Bürgergeld auf der Probe: Reicht ein Budget von 313 Euro wirklich aus?

Ravensburg, Deutschland - In Deutschland gibt es seit zwei Jahren das Bürgergeld, das Hartz IV ersetzt hat und als Grundsicherung für Menschen ohne Arbeit oder mit unzureichendem Einkommen dient. Die Reporterin einer Selbstversuch-Studie dokumentiert, wie es ist, mit einem Budget von 313 Euro für Ernährung in einem Zwei-Personen-Haushalt auszukommen. Sie weiß bereits, dass der Bürgergeldsatz für eine Einzelperson bei knapp 200 Euro liegt. Bei ihren ersten Einkäufen merkt sie schnell, dass die ersten Hundert Euro weg sind, und gibt Tipps zur Kostensenkung, wie das Ernten von Obst mit gelben Bändern oder das Anpflanzen von Gemüse im eigenen Garten.

Zusätzlich stellt sie fest, dass der Besuch beim Metzger und der Kauf von belegten Brötchen teuer sind, was sie dazu bringt, weniger Fleisch zu kaufen. Trotz der Herausforderungen plant sie ihre Mahlzeiten und kocht vor, um Kosten zu sparen. Ihren Selbstversuch dokumentiert sie in einem Videotagebuch, das Einblicke in ihren Alltag als Bürgergeldempfängerin gibt.

Lebensrealitäten von Bürgergeldempfängern

Die Reporterin erkennt während ihres Selbstversuchs, dass ein Urlaub für Bürgergeldempfänger finanziell nicht machbar ist. Sie hat am Ende des Monats zwar 20 Euro übrig, gibt jedoch 55 Euro für einen Restaurantbesuch aus und rutscht ins Minus. Dabei hat sie nicht die realen Bedingungen des Lebens von Bürgergeldempfängern berücksichtigt, wie den Zugang zu Tafeln oder energiesparenden Kochmethoden. Es wird deutlich, dass Disziplin und Kreativität erforderlich sind, um von 313 Euro zu leben.

Diese persönlichen Erfahrungen stehen in starkem Kontrast zu den in der Öffentlichkeit geäußerten Vorwürfen, das Bürgergeld sei eine „soziale Hängematte“. Kritiker argumentieren, dass das System Menschen daran hindere, wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Im Jahr 2025 gibt es in Deutschland 2,8 Millionen Arbeitslose, davon 1,1 Millionen ohne deutschen Pass, was 43,9% der arbeitslosen Leistungsberechtigten ausmacht. Diese Bevölkerungsgruppe hat es oft schwerer, schnell in den Arbeitsmarkt zurückzukehren.

Bürgergeld und Migration

Die Zahl der Bürgergeld-Beziehenden mit Migrationsgeschichte ist von 1,2 Millionen im Jahr 2010 auf 2,1 Millionen im Jahr 2023 gestiegen. Zwei Drittel dieser Personen haben keinen Berufsabschluss, und 38,1% der 20- bis 34-Jährigen ohne deutschen Pass haben keine Ausbildung. Es wird empfohlen, die Integration durch beschleunigte Asylverfahren und bessere Sprachangebote zu verbessern, um die Erwerbsquote, die von 58% im Jahr 2005 auf 69% im Jahr 2023 gestiegen ist, weiterhin zu steigern.

Bürgergeld hat das Arbeitslosengeld II abgelöst und richtet sich an erwerbsfähige Personen. Anspruch auf Bürgergeld haben alle, die das 15. Lebensjahr vollendet haben und ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben. Im Vergleich dazu bietet die Grundsicherung Unterstützung für ältere Personen oder Menschen mit Erwerbsminderung, während die Sozialhilfe auf Hilfebedürftigkeit abzielt. Somit zeigt sich, dass die sozialen Leistungen in Deutschland unterschiedlich strukturiert sind und verschiedene Zielgruppen ansprechen.

Der Selbstversuch der Reporterin wirft relevante Fragen zu den Lebensbedingungen von Bürgergeldempfängern auf. Es bedarf weiterer Anstrengungen, sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene, um diesen Menschen angemessene Unterstützung und Perspektiven zu bieten. Gleichzeitig bleibt die Diskussion über die Rolle von Migranten im deutschen Arbeitsmarkt sowie die Notwendigkeit einer effektiven Integration weiterhin relevant und aktuell.

Weitere Informationen über das Bürgergeld und seine Auswirkungen erhalten Sie auf Schwäbische, Frankfurter Rundschau und Bürger-Geld.

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Ort Ravensburg, Deutschland
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