Türkische Frauen in Berlin: Die Stärke der Nachbarschaft erleben!

Neukölln, Deutschland - Am 23. Mai 2025 steht das Leben von Migrantinnen in Deutschland erneut im Fokus. Ceren Kulkul, Sozialwissenschaftlerin und Expertin für Stadtsoziologie sowie Migrationsforschung, untersucht die Erfahrungen türkischer muslimischer Frauen in Berlin. Ihre Dissertation, die sie 2022 an der Humboldt-Universität verfasst hat, beleuchtet die transnationalen Alltagsroutinen dieser Frauen. In ihren Forschungsgebieten, geprägt von bedeutenden türkischen Gemeinschaften, wie Neukölln, Wedding und Kreuzberg, berichten die Frauen über ihre positiven Erfahrungen in Nachbarschaften, in denen sie sich sicher fühlen und Zugang zu sozialen Interaktionsräumen haben. Wichtige Faktoren, die eine „gute Nachbarschaft“ ausmachen, sind Sicherheit und Bequemlichkeit.
Die sozialen Netzwerke dieser Frauen sind oft vielfältig. Kulkuls Studie zeigt, dass viele Frauen häufig Kontakt zu Menschen außerhalb ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit haben, insbesondere an Orten wie Schulen oder Parks. Dies widerspiegelt einen fortschreitenden Integrationsprozess, der auch in der Haltung der dritten Generation von Migranten sichtbar wird. Während die erste Generation traditionell oft männlich und mit dem Ziel, vorübergehend zu arbeiten, nach Deutschland kam, identifiziert sich die dritte Generation mehrheitlich als Berlinerinnen. Diese Identifikation ist stark ausgeprägt und übersteigt nationale oder kulturelle Zugehörigkeiten.
Herausforderungen der Migration
Die Migration türkischer Frauen lässt sich in einen breiteren Kontext einordnen. Die Gastarbeiterbewegung in den 1960er Jahren, die viele Türken nach Deutschland führte, war gekennzeichnet von einem erst kurzfristig geplanten Aufenthalt. Viele blieben jedoch länger als ursprünglich gedacht, was auch zur Entstehung von Parallelgesellschaften führte. Der Umgang mit traditionellen, patriarchalischen Strukturen aus der Türkei, einschließlich frühzeitiger Heiratspraktiken, ist für viele Migrantinnen in Deutschland eine Herausforderung. Wie aus historischen Kontexten ersichtlich, war die Gründung der türkischen Republik 1923 ein entscheidender Wendepunkt, der neuen Rechten für Frauen Ausdruck verlieh und die Trennung von Religion und Staat förderte. Dennoch zeigt sich in der Praxis eine Diskrepanz zwischen den gesetzlichen Vorgaben und der tatsächlichen Gleichbehandlung der Frauen.
Diese strukturellen Probleme führen häufig zu einer sozialen Stagnation, in der die mangelnde Bildung und das Festhalten an traditionellen Werten die individuelle Entwicklung hemmen. Die patriarchalen Strukturen sowie der Druck zur Integration führen oft zu Konflikten in der Identitätsbildung, was die Integration in Deutschland zusätzlich erschwert. In diesem Kontext ist es entscheidend, einen Mentalitätswandel zu fördern, der die Gleichberechtigung der Frauen in den Mittelpunkt rückt, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten.
Sichtbarkeit und Empowerment
Die Rolle von Moscheen, Nachbarschaftscafés und Frauengruppen wird in diesen Prozessen als zentral angesehen. Diese Einrichtungen bieten nicht nur soziale Unterstützung, sondern auch Rückhalt und Gemeinschaft. Immer mehr Frauen entwickeln ihre eigenen Strategien, um den Herausforderungen von Marginalisierung und Diskriminierung zu begegnen. Besonders die jüngeren Generationen, die in Deutschland geboren wurden, bringen neue Perspektiven in die Diskussion um Identität und Zugehörigkeit ein.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Integrationsgeschichte türkischer Frauen in Deutschland ein komplexes Geflecht aus Tradition, rechtlichen Rahmenbedingungen und persönlichen Erfahrungen ist. Die Herausforderungen bleiben bedeutend, doch der Weg in eine selbstbewusste und gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zeigt bereits Perspektiven, die optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Eine Auseinandersetzung mit diesen Themen ist notwendig, um Integration in Deutschland nachhaltig zu gestalten und den vielschichtigen Identitäten der Migrantinnen gerecht zu werden.
Details | |
---|---|
Ort | Neukölln, Deutschland |
Quellen |