Alarmstufe Rot: Berliner Grundwasser stark mit Schwermetallen belastet!

Reichstagufer, 10117 Berlin, Deutschland - Naturschützer des BUND Berlin machten am Samstag mit einer Messaktion auf die alarmierende Qualität des Grundwassers in der Hauptstadt aufmerksam. Gemessen wurde vor dem ARD-Hauptstadtstudio am Reichstagufer, wo Wasser aus einer Tiefe von 22 Metern gefördert wurde. Die Testergebnisse waren besorgniserregend, denn fast alle getesteten Parameter lagen über den zulässigen Werten. So zeigte sich beispielsweise ein Kupfergehalt von 1-2 Milligramm pro Liter, was etwa 50-100 Mal über dem natürlichen Wert von 0,01 Milligramm liegt. Ebenfalls alarmierend war der Ammoniumgehalt, der rund 3 Milligramm pro Liter betrug und somit sechsmal über dem Grenzwert für Trinkwasser von 0,5 Milligramm lag.
Gabi Jung, Geschäftsführerin des BUND Berlin, äußerte, dass 90 Prozent der Berliner Gewässer im schlechten Zustand seien. Die hohen Ammoniumgehalte deuten auf Verunreinigungen durch Abwasser, Abfälle oder einen übermäßigen Einsatz von Wirtschaftsdüngern hin. Die Wassertemperatur war mit 13,9 Grad Celsius ebenfalls besorgniserregend, da sie mehrere Grad über dem natürlichen Wert von 8-9 Grad Celsius lag. Trotz unproblematischem Sauerstoffgehalt von 4,2 Milligramm pro Liter und einem pH-Wert von 6,3 zeichnen sich die Ergebnisse als alarmierend aus.
Kritik an der Politik und Wasserrahmenrichtlinie
Die Aktivisten forderten eine grundlegende Überarbeitung der Bau- und Verkehrspolitik, um die Versiegelung der Flächen zu reduzieren und die Versickerung zu verbessern. Im Rahmen ihrer Forderungen wiesen sie auch auf die Wasserrahmenrichtlinie der EU hin, die seit etwa zehn Jahren umgesetzt werden sollte, jedoch nicht ausreichend beachtet werde. Die Priorisierung des Automobilverkehrs trage maßgeblich zur Verseuchung der Gewässer mit Mikroplastik, Schwermetallen und Chemikalien bei.
Langfristige Herausforderungen für das Grundwasser
Die Situation in Berlin wird durch die Ergebnisse eines langjährigen Monitoring-Systems kompliziert. Die Senatsverwaltung betreibt Messnetze, um die Grundwasserqualität systematisch zu überwachen und somit eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung zu gewährleisten. Eine umfassende Studie auf Grundlage von hydrochemischen Daten aus den Messnetzen zeigt signifikante Unterschiede in den Konzentrationen vieler Inhaltsstoffe des Grundwassers. In Berlin sind vor allem die Sulfat- und Chloridwerte besorgniserregend, die teilweise die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung überschreiten, während die Belastung durch Schwermetalle und synthetische Stoffe im Grundwasser weniger ausgeprägt ist.
Die hohen Konzentrationen von Inhaltsstoffen wie Sulfat, Kalium, Natrium und Chlorid sind vor allem in oberflächennahen Grundwasserleitern zu finden. Die Ursachen für diese hohe Belastung sind komplex und unter anderem in langfristigen Stoffeinträgen und dem Einfluss der städtischen Infrastruktur zu sehen. Ein Bewertungsschema für hydrochemische Beeinflussungen zeigt, dass in Berlin nur 9 Prozent der bewerteten Messstellen hydrochemisch unbeeinflusst sind, während jede vierte Messstelle eine unspezifische Beeinflussung durch diffuse Schadstoffeinträge aufweist.
Zukunft der Wasserqualität im Blick
Die Grundwasserqualität in Berlin ist entscheidend für die Trinkwasserversorgung, da die Stadt sich vollständig aus eigenen Ressourcen versorgt. Die Qualität wird sowohl direkt als auch indirekt durch die Bevölkerung beeinflusst. Natürliche Filter wie Vegetation und Böden spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Regenwasserqualität, die erst nach vielen Jahren in das Grundwasser gelangt. Die Untersuchung des Grundwassers hat in Berlin eine lange Tradition und wird kontinuierlich durch die Berliner Senatsverwaltung und andere Institutionen fortgeführt.
Die Ergebnisse der Messungen werden sowohl im Landeslabor chemisch als auch physikalisch untersucht. Diese Informationen sind essenziell, um frühzeitig Risiken für die Trinkwassergewinnung zu erkennen und die Qualität langfristig zu sichern. Die Zeit wird zeigen, ob die geforderten Maßnahmen zur Verbesserung der Grundwasserqualität in Berlin erfolgreich umgesetzt werden können.
Weitere Details zu den Herausforderungen der Grundwasserqualität in Berlin finden sich in den Berichten des Tagesspiegel, der Senatsverwaltung für Umwelt und dem Umweltatlas von Berlin.
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Ort | Reichstagufer, 10117 Berlin, Deutschland |
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