Katastrophe im Gazastreifen: Hilfsgüter endlich angekommen, aber nicht genug!

Hilfsgüter erreichen den Gazastreifen erstmals seit März. Kritische humanitäre Lage, Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch.
Hilfsgüter erreichen den Gazastreifen erstmals seit März. Kritische humanitäre Lage, Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch. (Symbolbild/NAG Archiv)

Gazastreifen, Palästina - Die humanitäre Lage im Gazastreifen hat sich in den letzten Wochen weiter zugespitzt. Am 23. Mai 2025 kamen erstmals seit Anfang März Hilfsgüter in das von Konflikten gezeichnete Gebiet. Trotz der Ankunft von Hilfsgütern berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass sich die Situation weiterhin als kritisch erweist. Dies wird durch massive Vertreibungen und den akuten Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten, Treibstoff und Unterkünften verschärft. Viele Menschen warten verzweifelt auf Hilfe, während Hilfsorganisationen die Menge als unzureichend einstufen und die dringend benötigten Waren nicht die zivilen Opfer erreichen.

In den vergangenen sieben Tagen mussten vier große Krankenhäuser aufgrund von Kämpfen in der Nähe, Evakuierungsanordnungen der israelischen Armee und direkten Angriffen ihre Arbeit einstellen. Mindestens 94 Prozent aller Krankenhäuser sind mittlerweile zerstört oder beschädigt, was das Gesundheitssystem an den Rand des Zusammenbruchs bringt. Besonders besorgniserregend sind die Berichte über Angriffe auf das Al-Awda-Krankenhaus in Dschabaliya, wo es zu schwerwiegenden Schäden kam, und die Versorgung verletzter Patienten gefährdet ist.

Hilfsgüter und Verteilung

Am Donnerstag passierten 107 Lastwagen mit Hilfsgütern den Kerem-Schalom-Übergang, darunter Mehl, Lebensmittel und Medikamente. Diese Anstrengungen sind jedoch mit großen Schwierigkeiten verbunden. Laut Tagesschau haben die UN begonnen, Hilfsgüter an lokale Organisationen zu verteilen, doch nur 90 von etwa 200 bereitgestellten Lastwagen konnten übergeben werden. Die Verteilung ist problematisch, da Plünderungen und Koordinationsprobleme mit den israelischen Behörden die Effizienz behindern.

Trotz der jüngsten Hilfslieferungen berichtet der Palästinensische Rote Halbmond, dass diese bisher nicht die Zivilbevölkerung erreicht haben. Der Leiter des UN-Welternährungsprogramms, Vladimir Jovcev, äußerte, dass die Menge der Hilfsgüter nicht ausreicht. Um den zwei Millionen Palästinensern im Gazastreifen zu helfen, wären täglich rund 500 Lastwagen notwendig.

Militärische Offensive und internationale Reaktionen

Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und militanten Gruppen im Gazastreifen gehen unvermindert weiter. Die israelische Armee hat in den letzten 24 Stunden mehr als 75 „Terrorziele“ angegriffen, was zu zahlreichen Toten führte, einschließlich der Tötung von sechs Angehörigen eines Sicherheitsdienstes in Deir al-Balah, die einen Hilfskonvoi schützten. Die israelischen Behörden rufen die Bewohner von 14 Gebieten im Norden zur Evakuierung auf, während die Offensive in den umkämpften Gebieten weiterläuft.

Bundeskanzler Friedrich Merz hat die israelische Regierung aufgefordert, humanitäre Güter ohne Verzögerung ins Land zu lassen. Auch kritische Stimmen aus der EU und von Menschenrechtsorganisationen mehren sich und fordern eine Überprüfung der Zusammenarbeit mit Israel, insbesondere in Hinblick auf die menschlichen und humanitären Konsequenzen der Blockade.

Um den humanitären Bedarf zu decken, plant die Gaza Humanitarian Foundation (GHF), ein neues Verteilsystem für Hilfsgüter aufzubauen. Dieses System soll 1,2 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, Wasser und Hygieneartikeln über vier Verteilzentren versorgen. Das Vorhaben wird von Israel und den USA unterstützt und hat das Ziel, die Unterstützung effizienter zu organisieren und sicherzustellen, dass die Hilfsgüter auch tatsächlich die Bedürftigen erreichen, ohne dass sie in die Hände der Hamas fallen.

Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, das humanitäre Leid im Gazastreifen zu mindern, während gleichzeitig die militärische Lage anhaltend kritisch bleibt. Die bevorstehenden Verhandlungen über eine Waffenruhe verlaufen schleppend, und es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Zivilbevölkerung zu unterstützen und die humanitäre Krise zu bewältigen.

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Ort Gazastreifen, Palästina
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