Israels Generalkonsulin warnt: Der Gaza-Konflikt spaltet auch uns!

Am 22.05.2025 diskutierte Israels Generalkonsulin an der UNI KU Ingolstadt über den Hamas-Angriff und seine Folgen.
Am 22.05.2025 diskutierte Israels Generalkonsulin an der UNI KU Ingolstadt über den Hamas-Angriff und seine Folgen. (Symbolbild/NAG)

Ingolstadt, Deutschland - Talya Lador-Fresher, die Generalkonsulin Israels in München, besuchte die Katholische Universität (KU) und führte Gespräche mit Studierenden sowie der Hochschulleitung. Der nicht öffentlich angekündigte Termin fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt, was auf die aktuelle Spannungen in der Region hinweist. Lador-Fresher bezeichnete den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 als den „schrecklichsten Tag“ im jüdischen Bewusstsein seit der Schoa. Bei diesem Übergriff wurden mindestens 1.300 Israelis getötet, viele von ihnen in einem Angriff auf ein Musikfestival, bei dem Überlebende von systematischen Massakern berichteten. Unter den Opfern befanden sich auch Holocaust-Überlebende, was Erinnerungen an die dunkelste Phase der jüdischen Geschichte bei vielen Israelis und Juden weltweit wachrief.

Die Angriffe an diesem Tag spiegeln sich in der gegenwärtigen israelischen Gesellschaft wider und haben diese gespalten. Die Geiselnahme von Menschen durch die Hamas verstärkt zudem die Komplexität des Konflikts. Während Lador-Fresher die humanitäre Lage im Gazastreifen thematisierte, gab sie zu, dass diese nicht gut sei und Hilfsgüter möglicherweise von der Hamas verkauft würden. In diesem Kontext betonte sie die Wichtigkeit, dass junge Menschen den historischen und aktuellen Konfliktverlauf verstehen, um sich fundiert damit auseinandersetzen zu können.

Gespräche über Konflikte und Erinnerungen

Im Rahmen ihrer Gespräche wurden auch die politischen Situation in Syrien, der Krieg in der Ukraine sowie erneuter Antisemitismus und die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel erörtert. Lador-Fresher zeigte sich interessiert an einem Projekt zur Aufarbeitung der jüdischen Vergangenheit, das in der Universitätsbibliothek vorgestellt wurde. Diese Sammlung umfasst möglicherweise NS-Raubgut, einschließlich hebräischer Handschriften und Bücher, die von der Gemeinde Sulzbürg stammen. Dr. Heike Riedel berichtete über die Rückgabe von drei Büchern an Nachfahren ehemaliger Besitzer, darunter ein Gebetbuch von Wolf Grünebaum, was Lador-Fresher als sehr bedeutend erachtete.

Die KU pflegt seit 2018 eine Kooperation mit der Ben-Gurion Universität in Israel, die sowohl den Austausch von Studierenden als auch von Dozierenden umfasst. In diesem Zusammenhang stellte Professorin Dr. Vanessa Conze ein Lehrforschungsprojekt zur Aufarbeitung der Judenverfolgung vor, das sich mit der Geschichte der Familie Geiershoefer beschäftigt. Der Bayerische Rundfunk hat eine Podcast-Folge zu diesem Thema veröffentlicht, und ab Juni wird eine Ausstellung zur Thematik in der Zentralbibliothek zu sehen sein.

Kulturelle und historische Perspektiven

Die Erinnerung an den Holocaust hat in Israel und Deutschland tief verwurzelte Traditionen und sich im Laufe der letzten 60 Jahre weiterentwickelt. Historiker betonen, dass die Holocaust-Erinnerung eng mit der nationalen Identität der jüdischen Bevölkerung verknüpft ist. Obwohl in den ersten Jahren nach dem Krieg der Holocaust oft an den Rand gedrängt wurde, ist er seit den 1990er Jahren in Israel der wichtigste offizielle Gedenktag. In Deutschland jedoch war der Holocaust lange Zeit kein zentrales Thema im Schulunterricht, was zu einem mangelnden Wissen in der Bevölkerung führte über das Verhalten ihrer Vorfahren während des Nationalsozialismus.

Die gegenwärtigen Ereignisse und der militärische Konflikt zwischen Israel und Hamas haben einige politische Kommentatoren dazu veranlasst, Parallelen zum Holocaust zu ziehen, was von anderen als unangemessen erachtet wird. Kritiker warnen vor den Gefahren, die eine solche Instrumentalisierung der Vergangenheit für aktuelle militärische Maßnahmen mit sich bringen könnte. Der Holocaust hat nicht nur Auswirkungen auf die Identität der Nachkommen der Überlebenden, sondern prägt auch die Auseinandersetzung mit eigenem Leid und der Verantwortung für das Leid anderer.

Mit Blick in die Zukunft wird die Identitätskrise in der israelischen Gesellschaft zunehmend als Herausforderung betrachtet. Dieses Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart fordert dazu auf, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und aktuelle Konflikte kritisch zu durchleuchten. KU berichtet über den bedeutenden Besuch der Generalkonsulin, AP News führt aus die tragischen Ereignisse des 7. Oktobers auf, und bpb thematisiert die kulturellen und historischen Aspekte der Holocaust-Erinnerung.

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Ort Ingolstadt, Deutschland
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