Hamburg fordert umfassendes Konzept gegen psychische Gefährder nach Attacke

Hamburg strebt nach neuen Konzepten zur Risikominderung psychisch Kranker nach Messerattacken, um Sicherheit zu verbessern.
Hamburg strebt nach neuen Konzepten zur Risikominderung psychisch Kranker nach Messerattacken, um Sicherheit zu verbessern. (Symbolbild/NAGW)

Hamburg fordert umfassendes Konzept gegen psychische Gefährder nach Attacke

Hauptbahnhof Hamburg, Deutschland - In der Hansestadt Hamburg sind die Wogen hochgeschlagen, nachdem eine tragische Messerattacke am Hauptbahnhof im Mai eine Welle der Empörung und Besorgnis ausgelöst hat. Eine 39-jährige Frau verletzte dabei 18 Menschen schwer, nur einen Tag nach ihrer Entlassung aus einer psychiatrischen Klinik in Niedersachsen. Laut Welt stellte sich heraus, dass die Frau bereits in der Vergangenheit durch Gewalttaten aufgefallen war. Dieses bedrohliche Ereignis zieht nun weitreichende Konsequenzen nach sich.

Um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, hat Hamburgs Innenbehörde neue Maßnahmen ins Leben gerufen. Geplant ist eine Verbesserung der länderübergreifenden Zusammenarbeit im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen und die Einrichtung eines Systems zur Früherkennung von Risiken. Bei der anstehenden Innenministerkonferenz in Bremerhaven wird ein entsprechender Beschlussvorschlag erörtert, der eine bessere Koordination zwischen Sicherheits- und Gesundheitsbehörden vorsieht. Ziel ist es, Informationen über psychische Erkrankungen der Polizei zugänglich zu machen. Diese Maßnahmen sind Teil des Koalitionsvertrags der schwarz-roten Bundesregierung, der bereits eine frühzeitige Erkennung von Risiken vorsieht.

Vorgeschlagene Maßnahmen im Detail

Ein zentrales Element des vorgeschlagenen Plans ist die Gründung eines nationalen Kompetenzzentrums für Risikobewertung, das die Expertise von Polizei und Psychologen bündeln soll. Diese Initiative wurde in Reaktion auf Vorfälle wie die Messerattacke in Hamburg und die Amoktat bei den Zeugen Jehovas ins Leben gerufen, wobei Hamburg bereits seit Oktober 2024 ein Kompetenzzentrum für Risikobewertung (KORIS) unterhält. Bisher besteht dieses Team aus rund 30 Fachleuten, die sich intensiv mit potenziell gefährlichen psychisch auffälligen Personen beschäftigen.

Dennoch zeigen aktuelle Ereignisse, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen: Die Hamburger Polizei hatte vor der Attacke am Hauptbahnhof keine Informationen über die Täterin. Dies wirft die Frage auf, ob ausreichend länderübergreifende Informationen geteilt werden. Ein weiterer Vorfall am Pfingstwochenende in München, bei dem ebenfalls eine Frau mit einem Messer mehrere Menschen angriff und letztlich von der Polizei erschossen wurde, verdeutlicht die Dringlichkeit präventiver Maßnahmen. Auch diese Täterin hatte zuvor bereits durch auffälliges Verhalten auf sich aufmerksam gemacht.

Psychische Gesundheit im Fokus

Psychische Gesundheit ist auch auf europäischer Ebene ein heißes Thema. Laut der WHO sind über 150 Millionen Menschen in der Europäischen Region von psychischen Erkrankungen betroffen, und nur ein Drittel der Betroffenen erhalten die notwendige Hilfe. Ein neu gegründetes Bündnis für psychische Gesundheit hat sich zum Ziel gesetzt, Defizite in der Versorgung anzugehen, um die Situation nachhaltig zu verbessern.

Hamburgs Vorschläge zur Risikobewertung und zum Umgang mit psychisch kranken Gefährdern könnten also Teil einer umfassenderen Strategie sein. Der Austausch zwischen verschiedenen Behörden, seien es Sicherheits- oder Gesundheitsbehörden, soll intensiviert werden. Jan Reinecke vom Bund Deutscher Kriminalbeamter unterstützt die Ansätze der Innenbehörde, während die Gesundheitsministerkonferenz in Weimar ebenfalls über den Informationsaustausch zwischen Sozial-, Justiz- und Sicherheitsbehörden berät.

Die Herausforderungen sind groß, und gerade in der aktuellen Zeit, wo soziale Ungleichheit und Belastungen durch die COVID-19-Pandemie zunehmen, ist es entscheidend, die psychische Gesundheit wirksam zu fördern und zu schützen. Es liegt an uns allen, Lösungen zu finden, die sowohl gefährdete Personen unterstützen als auch die öffentliche Sicherheit gewährleisten.

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OrtHauptbahnhof Hamburg, Deutschland
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