Tschentscher in der Kritik: Sinti und Roma im Gedenken vergessen!
Hamburg, Deutschland - Heute, am 7. Mai 2025, hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Rahmen einer Gedenkrede zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Neuengamme für Aufsehen gesorgt. Der Zentralrat der Sinti und Roma kritisierte Tschentscher scharf, da er die systematische Vernichtung von rund 500.000 Sinti und Roma durch das NS-Regime nicht erwähnte. Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats, äußerte in einem offenen Brief seine Fassungslosigkeit über diese Auslassung und warnte davor, dass das wiederholte Ignorieren dieser Opfergruppe zur Verharmlosung von Antiziganismus beiträgt. Rose forderte mehr Aufmerksamkeit für die Geschichte und den Verlust der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus.
Bereits im Jahr 2023 hatte der Zentralrat gefordert, den Schutz vor Antiziganismus in die Hamburger Landesverfassung aufzunehmen, was jedoch nicht umgesetzt wurde. Während Tschentscher den Schutz vor Antisemitismus unterstützte, bleibt die Erweiterung auf Sinti und Roma bislang aus. Rose betonte die Notwendigkeit, auch an Orte wie Auschwitz und Neuengamme zu erinnern, die für die Geschichte dieser Gruppen von großer Bedeutung sind.
Historische Rückschau auf die Verfolgung
Um die Dimensionen der Verfolgung zu verstehen, ist es wichtig, die historischen Hintergründe zu betrachten. Sinti, Roma und Jenische wurden zwischen 1938 und 1945 systematisch unterdrückt und verfolgt. Der Nationalsozialismus betrachtete diese Gruppen als „asozial“ und „rassisch minderwertig“. In dieser Zeit wurden Familien auseinandergerissen, und viele Kinder wurden in Todeslager deportiert.
Ein besonders einschneidendes Datum ist der 16. Dezember 1942. An diesem Tag wurde durch den „Auschwitz-Erlass“ die Deportation der letzten Sinti und Roma im „Deutschen Reich“ angeordnet. Insgesamt fielen europaweit etwa 500.000 Sinti, Roma und Jenische dem NS-Regime zum Opfer. Die Verfolgung begann bereits in den 1930er Jahren mit der Einbeziehung der Sinti und Roma in die Nürnberger Gesetze, was zu ihrer Isolation und Ausgrenzung führte.
In Deutschland leben heute noch etwa 70.000 Sinti und Roma, während die genauen Zahlen für Jenische unklar sind. Trotz dieser Präsenz erfahren Sinti, Roma und Jenische nach wie vor Stigmatisierung und gesellschaftliche Marginalisierung, was durch den steigenden Nationalismus und Antiziganismus besonders besorgniserregend ist.
Ehrenorte und Gedenken
Um der Verfolgten zu gedenken, wurde 2012 in Berlin ein Denkmal für die ermordeten Sinti, Roma und Jenischen errichtet. Es besteht aus einem Brunnen, einem versenkbaren Stein, einem Gedicht sowie Steinen mit den Namen von Konzentrationslagern. Neuere Gedenkorte, wie „Nachhall“ in Saarbrücken, bieten innovative Ansätze, um das Gedenken an die verfolgten Gruppen lebendig zu halten. QR-Codes am Denkmal ermöglichen das Abrufen von Klangfragmenten der Sinti- und Roma-Musik und tragen damit zur Aufklärung über die Kultur dieser Gruppen bei.
Dr. Mehmet Daimagüler, seit März 2022 erster Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus, hebt die Bedeutung von Aufklärung und persönlichen Begegnungen hervor. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die fortdauernden Probleme der Sinti und Roma in der Gesellschaft zu schärfen.
Abschließend ist es deutlich, dass der Völkermord an Sinti und Roma im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland nicht ausreichend verankert ist. Dies ist eine Herausforderung, die es dringend zu adressieren gilt, um eine vollständige und gerechte Erinnerungskultur für alle Opfer des Nationalsozialismus zu schaffen.
Details | |
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Vorfall | Diskriminierung |
Ursache | Antiziganismus |
Ort | Hamburg, Deutschland |
Quellen |