Essens vergessene Luftschutzanlagen: Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt!
Essen, Deutschland - In Essen haben Stadtarchäologen faszinierende und zugleich erschreckende Funde in einer verschwundenen Luftschutzanlage aus dem Zweiten Weltkrieg gemacht. Im Rahmen von Bauarbeiten im Nordviertel wurde ein Deckungsgraben entdeckt, der einst als Schutzraum während der Luftangriffe diente. Dort fanden die Forscher nicht nur Graffiti und alltägliche Gegenstände wie alte Fanta-Flaschen, sondern auch menschliche Knochen, die nun anthropologisch untersucht werden, um mehr über die Opfer zu erfahren. Das Team von Johannes Müller-Kissing, das die Archäologie der Moderne leitet, widmet sich der Erforschung dieser kritischen Zeit und der dafür errichteten Schutzräume.
Die Ausgrabungen fördern Einzelheiten zutage, die das Leben während des Krieges lebendig werden lassen. Unter den Funden befanden sich Gewehrkolben, die Innenfutter eines Stahlhelms, Kinderstiefel sowie Fragmente menschlicher Knochen, deren Herkunft auf Mitglieder einer Wachmannschaft, Zwangsarbeiter und Schüler hinweist. Im Sommer 1943 detonierte eine Fliegerbombe in der Nähe, was vermutlich zu diesen tragischen Verlusten führte. Die Knochen wurden bereits an das Ruhr-Museum übergeben, wo erste Analysen zeigen, dass sie zu mindestens drei verschiedenen Individuen gehören.
Die Luftschutzanlagen in Essen
Essen war im Zweiten Weltkrieg Zeuge eines massiven Ausbaus von Luftschutzanlagen, darunter rund zwei Dutzend Hochbunker und viele unterirdische Schutzräumlichkeiten. Eine vollständige Erfassung dieser Strukturen ist kaum möglich, da viele vergessen, verschüttet oder eingeebnet sind. Schätzungen zufolge existieren noch mehrere Hundert solcher Anlagen in der Stadt. Um die verborgen liegenden Schutzräume aufzufinden, verwenden Archäologen moderne Technologie wie Lidar-Scans.
Besonders markante Luftschutzbunker in Essen sind der Hochbunker an der Körnerstraße, der zwischen 1941 und 1943 erbaut wurde, und der größte Hochbunker an der Helenenstraße, der ebenfalls zwischen 1940 und 1943 errichtet wurde und 1150 Plätze bietet. Diese Bunker dienten nicht nur während des Krieges als Schutz, sondern wurden auch nach 1945 weiter genutzt, z.B. für den Zivilschutz, bis sie schließlich in den letzten Jahren versteigert oder umgebaut wurden.
- Hochbunker Körnerstraße: Errichtung 1941-1943, Plätze: 675, Denkmalschutz.
- Hochbunker Helenenstraße: Errichtung 1940-1943, Plätze: 1150, Denkmalschutz.
- Hochbunker am Standort Werksbunker Krupp: Abgerissen Ende 2015/Anfang 2016, kein Denkmalschutz.
Alltägliches im Schatten des Krieges
Die Routinegrabungen in Essen führen immer wieder zu Funden, die Einblicke in den Alltag der damaligen Zeit geben. Neben den erwähnten Fanta-Flaschen, die in den Jahren 1940 und 1943 produziert wurden, sind auch zahlreiche andere Alltagsgegenstände wie Schuhe und Werkzeuge ans Licht gekommen. Diese Einblicke machen deutlich, dass diese Schutzräume nicht nur Orte der Sicherheit, sondern auch des Lebens und des Überlebens waren. Fanta selbst wurde während des Krieges in Essen als Ersatzprodukt für Coca-Cola entwickelt, was die lokale Geschichte des Getränks eng mit der Kriegszeit verknüpft.
Um diese Orte der Erinnerungen zu bewahren, engagieren sich Bürger und Historiker aktiv. Oft geben Anwohner Hinweise auf historische Stätten, die daraufhin von Archäologen untersucht werden. Das Ziel ist es, 80 Jahre nach Kriegsende mehr über die Identität der Opfer und die Lebensbedingungen während der Kriegsjahre herauszufinden.
Für weitere Informationen über Luftschutzbunker und ihre Bedeutung können Interessierte die Seite Histomich besuchen.
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Vorfall | Umwelt |
Ort | Essen, Deutschland |
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