Belgien verlängert Atomkraft: Jodtabletten für Aachen jetzt notwendig!

Bedenken hinsichtlich alter belgischer AKWs, NRW diskutiert Sicherheitsrisiken und geplante Laufzeitverlängerungen bis 2035.
Bedenken hinsichtlich alter belgischer AKWs, NRW diskutiert Sicherheitsrisiken und geplante Laufzeitverlängerungen bis 2035. (Symbolbild/NAG)

Tihange, Belgien - Die Diskussion um die Nutzung von Atomkraft in Belgien und deren Auswirkungen auf Nordrhein-Westfalen (NRW) tritt erneut in den Fokus. Belgien hatte ursprünglich einen vollständigen Ausstieg aus der Atomenergie bis Ende 2025 beschlossen. Doch dieser Plan wurde unter der neuen Regierung revidiert. Wie das Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, wurde die Laufzeit der umstrittenen Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 um zehn Jahre bis 2035 verlängert. Dies führt zu großem Unmut unter Anwohnern in der Grenzregion, die sich Sorgen um die Sicherheit der alten Anlagen machen.

Bereits in der Vergangenheit gab es öffentliche Proteste gegen die belgischen Atomkraftwerke. Im Juni 2017 bildeten über 50.000 Menschen eine 90 Kilometer lange Menschenkette zwischen dem Atomkraftwerk Tihange und Aachen, um die Abschaltung dieser Kraftwerke zu fordern. Die Ängste der Bevölkerung sind vor allem auf die Nähe des Reaktors Tihange zurückzuführen, der nur etwa 60 Kilometer von Aachen entfernt ist. Im Falle eines Atomunfalls könnte eine radioaktive Wolke die Stadt innerhalb von wenigen Stunden erreichen.

Politische Reaktionen und Bedenken

Die politischen Reaktionen in NRW sind eindeutig. Im Düsseldorfer Landtag zeigen Abgeordnete von Grünen und anderen Parteien große Besorgnis über die neue belgische Regierungspolitik. Die Grünen-Abgeordnete Norika Creuzmann bezeichnete die Entscheidung als einen „dunklen Schatten“ auf die weltpolitische Lage. Auch Umweltminister Oliver Krischer äußerte Bedenken, insbesondere über das 50 Jahre alte Atomkraftwerk Tihange 1, das ein hohes Risiko für Störungen aufweise.

Die FDP im Landtag fordert, dass die Landesregierung aktiv gegen die Atom-Politik Belgiens interveniert. Dies steht im Kontext der breiteren Diskussion über die Energiesicherheit, die durch den Ukrainekrieg noch an Dringlichkeit gewonnen hat. Die Angst vor einem möglichen Blackout überlagert viele der Bedenken bezüglich der Sicherheitsstandards alter Atomkraftwerke.

Gesundheitliche Bedenken und öffentliche Aktion

Die Sorgen der Aachener Bevölkerung sind nicht unbegründet. Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomkraft bezeichnete die Entscheidung der belgischen Regierung als hochriskant. Viele der Reaktoren in Europa, einschließlich Tihange, sind für eine Betriebsdauer von 30 bis 40 Jahren ausgelegt, jedoch sind viele der betriebenen Reaktoren bereits älter. Sicherheitsanforderungen haben sich seit den 1970er Jahren erheblich verändert, was die Sicherheit dieser Anlagen weiter in Frage stellt.

In der Region gab es auch eine Wiederbelebung der anti-Atom-Bewegung. Wie WDR berichtet, könnten Initiativen wie „Drei Rosen“ bald wieder aktiv werden, insbesondere da die Haltbarkeit der in der Vergangenheit verteilten Jodtabletten seit 2021 abgelaufen ist. Aachener Bürger und Regierungsvertreter forderten häufig die Stilllegung der Reaktoren Tihange und Doel.

Internationale Dimension und Ausblick

Die Situation ist nicht nur eine lokale, sondern auch eine internationale Angelegenheit. Im März 2024 fand in Brüssel ein Treffen der Atom-Allianz statt, bei dem über 30 Regierungen anwesend waren. Dort wurde eine Verdopplung der Nutzung von Atomenergie bis 2050 diskutiert. Während Belgien fortan einen verstärkten Bau neuer Reaktoren und die Verlängerung bestehender Anlagen plant, spricht sich Deutschland klar gegen eine EU-Finanzierung für Atomkraft aus. Die europäische Diskussion über Atomenergie polarisiert, wie aus der Tagesschau hervorgeht.

Die politische Landschaft bleibt veränderlich, und die anhaltenden Debatten über die Zukunft der Atomkraft werden sowohl in Belgien als auch in Deutschland noch für viel Diskussion sorgen. Die Aachener und angrenzende Regionen stehen vor der Herausforderung, sich gegen die Risiken von alten und umstrittenen Atomkraftwerken zur Wehr zu setzen.

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Ort Tihange, Belgien
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