Seltene Entdeckung: Purpur-Netzkügelchen im Bayerischen Wald gefunden!

Große Deffernik, 94234 Bayerischer Wald, Deutschland - Im Nationalpark Bayerischer Wald hat der Mykologe Peter Karasch einen äußerst seltenen Schleimpilz entdeckt. Das Purpur-Netzkügelchen (Cribraria purpurea) wurde beim Zwieslerwaldhaus an der Großen Deffernik gefunden. Diese Art ist bisher nur in wenigen Bergwäldern der Bayerischen Alpen und im Schwarzwald nachgewiesen, wodurch der aktuelle Fund besonders bedeutend ist. Der erste Nachweis dieses Schleimpilzes im Nationalpark erfolgte bereits 2015 durch Dr. Lothar Krieglsteiner. Fotografiert wurde der Fund von Lukas Haselberger, der für seine beeindruckenden Makroaufnahmen bekannt ist.
Schleimpilze sind faszinierende Organismen, die seit etwa 600 Millionen Jahren existieren. Sie nehmen eine besondere Position zwischen dem Pilz- und dem Tierreich ein. Während sie im frühen Entwicklungsstadium wie Amöben agieren, formen sie im reifen Zustand pilzähnliche Fruchtkörper. Diese Miniaturwesen, die oft nur wenige Millimeter groß sind, zeichnen sich durch ihre kräftigen, magentafarbenen Nuancen aus und finden ihren idealen Lebensraum nach der Schneeschmelze auf stark zersetzten Nadelholzstämmen.
Zusätzliche Fundorte seltener Pilze
In einer weiteren Entdeckung wurden im Nationalpark Bayerischer Wald zwei seltene Pilzarten identifiziert, die auf Misthaufen in Offenlandflächen gefunden wurden. Diese Entdeckungen erfolgten durch Mykologen Prof. Claus Bässler und Peter Karasch, die auf einer kleinen Pferdekoppel fündig wurden. Auf diesen Misthaufen, wo tierischer Mist kurzzeitig gelagert wird und Wärme für das Pilzwachstum erzeugt, wurden innerhalb von nur einer Woche sechs verschiedene interessante Pilzarten bestimmt.
- Olivfarbener Mistpilz (Bolbitius variicolor) – selten in Deutschland, doch weit verbreitet.
- Dreisporiger Tintling (Coprinopsis trispora) – erstmals im Böhmerwald nachgewiesen; mit einem narkotischen Geruch.
Beide Arten sind auf den Abbau von Dung von Pflanzenfressern spezialisiert. In Anbetracht der modernen Tierhaltung, die oft mit übermäßigem Antibiotika-Einsatz verbunden ist, reduziert sich das Vorkommen solcher Pilze. Artgerechte Tierhaltung hingegen könnte die Biodiversität fördern, was sich in den Entdeckungen im Nationalpark widerspiegelt.
Förderung der Pilzvielfalt im Nationalpark
Der Nationalpark Bayerischer Wald zeigt, dass er nicht nur durch seine Wälder, sondern auch durch extensiv genutzte Wiesen- und Weideflächen zur Artenvielfalt beiträgt. Untersuchungen über das Vorkommen von holzbewohnenden Pilzarten ergaben, dass in bestimmten Managed-Flächen mehr als 230 Pilzarten nachgewiesen wurden, von denen 65 in den Roten Listen von Tschechien, Bayern, Deutschland und Österreich verzeichnet sind.
Das Monitoring, durchgeführt von Peter Karasch und seinen Kollegen, zeigt, dass der Böhmerwald ein Hotspot der Pilzvielfalt in Mitteleuropa ist. Die geschützten Flächen im Nationalpark tragen nicht nur dazu bei, seltene Arten zu erhalten, sondern auch dazu, dass nachhaltige Managementpraktiken das Vorkommen und Wachstum verschiedener Pilzarten begünstigen können.
Die jüngsten Funde im Bayerischen Wald, sowohl des Purpur-Netzkügelchens als auch der beiden seltenen Pilzarten auf Misthaufen, eröffnen neue Perspektiven für die Mykologie und die Artenvielfalt im Nationalpark, der einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Erforschung dieser faszinierenden Organismen leistet.
Für mehr Informationen zu diesen Themen besuchen Sie bitte die Artikel auf Merkur, PNP, und Nationalpark Bayerischer Wald.
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Ort | Große Deffernik, 94234 Bayerischer Wald, Deutschland |
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