Deutschland im Homeoffice-Ranking: Nur Platz vier – Was läuft falsch?

Deutschland - Deutschland hat im internationalen Vergleich beim Thema Homeoffice zwar nicht den Sprung auf das Treppchen geschafft, bleibt jedoch mit einem durchschnittlichen Wert von 1,6 Tagen pro Woche für Akademiker höchst interessant. Während der globale Durchschnitt in 40 Ländern bei 1,2 Tagen liegt, zeichnet sich ein stabiler Trend zur Beibehaltung der Homeoffice-Nutzung seit 2023 ab. Dies berichtet die Badische Neueste Nachrichten (bnn.de).

Weltweit führt Kanada mit 1,9 Tagen wöchentlicher Homeoffice-Nutzung, gefolgt vom Vereinigten Königreich (1,8 Tage) und Finnland (1,7 Tage). Deutschland rangiert mit einem Wert, der gleichauf mit den USA und Indien ist, nur geringfügig hinter diesen Ländern. Im Gegensatz dazu sind die Zahlen in Südkorea (0,5 Tage), China und Griechenland (jeweils 0,6 Tage) sowie Japan (0,7 Tage) deutlich niedriger. Unter den deutschen Nachbarländern verzeichnet Dänemark 0,9 Tage, während Frankreich, Polen, Österreich, Tschechien und die Niederlande jeweils zwischen 1,0 und 1,4 Tagen liegen.

Ein Blick auf die Nutzergruppen

Die Nutzung von Homeoffice zeigt auffällige Unterschiede, die sich aus kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren ableiten. In Ländern mit höherer Individualität, insbesondere im englischsprachigen Raum, sind auch die Homeoffice-Anteile höher. Bei der Betrachtung der Beschäftigtengruppen ist aufgefallen, dass jene mit Kindern häufiger im Homeoffice arbeiten, während Personen ohne Kinder tendenziell entweder vollständig remote oder vor Ort tätig sind. Zudem gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen bezüglich der Homeoffice-Nutzung.

Diese Erkenntnisse spiegeln die Entwicklungen wider, die die Hans-Böckler-Stiftung in einer umfassenden Studie zum Thema Homeoffice dokumentiert. Vor der Pandemie arbeiteten nur 4% der Beschäftigten überwiegend im Homeoffice, während dieser Anteil bis Juni 2020 auf 16% anstieg. Ein Höhepunkt wurde mit 27% im April 2020 erreicht, bevor er im November wieder auf 14% fiel. Dennoch zeigten 75% der Befragten im Juni 2020 den Wunsch, auch nach der Pandemie Homeoffice nutzen zu können.

Potenziale und Herausforderungen

Homeoffice bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Untersuchungen zeigen, dass 60% der Befragten glauben, sie im Homeoffice effektiver arbeiten zu können. Gleichzeitig berichten 60%, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit oft verschwommen seien. Flexible Arbeitszeiten, die im Homeoffice möglich sind, können zudem zu Überlastung führen, wobei 45% der Nutzer abends Schwierigkeiten haben, abzuschalten.

Die Hans-Böckler-Stiftung hebt in ihrer Analyse hervor, dass Arbeitgeber auch im Homeoffice für den Arbeits- und Gesundheitsschutz verantwortlich sind. Missstände und Ungleichheiten, insbesondere zwischen den Geschlechtern, könnten durch die aktuelle Entwicklung noch verstärkt werden. Experten empfehlen, klare Regeln für Homeoffice und die Zeiterfassung einzuführen. Die Diskussion über ein mögliches „Recht auf Homeoffice“ gewinnt an Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Bedürfnisse von Frauen.

Insgesamt bleibt die Frage nach der Rückkehr zu einer Präsenzkultur spannend. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schätzen die Flexibilität, die das Homeoffice mit sich bringt, und es ist zu erwarten, dass Mischformen aus Homeoffice und Präsenzarbeit zunehmend an Bedeutung gewinnen.

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Ort Deutschland
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