Streit um Warnhinweise: Stadtbücherei Münster zensiert Wisnewski-Jahrbuch!

Münster, Deutschland - Am 26. April 2025 sorgt die Stadtbücherei Münster für aufgeregte Diskussionen, nachdem sie das Jahrbuch des Autors Gerhard Wisnewski mit einem Warnhinweis versehen hat. Dieser Schritt hat das Ziel, die Bürger von einem Lesen des Buches abzuhalten, was in einem juristischen Streit mit Wisnewski gipfelt. Der Autor hat gegen die Stadt Münster Klage eingereicht, um die Entfernung des Warnhinweises zu erreichen. Laut der Büchereileiterin Cordula Gladrow ist das Vorgehen selbst durch den gesetzlichen Bildungsauftrag der Bibliotheken gedeckt.

Das Vorhaben der Stadtbibliothek ist jedoch nicht unumstritten. Der Warnhinweis wird als Teil einer Maßnahmen angesehen, die darauf abzielen, bestimmte Inhalte zu kritisieren. Zwei Werke, darunter auch das Buch „Putin – Herr des Geschehens“ von Jacques Baud, stehen unter besonderer Beobachtung, da beide als Beispiele von „Verschwörungsliteratur“ gelten. Gladrow schließt nicht aus, dass weitere Warnhinweise für andere Werke folgen könnten. Dies hat zu einer Spaltung der politischen Meinung geführt: Während die CDU und FDP den Warnhinweis als Untergrabung der Mündigkeit der Bürger ablehnen, sieht die SPD dies als Beitrag zur Stärkung der demokratischen Debattenkultur.

Zensur und die Rolle der Bibliotheken

In diesem Kontext stellt sich die Frage der Zensur in Bibliotheken. Zensur definiert sich oft als politische Kontrolle über Meinungen, wie im Artikel 5 des Grundgesetzes verankert. Während Vorzensur ausgeschlossen ist, erlaubt das Gesetz Nachzensur in bestimmten Fällen. Bibliotheken spielen eine zentrale Rolle in der Gewährleistung der Informationsfreiheit und sollten bestrebt sein, ihre Bestände frei von Zensur zu halten, sodass das gesamte Meinungsspektrum vertreten ist, wie libreas.eu erläutert.

In einer Zeit, in der Zensur in Deutschland ein ständiges Thema darstellt, ist die Position von Bibliotheken besonders wichtig. Sie sollten als informationelle Schutzräume fungieren und die politische Teilnahme der Bürger durch frei zugängliche Angebote fördern. Allerdings gibt es zunehmend politische Eingriffe in die Medienauswahl, was die ethischen Grundsätze des bibliothekarischen Berufsstandes auf die Probe stellt. Autoren und Bibliothekare müssen sich ihrer Rolle als Verteidiger der Informationsfreiheit bewusst sein und aktiv für diese Rechte eintreten.

Rechtliche Auseinandersetzungen und gesellschaftliche Auswirkungen

Das Verwaltungsgericht Münster hat in diesem Fall entschieden, dass die Maßnahme der Stadt rechtlich zulässig ist. Es sieht keinen Eingriff in die Grundrechte und stützt die Entscheidung auf den Bildungsauftrag der Bibliotheken. Wisnewski, der das Jahrbuch verfasst hat, plant nun, Rechtsmittel zum Oberverwaltungsgericht einzulegen. Obwohl nur zwei von 350.000 Werken in der Bücherei derzeit mit einem Warnhinweis versehen sind, wirft diese Handlung doch wichtige Fragen zur Meinungsfreiheit und -vielfalt in öffentlichen Einrichtungen auf.

Die aktuelle Situation in Münster verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen Bibliotheken heutzutage stehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese rechtlichen und gesellschaftlichen Kontroversen entwickeln und welche langfristigen Auswirkungen sie auf die freie Meinungsbildung und die Rolle von Bibliotheken in der Gesellschaft haben werden.

Details
Vorfall Zensur
Ursache juristischer Streit
Ort Münster, Deutschland
Quellen