ARD-Dokumentation über Jesiden gewinnt Stern-Preis und gibt Hoffnung

Sindschar, Irak - Am Mittwochabend, dem 15. Mai 2025, wurde in Hamburg der Stern-Preis in der Kategorie „Dokumentation“ vergeben. Preisträger des Abends war der ARD-Film „Bêmal – Heimatlos. 10 Jahre Völkermord an den Jesiden“. Der Film erzählt die bewegende Geschichte von vier Geschwisterpaaren, die vor dem Genozid im Irak nach Deutschland fliehen konnten. Jihan und Sawasn Alomar, Jesidinnen und Protagonistinnen des Films, äußerten, dass die Auszeichnung ihnen Hoffnung gibt und einen Unterschied in ihrem Leben macht. Diese Worte spiegeln den Geist wider, den die Jury in ihrem Urteil hervorhebt: Der Film erzeugt „Empathie und Nähe“ und vermittelt „Kontext und Fakten über Massenmord, Versklavung und Vergewaltigung“ während des Völkermords.

Der Preis, der von der Zeitschrift Stern verliehen wird, enthält keine Geldsumme, sondern ist verbunden mit einer Trophäe und einem Abendessen. Moderiert wurde die Veranstaltung von RTL-Moderatorin Pina Atalay und Stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz. Die Jury besteht aus unabhängigen Mitgliedern, die über die Vergabe des Preises in fünf Kategorien entscheiden. Neben der Dokumentation wurden auch in anderen Kategorien herausragende Leistungen gewürdigt, wie etwa der Preis für die beste Recherche über ein weltweites Vergewaltiger-Netzwerk auf Telegram.

Der Völkermord an den Jesiden

Der Völkermord an den Jesiden, der im August 2014 durch Kämpfer des „Islamischen Staates“ (IS) begann, hatte verheerende Auswirkungen auf die Gemeinschaft. Massaker, Erschießungen, Vergewaltigungen und Versklavungen prägten die Angriffe auf die jesidischen Dörfer im Nordirak. Die Vereinten Nationen (UN) haben diese Gräueltaten offiziell als Völkermord anerkannt. Bis heute leben viele Jesiden in Flüchtlingslagern oder haben in die Diaspora, insbesondere nach Deutschland, geflohen.

Vor dem Genozid lebten schätzungsweise 700.000 Jesiden in der nordirakischen Provinz Ninive, doch die Zahl der Vertriebene ist hoch. Derzeit gibt es weltweit geschätzt bis zu eine Million Jesidinnen und Jesiden, von denen die größte Gruppe in Deutschland lebt. Die kulturelle und religiöse Identität der Jesiden ist stark durch Verfolgung und Diskriminierung geprägt, was die Anerkennung der Verbrechen als Völkermord umso dringlicher macht.

Anerkennung der Verbrechen als Völkermord

Aktuell wird im Bundestag ein Antrag zur Anerkennung der Verbrechen gegen die jesidische Religionsgemeinschaft als Völkermord beraten. Der Antrag wird von den Ampel-Fraktionen sowie der Union unterstützt. Bei der Beratung, die voraussichtlich am kommenden Donnerstag stattfindet, wird die besondere Verantwortung Deutschlands, gerade weil viele Jesiden hier leben und deutsche Islamisten an den Verbrechen beteiligt waren, betont.

Obwohl der IS militärisch besiegt ist, bleiben die Folgen des Völkermords spürbar. Unglaubliche sechs Millionen Menschen wurden durch die Gräueltaten zu Binnenvertriebenen oder Flüchtlingen, und die politischen Verhältnisse im Irak sind nach wie vor instabil. Der Wiederaufbau der Region wird durch anhaltende Konflikte zwischen verschiedenen Gruppierungen erschwert, während die juristische Aufarbeitung der Verbrechen nur langsam vorankommt.

Die Erinnerungsarbeit der Jesiden an den Völkermord im Sindschar-Gebiet ist unabdingbar, und Veranstaltungen wie die Verleihung des Stern-Preises tragen dazu bei, das Leid und die Hoffnung dieser Gemeinschaft ins Licht zu rücken. So bleibt der regenerierende Geist der Hoffnung, der durch die Stimmen der Jesidinnen wie Jihan Alomar verkörpert wird, auch in den dunkelsten Zeiten ungebrochen.

Süddeutsche, bpb, Tagesspiegel

Details
Vorfall Völkermord
Ursache IS-Terrorismus
Ort Sindschar, Irak
Quellen