Neuer TÜV-Plan: Mehr Sicherheit oder unnötige Kosten für Autofahrer?

Deutschland - Heute hat die EU-Kommission einen Vorschlag zur Einführung jährlicher Hauptuntersuchungen (TÜV) für ältere Autos ab dem elften Betriebsjahr vorgestellt. Das Ziel dieser Maßnahme ist es, die Zahl der Verkehrstoten in Europa deutlich zu senken. Experten warnen, dass ältere Fahrzeuge, die oft über zehn Jahre alt sind und in Deutschland fast die Hälfte aller zugelassenen Autos ausmachen, als pannenanfälliger gelten und somit häufiger in Unfälle verwickelt sind. Statistiken belegen, dass technische Mängel in etwa 3.886 Fällen – das entspricht circa einem von 75 Unfällen – die Ursache für Verkehrsunfälle waren. Kritiker des Plans bezweifeln jedoch, dass der Nutzen in einem angemessenen Verhältnis zu den Kosten steht.

In Deutschland, wo derzeit rund 23,4 Millionen Fahrzeuge über zehn Jahre alt sind, könnte die jährliche Untersuchung pro Fahrzeug zusätzliche Kosten von etwa 150 Euro verursachen. Dies würde zu jährlichen Gesamtkosten von ungefähr drei Milliarden Euro führen. Die Diskussion über den neuen Plan ist bereits entbrannt, da einige Experten argumentieren, dass häufigere Kontrollen zu einer erhöhten Sicherheit auf den Straßen führen könnten, während andere warnen, dass große Teile der Autofahrer dadurch finanzielle Nachteile erfahren könnten.

Steigende Mängelquote und sicherheitsrelevante Statistiken

Laut einer Analyse ist das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Deutschland von 8,8 Jahren im Jahr 2013 auf 10,3 Jahre im Jahr 2023 gestiegen. Ältere Fahrzeuge haben eine signifikant höhere Mängelquote. Für Autos über neun Jahre alt wird festgestellt, dass 54% von ihnen Mängel aufweisen, während Fahrzeuge zwischen drei und fünf Jahren 94% Mängelfreiheit aufweisen. Besonders beschleunigt wird dieser Anstieg trotz eines steigenden Wartungsbedarfs durch geringere Ausgaben für Wartung und Pflege. Beispielsweise haben 5,2% älterer Fahrzeuge erhebliche Schäden an der Achsaufhängung, während die Mängelquote für Abblendlichter bei elfjährigen Autos auf über 6% ansteigt.

Die Diskussion über den Vorschlag zur jährlichen TÜV-Pflicht wird von verschiedenen Interessengruppen begleitet. Der ADAC und der ZDK kritisieren die Pläne und halten die bestehenden Regelungen für ausreichend. Auch die Bayerische Staatsregierung äußert Vorbehalte gegen den Vorschlag und bezeichnet ihn als überflüssig. Der TÜV-Verband hingegen befürwortet die jährliche Hauptuntersuchung und sieht es als notwendig an, die Prüfanforderungen an die modernisierten Fahrzeugtechnologien anzupassen.

Langfristige Ziele der EU auf dem Gebiet der Verkehrssicherheit

Die EU verfolgt seit 2010 das langfristige Ziel, einen europäischen Raum für Straßenverkehrssicherheit zu schaffen. Parallel dazu wurden Maßnahmen ergriffen, die darauf abzielen, die Anzahl der Verkehrstoten in Europa bis 2050 auf nahe Null zu reduzieren, eine Initiative bekannt als „Vision Zero“. Obwohl in der EU die Zahl der Verkehrstoten von 51.400 im Jahr 2001 auf 19.800 im Jahr 2021 gesenkt werden konnte, zeigen aktuelle Statistiken einen Anstieg um 6% im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr, was verdeutlicht, dass weitere Anstrengungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit erforderlich sind.

Der EU-Verkehrsaktionsplan sieht unter anderem zusätzliche Regelungen zur Verbesserung der Straßenverkehrssicherheit vor, sowie die Einbeziehung neuer Technologien und Sicherheitsmerkmale in die Prüfungen. Im Rahmen dieser Initiativen wurde kürzlich auch ein Paket zur Straßenverkehrssicherheit vorgeschlagen, das verschiedene Gesetzgebungsakte umfasst und die Verkehrssicherheit sowie den freien Personenverkehr in der EU fördern soll.

Die Zustimmung des EU-Parlaments und der einzelnen Mitgliedstaaten ist erforderlich, um den Vorschlag zur verpflichtenden jährlichen TÜV-Prüfung für ältere Fahrzeuge durchzusetzen. Ob der neue Plan letztlich eine signifikante Verbesserung in der Verkehrssicherheit bringt oder weitere Transformationen in den Regelungen zur Fahrzeugkontrolle notwendig sind, bleibt abzuwarten.

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Ort Deutschland
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