Ukraine-Krieg: Istanbul-Gespräche stehen auf der Kippe – Was nun?

Verhandlungen über den Ukraine-Krieg in Istanbul: Delegationen aus der Ukraine, Russland und der Türkei treffen sich am Freitag.
Verhandlungen über den Ukraine-Krieg in Istanbul: Delegationen aus der Ukraine, Russland und der Türkei treffen sich am Freitag. (Symbolbild/NAG)

Istanbul, Türkei - Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Krieges zwischen Vertretern der Ukraine und Russlands wurden erneut vertagt. Ein erstes direktes Treffen der beiden Länder seit drei Jahren soll nun am Freitag in Istanbul stattfinden, unterstützt von türkischen Vertretern. Russische Nachrichtenagenturen bestätigten die Vertagung dieser Gespräche, die eine trilaterale Zusammenarbeit zwischen den USA, der Ukraine und der Türkei sowie zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei umfassen sollen. Die Entscheidung über ein mögliches Vierertreffen zwischen den USA, Russland, der Ukraine und der Türkei steht jedoch noch aus. Die US-Delegation wird von Außenminister Marco Rubio geleitet, während die ukrainische Delegation von Verteidigungsminister Rustem Umjerow angeführt wird.

Türkischer Außenminister Hakan Fidan tauschte sich zuvor im Dolmabahce-Palast mit der russischen Delegation aus. Allerdings warteten die russischen Gesandten vergeblich auf die ukrainische Delegation, was einmal mehr die angespannten Beziehungen verdeutlicht.

Unterschiedliche Erwartungen und kritische Stimmen

Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm nicht an den Verhandlungen in Istanbul teil und äußerte sich kritisch gegenüber der russischen Delegation, die er als zweitklassig bezeichnete. Er forderte zudem die Anwesenheit von Wladimir Putin. Das russische Außenministerium wies die Kritik zurück und betonte die Qualifikationen der entsandten Experten. Cheforganisator der russischen Delegation ist Wladimir Medinski, der bereits an ergebnislosen Verhandlungen im Jahr 2022 beteiligt war.

Trotz der Friedensgespräche dauern die Kämpfe in der Ukraine an. Der Kiewer Generalstab meldete am Vortag 168 Gefechte und 68 Luftangriffe. Währenddessen berichteten russische Streitkräfte von Geländegewinnen im Donezk-Gebiet, was die Situation weiter kompliziert.

Kritik und geopolitische Spannungen

Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte Skepsis gegenüber der Nutzung eingefrorener russischer Guthaben und warnte vor möglichen Risiken für den Finanzmarkt. Zudem schloss Merz neue Sanktionen gegen Russland nicht aus, da Moskau eine Frist für eine Waffenruhe verstreichen ließ. In den internationalen Debatten um den Konflikt betont der ehemalige US-Präsident Donald Trump, dass Frieden in der Ukraine erst nach einem direkten Treffen mit Putin möglich sei. Dies rief eine Reaktion von Selenskyj hervor, der Trump vorwarf, russische Propaganda übernommen zu haben.

Die politischen Verhandlungen der letzten Jahre scheiterten häufig an grundlegenden Differenzen über die Sicherheitsgarantien und die territorialen Ansprüche. Russlands unverändert aggressive Haltung, die etwa in der Anerkennung vier besetzter ukrainischer Gebiete als russisches Staatsgebiet zum Ausdruck kam, symbolisiert die tiefen Gräben zwischen beiden Nationen.

Die aktuellen Gespräche in Istanbul sind ein Versuch, diesen jahrzehntelangen Konflikt anzusprechen, doch die historischen Rückschläge, wie das Massaker von Butscha, werfen einen langen Schatten auf jegliche Hoffnungen auf Frieden. Die Verhandlungen, die im Frühjahr 2022 stattgefunden hatten, endeten ohne greifbare Ergebnisse, und das Vertrauen in die Ernsthaftigkeit Russlands bleibt gering.

Die Welt blickt gespannt auf die kommenden Tage in Istanbul und hofft, dass der Dialog, begleitet von den steigenden Verteidigungsausgaben insbesondere in der NATO, die Wogen des Konflikts glätten könnte.

Details
Ort Istanbul, Türkei
Quellen