Rentenreform: Schließt Erziehungszeit die Lücke zwischen den Geschlechtern?

Erläuterung der Kindererziehungszeiten im Rentensystem: ihre Einführung, Auswirkungen und der Gender Pay Gap.
Erläuterung der Kindererziehungszeiten im Rentensystem: ihre Einführung, Auswirkungen und der Gender Pay Gap. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - Die Einführung der Kindererziehungszeiten im Jahr 1986 sollte Müttern eine bessere soziale Absicherung bieten. Heute, fast 40 Jahre später, wird diese Maßnahme jedoch nur als eingeschränkt erfolgreich bewertet. Laut DIW Berlin hilft die Reform zwar Müttern, doch ist die Unterstützung nicht ausreichend. Peter Haan, Leiter der Abteilung Staat am DIW, äußert, dass die Reform nicht die gewünschte Wirkung erzielt.

Michaela Kreyenfeld, Co-Direktorin am ECPD, betont, dass Kindererziehungszeiten nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn Frauen nach der Geburt ihres Kindes wieder in eine Voll- oder vollzeitnahe Beschäftigung zurückkehren. Diese Herausforderung wird durch den Gender Pay Gap, der sich durch Teilzeitarbeit vergrößert, weiter verstärkt. Viele Frauen sind gezwungen, nach der Familiengründung in Teilzeit zu arbeiten, was langfristig zu einer Rentenlücke führt.

Anrechnung der Kindererziehungszeiten

In der gesetzlichen Rentenversicherung werden Kindererziehungszeiten gutgeschrieben. Für Geburten vor 1992 können bis zu 30 Monate angerechnet werden, während für Geburten ab 1992 bis zu 36 Monate zur Verfügung stehen, wie Deutsche Rentenversicherung berichtet. Der Bund übernimmt die Pflichtbeiträge, die dem Durchschnittsverdienst eines versicherten Arbeitnehmer mit etwa 3.600 Euro monatlich entsprechen.

Diese Kindererziehungszeiten werden in der Regel nur dem Elternteil gutgeschrieben, der das Kind überwiegend betreut. Bei gemeinsamer Erziehung erhält meist die Mutter die Anrechnung. Es gibt auch Regelungen, die es Vätern ermöglichen, die Kindererziehungszeit zu beantragen. Allerdings müssen gemeinsam Erziehungsberechtigte eine Erklärung abgeben, um die Zuschreibung zu ändern.

Langfristige Auswirkungen und Gender Pay Gap

Die zusätzlichen Berücksichtigungszeiten, welche Eltern für jedes Kind erhalten, dienen dazu, Lücken in der Versicherungsbiografie zu schließen, haben jedoch keinen direkten Einfluss auf die Rentenhöhe. Die Zeiten können nur auf Antrag gespeichert werden. Es zeigt sich, dass Kindererziehungszeiten in drei Jahren nach der Geburt des Kindes angerechnet werden, jedoch nicht alle Eltern die notwendigen Formulare zur Kontenklärung ausfüllen.

Ein zentraler Aspekt der Verdienstungleichheit ist der Gender Pay Gap, der die Unterschiede bei den Bruttostundenlöhnen zwischen Frauen und Männern beschreibt. Der unbereinigte Gender Pay Gap stellt eine Differenz zwischen den durchschnittlichen Verdiensten dar, während der bereinigte Gap Unterschiede aufgrund von Beruf, Qualifikation und Beschäftigungsumfang berücksichtigt, wie die Statistik verdeutlicht.
Die Verdienstlücke wird nicht nur durch Teilzeitarbeit, sondern auch durch unterschiedliche Karriereverläufe verstärkt, was Frauen langfristig auch in der Altersvorsorge benachteiligt.

Die Kindererziehungszeiten und deren Auswirkungen sind somit ein zentrales Thema, wenn es um die wirtschaftliche Absicherung von Frauen im Alter geht. Eine verstärkte Sensibilisierung für die Anrechnung dieser Zeiten könnte zur Schließung der Rentenlücke zwischen den Geschlechtern beitragen.

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Ort Berlin, Deutschland
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