80 Jahre Seelower Höhen: Umstrittenes Gedenken mit russischem Botschafter

Seelow, Deutschland - Am heutigen 16. April 2025 wird an den 80. Jahrestag der Schlacht auf den Seelower Höhen erinnert. Trotz einer offiziellen Empfehlung des Auswärtigen Amts, keine Vertreter aus Russland und Belarus zu Gedenkveranstaltungen einzuladen, nahm der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, an der Feier teil. Auch der Gesandte Botschaftsrat von Belarus, Andrej Schupljak, war anwesend.

Die Gedenkveranstaltung fand am Ehrenmal in Seelow im Landkreis Märkisch-Oderland statt, an der etwa 800 Menschen teilnahmen. Unter ihnen waren neben Netschajew auch zahlreiche Vertreter der brandenburgischen Politik. In einem stillen Gedenken wurden Kränze und Blumensträuße niedergelegt, jedoch fanden keine offiziellen Ansprachen statt.

Kritik und Kontroversen

Die Entscheidung des Auswärtigen Amts, die Einladung an russische und belarussische Vertreter zu unterlassen, wurde von verschiedenen Politikern in Brandenburg scharf kritisiert. Vize-Landrat Friedemann Hanke (CDU) bezeichnete die Empfehlung als „Quatsch“ und stellte die Möglichkeit in Frage, den russischen Botschafter auszuschließen. Auch der Fraktionschef der BSW, Niels-Olaf Lüders, nannte die Handlungsempfehlung „unakzeptabel“ und geschichtsvergessen, während die SPD-Landtagsabgeordnete Sina Schönbrunn von einem „absurden“ Vorgehen sprach. Diese Kontroversen zeigen, wie komplex die Erinnerungs- und Gedenkkultur in Deutschland ist.

In der Zeit der Veranstaltung suchte Botschafter Netschajew den Kontakt zur Menge, was zu lauteren Reaktionen führte. Einige Anwesende trugen Flaggen mit Hammer und Sichel sowie T-Shirts mit Nazi- und Wehrmachtssymbolen, was die politische Sensibilität des Gedenkens in den Mittelpunkt rückte. Zudem wurde eine Tafel eingeweiht, die die Namen gefallener Rotarmisten würdigt.

Reaktionen aus der Ukraine

Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev kritisierte die Teilnahme von Netschajew scharf. Er bezeichnete das Tragen des Sankt-Georgs-Bands, das als Symbol für das Russische Militär gilt, als eine Verhöhnung der Opfer. In Anbetracht der gegenwärtigen Situation und der russischen Angriffe, bei denen Zivilisten getötet wurden, wies Makeiev auf die Instrumentalisierung des Gedenkens durch Russland hin.

Die Schlacht auf den Seelower Höhen, die vom 16. bis zum 20. April 1945 stattfand, gilt als eine der größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden. Schätzungen zufolge starben während dieser Kampfhandlungen rund 33.000 Angehörige der Roten Armee, 16.000 von der Wehrmacht sowie 2.000 Polen.

Das Auswärtige Amt hatte im Vorfeld klar gemacht, dass es mit seiner Handlungsempfehlung einer Instrumentalisierung des Zweiten Weltkrieges durch Russland entgegenwirken möchte. Diese komplexe Gemengelage von historischem Gedenken, gegenwärtiger Politik und politischen Symbolen zeigt einmal mehr, wie fragil die Balance zwischen Erinnerung und Ikonografie in der heutigen Zeit ist.

Details
Vorfall Sonstiges
Ort Seelow, Deutschland
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