Nachtwölfe auf „Siegesfahrt“: Gedenken oder Provokation in Berlin?
Treptower Park, Berlin, Deutschland - Am 9. Mai 2025, dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa, wird Berlin von prorussischen Motorradfahrern der nationalistischen Gruppe „Nachtwölfe“ zum Schauplatz eines umstrittenen Gedenkens. Diese Gruppe plant, mehrere sowjetische Ehrenmale in der Hauptstadt zu besuchen, darunter das Ehrenmal am Tiergarten und den Treptower Park, wo sie Kränze niederlegen wollen. Obwohl die Anmeldungen für die Veranstaltung etwa 200 Teilnehmer vorsehen, rechnen die Behörden mit geringerem Andrang, basierend auf Erfahrungen aus den Vorjahren. Berichten zufolge wird die Polizei die Biker ab der westlichen Stadtgrenze bis nach Treptow eskortieren, um ein würdiges und friedvolles Gedenken zu gewährleisten. Gleichzeitig wird auch darauf geachtet, dass potenzielle Verstöße gegen die Allgemeinverfügung, wie das Zeigen sowjetischer Flaggen an den Ehrenmalen, unterbunden werden.
Die „Nachtwölfe“ haben sich seit der Annexion der Krim als Unterstützer von Präsident Wladimir Putin positioniert und gelten als extreme Nationalisten. In den letzten Tagen haben sie bereits zwei sowjetische Gedenkorte in Brandenburg, Schönwalde und Baruth, besucht und dort Kränze niedergelegt. Etwa 60 Mitglieder des Clubs waren zuvor in Dresden und sind mit rund 50 Motorrädern zum Gedenken angereist. Ihre Fahrt begann Ende April in Moskau und wird häufig als „Siegesfahrt“ bezeichnet, eine Anspielung auf den 9. Mai, der in Russland als „Tag des Sieges“ gefeiert wird. Diese Feierlichkeiten werden in Russland oft von Militärparaden und symbolischen Akten geprägt.
Konflikt der Erinnerungen
Die Berichterstattung um die „Nachtwölfe“ ist Teil eines größeren Diskurses über die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, den Historiker als „Krieg um die Erinnerung“ bezeichnen. Oceanspezifische Ereignisse, wie der Ausschluss von Vertretern aus Russland und Belarus von Gedenkveranstaltungen im Deutschen Bundestag, spiegeln diesen Konflikt wider. Es wird betont, dass die Gedenkfeiern in Deutschland und Russland oft unterschiedliche historische Narrative bedienen, was in der Gesellschaft zu Spannungen führen kann. Historikerin Corinna Kuhr-Korolev erläutert, dass Russland seine Rolle bei der Befreiung Europas anspricht, während andere Länder die dunklen Folgen der sowjetischen Besatzung hervorheben.
In einer Zeit, in der militärische Paraden und große Feierlichkeiten in Russland unter Präsident Putin zur Norm geworden sind, mehren sich auch die Kritiken an dieser Art des Gedenkens. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Bundestag vor dem wiederaufkommenden Nationalismus gewarnt und Russland als neuen Aggressor bezeichnet. Der emotionale und politische Missbrauch der Geschichte wird durch die Feierlichkeiten der „Nachtwölfe“ symbolisch untermauert, die in Deutschland mit dem militärischen Symbol „Z“, das mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine assoziiert wird, provokant auftreten.
Bereits in der Vergangenheit gab es Schwierigkeiten bei der Einreise von Mitgliedern der „Nachtwölfe“ nach Deutschland, als Visa annulliert wurden, um deren Ankunft zu verhindern. Diese strengen Kontrollen sind Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets gegen die Gruppierung, die international wegen ihrer Haltung zur Ukraine und ihrer nationalistischen Ausrichtung mit Sanktionen belegt ist.
In der Ukraine hat der 9. Mai seit 2016 keinen offiziellen Status mehr, während der 8. Mai als „Tag des Gedenkens und der Versöhnung“ gefeiert wird. Diese Entwicklungen verdeutlichen den tiefen Graben in den Feiern und Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, an dem sich auch die jetzigen Gedenkveranstaltungen in Berlin reißen.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Treptower Park, Berlin, Deutschland |
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