Nachhaltiges Bauen in Schweinfurt: Klimapositive Wohnungen im Fokus

Nachhaltiges Bauen in Schweinfurt: Klimapositive Wohnungen im Fokus
Im Stadtteil Hochfeld, Schweinfurt, wird derzeit ein bemerkenswertes Wohn- und Forschungsprojekt realisiert, das die Zukunft des Bauens prägen könnte. Bauherr ist die Riedel Bau AG, die zusammen mit dem Planungsteam des ASAP Instituts für nachhaltige und klimagerechte Architektur an der Verwirklichung von zwei funktionsübergreifenden Gebäuden arbeitet. Das Projekt umfasst insgesamt sechs Mietwohnungen, die für eine Zielgruppe mit hohen Ansprüchen an Nachhaltigkeit konzipiert sind.
Ein zukunftsweisendes Merkmal des Bauvorhabens „Paul & Rosa“ ist die Klimapositivität. Das bedeutet, dass die Häuser in der Lage sind, mehr Treibhausgasemissionen zu kompensieren, als sie bei ihrem Betrieb erzeugen. Mögliche Technologien, die hierfür zum Einsatz kommen, sind Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu erwähnen, dass Gebäude in Deutschland für etwa 30% der CO₂-Emissionen verantwortlich sind, was einer der Gründe für das Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) im November 2020 ist. Das GEG zielt darauf ab, den Niedrigstenergiegebäude-Standard einzuführen, um den Gesamtenergieverbrauch drastisch zu senken.
Baufortschritt und Technologischer Ansatz
Für das Projekt auf einem großzügigen Grundstück von etwa 1.400 Quadratmetern ist eine Bauzeit von Mai 2024 bis voraussichtlich September 2025 angesetzt. Ein entscheidender Faktor für den Baufortschritt ist der hohe Vorfertigungsgrad der verwendeten Materialien. Dabei werden Ziegelfertigteilwände bereits im Werk vorgefertigt, was nicht nur den Bauprozess beschleunigt, sondern auch die CO2-intensiven Transportwege reduziert. Die Wahl der verwendeten Materialien spielt hierbei eine zentrale Rolle: Die Wandstärke der Silvacor W07 Ziegel beträgt 42,5 cm, und der U-Wert liegt bei 0,16 W/m²K, was einem hohen energetischen Standard entspricht. Zudem wird der Cradle-to-Cradle-Ansatz durch die Verwendung von Lehmziegeln unterstützt, die nicht nur eine hervorragende Isolierung bieten, sondern auch die Raumluftqualität fördern.
Ein weiteres zukunftsträchtiges Element ist das Forschungsprojekt, das eng mit dieser Bauinitiative verbunden ist. Es zielt darauf ab, Daten zu Energieverbrauch, dem Wohlbefinden der Bewohner und dem Nutzerverhalten zu erheben. Diese Erkenntnisse sollen zukünftige Entwicklungen im nachhaltigen Bauen formen und die Materialwahl sowie den Einsatz von Lüftungs- und Heiztechniken in Beziehung zu CO2-Emissionen setzen. Besonders hervorzuheben ist hier das Ziel, eine Vergleichbarkeit zwischen Wohnungen mit ähnlichen Grundrissen und Größen herzustellen, um sowohl subjektive Empfindungen als auch objektives Nutzerverhalten zu analysieren.
Die Rolle der Regierung und Zukunftsaussichten
Die Bundesregierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um klimafreundliches Bauen zu fördern. Ende Mai 2023 wurde die Neubauförderung um 888 Millionen Euro aufgestockt. Auch der wissenschaftliche Ansatz des Projekts „Paul & Rosa“ wird durch die aktuelle Förderpolitik unterstützt. Bis Ende 2023 sind keine neuen Anträge für die Klimafreundliche Neubauförderung (KFN) mehr möglich, allerdings bleibt die Förderung für Wohneigentum weiterhin bestehen.
Die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) trägt dazu bei, dass klimapositive Projekte wie das hier beschriebene besondere Beachtung finden. Diese werden ausgezeichnet für ihre Effizienz in der Energieverwendung und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Experten sind sich einig, dass solche Gebäude für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende entscheidend sind und ein Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Speicherung von Kohlenstoff erreichen müssen.
Insgesamt steckt viel Potenzial in dieser innovativen Bauinitiative in Hochfeld. Die Kombination aus nachhaltigen Materialien, cleveren Technologien und einem forschungsbasierten Ansatz könnte als Modell für zukünftiges Bauen dienen. Umso mehr dürfen wir gespannt sein, welche Ergebnisse die Forschung in punkto Wohnklima und Energieeffizienz liefern wird.