage, Johannes Bernwieser und Bettina Hecke trugen zu der Veranstaltung bei, indem sie Berichte über den Todesmarsch durch das Isartal und Münsing sowie Erinnerungen von Gregor Berghof vorstellten, der als Heimatvertriebener 1945 nach Münsing kam.

Erinnerung und Aufarbeitung

Ein Chronik-Team erstellte eine Sammlung von unveröffentlichten Berichten und Fotos zum Kriegsende. Neben den allgemeinen Erinnerungen beschäftigte sich eine Schautafel mit den bemerkenswerten Leistungen von Frauen, die während des Krieges Feuerwehrdienste leisteten. Die Ausstellung zeigte ebenfalls Bilder vom Kriegsalltag, darunter Todesnachrichten und Massengräber. Ein erschütterndes Beispiel dieser Zeit ist das Schicksal von Ferdinand Hinterholzer aus Attenkam, der aufgrund seiner Epilepsie im Rahmen des Euthanasie-Programms ermordet wurde.

Hinterholzer, der nach einem Fahrradunfall epileptische Anfälle hatte, wurde offiziell am 22. März 1945 für tot erklärt, wobei der Mord im Krankenhaus Haar unter dem Deckmantel einer Lungenentzündung stattfand. Dies geschah nur sieben Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Sein Fall ist ein erschreckendes Beispiel für die als „Euthanasie“ bezeichneten Programme, die von den Nationalsozialisten eingeführt wurden, um Menschen, die als „lebensunwert“ galten, zu ermorden. Diese Programme hatten verheerende Auswirkungen auf die Gesellschaft, und viele Menschen wurden systematisch verfolgt und getötet.

Die Auswirkungen der NS-Zeit in der Region

Die Ausstellung in Münsing betrachtet auch das Schicksal von Zwangsarbeitern sowie geflüchteten Personen und beleuchtet die weitreichenden Konsequenzen der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Rahmen dieser Ausstellung wurden 15 Informationstafeln aufgestellt, die die Machtübernahme des Nazi-Regimes und deren Folgen auf die Bevölkerung dokumentieren. Ein Ereignis aus dieser Zeit zeigt, dass von 81 Gefallenen oder Vermissten in Münsing 44 unter 30 Jahre alt waren, wobei 12 davon sogar unter 20 Jahre alt waren.

Die Eröffnung der Ausstellung fand am 9. Mai statt und wurde von Bürgermeister Michael Grasl und Johannes Bernwieser begleitet. Unterstützt wurde die Ausstellung durch örtliche Banken sowie den Kulturfonds der Gemeinde. Als Teil der Feierlichkeiten präsentierten Grundschüler aus Münsing Friedenstauben, die sie mit einem Schmied hergestellt hatten. Mit einem kostenlosen Eintritt zur Eröffnung und Lesung wurden jedoch auch Spenden erbeten, um die Erinnerung an diese dunkle Zeit lebendig zu halten und die Aufarbeitung voranzutreiben.

Die Lesung sowie die vielfältigen Veranstaltungen, wie der Erinnerungs-spaziergang am 11. Mai und die Ausstellung „Kriegsende und Neubeginn“ bis zum 31. Mai, laden alle Bürger ein, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und die kollektive Erinnerung zu bewahren. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist entscheidend, um die Zukunft zu gestalten und aus den Fehlern der Geschichte zu lernen. Merkur und Süddeutsche berichten, dass dies ein wichtiger Schritt zur Bewahrung des Gedächtnisses an diese furchtbare Zeit ist, während die bpb weiterhin die tiefen Wunden aufzeigt, die durch die Euthanasie-Programme und andere Maßnahmen des Nazi-Regimes verursacht wurden.

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Ort Münsing, Deutschland
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