Pleitewelle in Deutschland: Ist das Ende der Insolvenzen nah?

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt. April 2023 weist signifikante Anstiege auf, während politische Unsicherheiten persistieren.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt. April 2023 weist signifikante Anstiege auf, während politische Unsicherheiten persistieren. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Im April 2023 stieg die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies deutet darauf hin, dass der Höhepunkt der Pleitewelle erreicht sein könnte, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Diese Entwicklung ist besonders auffällig, da im Jahr 2022 mit 21.812 Fällen der Höchststand an Unternehmensinsolvenzen seit 2015 verzeichnet wurde. Davor, im Jahr 2009, betrug die Zahl der Insolvenzen während der Finanz- und Wirtschaftskrise sogar 32.687.

Der Statistische Bundesamt hat in den letzten Monaten einen signifikanten Anstieg der Insolvenzverfahren dokumentiert. So gab es im Februar 2023 einen Anstieg von 15,9 Prozent auf 2.068 Fälle. Im gleichen Monat lagen die Forderungen der Gläubiger bei etwa 9,0 Milliarden Euro – im Vorjahresmonat waren es lediglich rund 4,1 Milliarden Euro.

Aktuelle Trends und Probleme

Die Aprilzahlen 2023 überschritten die Werte aus der Finanzkrise 2008/2009. Mit 1.626 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften wurde der höchste Wert seit 20 Jahren verzeichnet, was ansteigende Sorgen um die wirtschaftliche Stabilität widerspiegelt. Der Anstieg von 11 Prozent im Vergleich zum Vormonat und 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist alarmierend. Für die Unternehmen gibt es Herausforderungen wie hohe Energiekosten, eine belastende Bürokratie, politische Unsicherheiten und eine Konsumzurückhaltung, die sich aus dem Auslaufen der Corona-Pandemie-Hilfsmaßnahmen ergeben.

Die Statistik zeigt zudem, dass die Zahl der Verbraucherpleiten um 4,8 Prozent auf 6.075 Fälle gestiegen ist. Über diesen Sprung hinaus ist auch die Anzahl der Insolvenzen je 1.000 Bestandsunternehmen auf 7 gestiegen – ein Hinweis darauf, dass selbst unter stabilen Marktbedingungen immer mehr Firmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Entwicklung über die Jahre

Laut den Prognosen wird auch im Jahr 2024 ein Anstieg der Insolvenzen erwartet. 2024 meldeten in Deutschland 21.812 Unternehmen Insolvenz an, was etwa 4.000 mehr als im Jahr 2023 darstellt. Diese Entwicklung zeigt, dass die Insolvenzzahl um 22,4 Prozent gestiegen ist. Ähnlich wie 2023 (22,1 Prozent) sind die Gründe dafür aktuelle und frühere Krisen. Besonders hervorzuheben ist, dass Anträge von Unternehmen, die bereits mindestens drei beziehungsweise acht Jahre am Markt waren, zugenommen haben.

Von über 23.000 ehemals Selbstständigen, die aufgrund von Schulden aus ihrer früheren Tätigkeit Insolvenz beantragten, ist der Anteil der Insolvenzen eine seltene Form der Unternehmensschließung. Dennoch ist das Bild düster: 2024 wurden insgesamt rund 270.000 gewerbliche Unternehmen und geschätzte 90.000 freiberufliche Tätigkeiten eingestellt. Auch hier zeigt sich, dass, berücksichtigt man die Insolvenzverfahren ehemals Selbstständiger, der Anteil der wirtschaftlichen Schließungen durch Insolvenzanträge sich verdoppelt.

Die vorliegenden Zahlen und Entwicklungen lassen darauf schließen, dass die deutsche Wirtschaft vor großen Herausforderungen steht, während die Situation von Tag zu Tag komplexer wird. Die IFM Bonn liefert wichtige Daten zu diesem Thema und verdeutlicht, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin einer kritischen Beurteilung bedürfen.

Details
Ort Deutschland
Quellen