80 Jahre Kriegsende: Steinmeiers eindringliche Mahnung zur Verantwortung

Am 8. Mai 2025 ehrte der Bundestag den 80. Jahrestag des Kriegsendes mit Steinmeiers eindringlicher Rede zur Verantwortung Deutschlands.
Am 8. Mai 2025 ehrte der Bundestag den 80. Jahrestag des Kriegsendes mit Steinmeiers eindringlicher Rede zur Verantwortung Deutschlands. (Symbolbild/NAG)

Berlin, Deutschland - Am 8. Mai 2025 ehrte der Bundestag den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) erinnerte in ihrer Ansprache an die letzten Stunden des Krieges und die verheerenden deutschen Verbrechen, die in dieser Zeit begangen wurden. Sie kritisierte den Wunsch vieler AfD-Vertreter, sich vermehrt auf deutsche Heldentaten zu konzentrieren, und warnte vor den aufkommenden antisemitischen Tendenzen in der Gesellschaft. Klöckner hob die Verantwortung hervor, die Freiheit zu verteidigen und erinnerte an die prägende Rede von Richard von Weizsäcker vor 40 Jahren, die eine wichtige Rolle in der deutschen Erinnerungskultur spielt.

In seiner Rede betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ebenfalls die Bedeutung des 8. Mai für das deutsche Selbstverständnis und zitierte den Philosophen Jürgen Habermas, um Deutschlands Verantwortung im Kontext des Ukraine-Konflikts zu unterstreichen. Steinmeier erklärte, dass dieser Tag zum Kern der gesamtdeutschen Identität geworden sei und warnte, dass Freiheit nicht garantiert sei. Dabei thematisierte er die aktuellen Gefahren für die Demokratie und kritisierte sowohl Russland als auch die USA für ihre politischen Handlungen. Der Bundespräsident äußerte zudem Besorgnis über das Erstarken extremistischer Kräfte in Deutschland und appellierte an den Zusammenhalt sowie den friedlichen Ausgleich von Interessen.

Erinnerungskultur in Deutschland

Der 8. Mai wird seit 80 Jahren unterschiedlich wahrgenommen und erinnert. Historikerin Anna Kaminsky beschreibt, dass nur wenige das Kriegsende als Befreiung erlebten, während viele Deutsche den Tag als Zusammenbruch und Zeichen einer ungewissen Zukunft empfanden. In einer aktuellen Umfrage von Yougov und Sinus gaben 45 % der Deutschen an, den 8. Mai 1945 als Befreiung zu empfinden, während 15 % ihn als Niederlage sahen, 27 % beides und 13 % keine Angabe machten. Historiker Wolfgang Benz sieht die Reflexion über die Kriegsursachen als erschwert, da die Überlebenssituation nach dem Krieg im Vordergrund stand.

In der Vergangenheit gab es verschiedene Deutungen des 8. Mai: Theodor Heuss bezeichnete den Tag 1949 als „Paradoxie“, während Richard von Weizsäcker 1985 betonte, es sei ein Tag der Befreiung. Christoph Meißner sieht im 80. Jahrestag die Chance für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über die Bedeutung des 8. Mai. Der Diskurs über den Zweiten Weltkrieg und die Erinnerung daran hat sich über Jahrzehnte hinweg gewandelt und spiegelt die unterschiedlichen Perspektiven und Narrativen wider.

Politische und gesellschaftliche Herausforderungen

Die gegenwärtige Auseinandersetzung mit der Historia ist geprägt von einer gesellschaftlichen Spaltung über den angemessenen Umgang mit der Vergangenheit. Die Erzählungen darüber, wie der Krieg und die NS-Diktatur zu bewerten sind, sind stark von der jeweiligen Generation und den sozialen Kontexten beeinflusst. In den letzten Jahren zeigten Umfragen, dass die Unterstützung für einen „Schlussstrich“ unter die Erinnerungspolitik zunahm, was die gesellschaftliche Debatte über den Umgang mit der Vergangenheit weiter befeuert.

Die Gedenkstunde im Bundestag endete mit der National- und Europahymne und verdeutlichte einmal mehr die Verantwortung, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Steinmeier machte deutlich, dass die Verantwortung für die Geschichte nicht aus dem Gedächtnis gestrichen werden kann und appellierte an alle Bürger, für Demokratie und Freiheit einzutreten.

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Ort Berlin, Deutschland
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