Tausende fordern Agrarwende: Demonstration in Berlin startet am Samstag!

Am 10. Mai 2025 demonstrieren zehntausende Menschen in Berlin für eine sozialökologische Agrarwende. Die Proteste richten sich gegen die aktuelle Agrarpolitik und fordern Veränderungen.
Am 10. Mai 2025 demonstrieren zehntausende Menschen in Berlin für eine sozialökologische Agrarwende. Die Proteste richten sich gegen die aktuelle Agrarpolitik und fordern Veränderungen.

Bundeskanzleramt, Willy-Brandt-Straße 1, 10557 Berlin, Deutschland - Tausende von Menschen werden am Samstag im Regierungsviertel in Berlin-Mitte für eine sozialökologische Wende in der Agrarpolitik demonstrieren. Das Bündnis „Wir haben es satt“ hat zu dieser großen Kundgebung aufgerufen. Die Veranstaltung wird um 12:45 Uhr am Platz der Republik beginnen und zieht zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer an – insgesamt sind rund 10.000 Menschen angemeldet. Der Protest findet zeitgleich zur Grünen Woche statt, einer der größten Messen für Ernährung und Landwirtschaft weltweit, die am Donnerstag eröffnet wurde.

Am Samstag wird auch eine internationale Agrarministerkonferenz in Berlin abgehalten, an der Regierungsvertreter aus etwa 70 Staaten teilnehmen werden. Bundesminister Cem Özdemir, der als Gastgeber fungiert, wird mit den Teilnehmern unter anderem über die stärkere Verwendung nachwachsender Rohstoffe diskutieren. Kritiker heben jedoch hervor, dass Özdemir als Agrarminister bisher wenig erreicht hat. Matthias Lambrecht von Greenpeace und Xenia Brand von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft äußern sich besorgt über die agrarpolitischen Fehler der Ampelregierung.

Forderungen der Demonstranten

Der Protest von „Wir haben es satt!“ dreht sich um zentrale Themen wie Klimaschutz, Tierwohl und „gutes Essen für alle“. Die Demografie der Teilnehmer ist vielfältig, und es sind zahlreiche Organisationen aus der Landwirtschaft und Zivilgesellschaft beteiligt. Experten betonen, dass das aktuelle Ernährungs- und Agrarsystem erhebliche Umweltbelastungen verursacht, die letztlich die Allgemeinheit bezahlen muss. Lambrecht verweist auf die enormen Kosten für die Gesellschaft, die stark durch umweltschädliche Praktiken der Landwirtschaft belastet wird – diese belaufen sich auf rund 90 Milliarden Euro jährlich.

Beispielsweise verschlechtern sich die Ökosystemleistungen, die für die Landwirtschaft entscheidend sind. Böden erodieren, die Artenvielfalt geht zurück und extreme Wetterbedingungen wie Überschwemmungen und Dürren nehmen zu. Diese Folgen sind unter anderem auf die klimaschädlichen Emissionen aus der Tierhaltung, übermäßigen Pestizideinsatz und Nährstoffüberschüsse zurückzuführen.

Wirtschaftlicher Druck auf Landwirte

Xenia Brand weist darauf hin, dass viele Bauern unter einem erheblichen wirtschaftlichen Druck leiden, was zum sogenannten Höfesterben führt. Die Landwirte können oft ihre Kosten nicht decken, und trotz guter Preise auf dem Schweinemarkt schwankt der Milchmarkt stark. Besonders im Bio-Milchmarkt müssen Bauern derzeit Zuschüsse für jeden Liter Milch aufbringen. Jüngere Menschen, die in die Landwirtschaft einsteigen möchten, sehen sich hohen finanziellen Hürden gegenüber, denn ein landwirtschaftlicher Arbeitsplatz wird im Durchschnitt mit etwa 800.000 Euro beziffert.

Die demonstrierenden Menschen fordern daher Maßnahmen wie eine Vertragspflicht zwischen Erzeugern und abnehmender Hand, um eine gerechtere Entlohnung und bessere Lebensbedingungen für Landwirte zu schaffen. Brand betont, dass ein klares Konzept zur Finanzierung des Wandels in der Tierhaltung notwendig sei, während Lambrecht einen Rückgang des Überkonsums von Fleisch anspricht. Deutschland hat zwar schon Fortschritte in der Reduzierung des Fleischkonsums gemacht, aber es sei immer noch deutlich zu viel für eine gesunde Ernährung.

Zusätzlich zur Einführung neuer Finanzierungsmodelle plädieren die Experten für die Befreiung pflanzlicher Produkte von der Mehrwertsteuer und die Streichung von Subventionen für tierische Produkte. Lambrecht kritisiert die im politischen Diskurs vorherrschende Verantwortungslosigkeit und fordert eine proaktive Herangehensweise, um die Herausforderungen der ökologischen Krise anzugehen. Die aktuelle Vormachtstellung der Umwelt- und Agrarpolitik sei entscheidend, um die Lebensgrundlagen für kommende Generationen abzusichern.

Mit diesem Hintergrund wird die „Wir haben es satt!“-Demonstration am Samstag eine zentrale Stimme für die dringend notwendige Agrarwende sein, die sowohl die Interessen der Landwirte als auch die Bedürfnisse der Gesellschaft in den Vordergrund stellt.

Für mehr Informationen zur geplanten Demonstration und den Anliegen können Interessierte den Berichten von rbb24 und Berliner Zeitung folgen.

Details
Vorfall Demonstration
Ort Bundeskanzleramt, Willy-Brandt-Straße 1, 10557 Berlin, Deutschland
Quellen