Rüstungsboom in Aschau: Nitrochemie stellt 400 neue Mitarbeiter ein!

Aschau am Inn, Deutschland - Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger besuchte kürzlich das Unternehmen Nitrochemie in Aschau, das zum Rüstungskonzern Rheinmetall gehört. Nitrochemie ist nicht nur der größte Standort des Konzerns in Deutschland, sondern beschäftigt auch etwa 700 Mitarbeiter. Das Unternehmen produziert vorwiegend Treibladungspulver für die Rüstungsindustrie sowie chemische Zwischenprodukte für die Baubranche. Seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs im Februar 2022 verzeichnet die Rüstungsindustrie ein stark zunehmendes Interesse an Artilleriegeschossen, was zu einer erheblichen Steigerung der Produktionskapazitäten führt.

Vor dem Ukraine-Konflikt stellte Nitrochemie jährlich rund 70.000 Artilleriegeschosse her. Bis Ende 2026 soll diese Zahl jedoch auf mindestens 1,1 Millionen pro Jahr ansteigen. Um diesen ambitionierten Plan zu realisieren, sind Investitionen in Höhe von bis zu 250 Millionen Euro geplant, darunter 40-50 Millionen Euro für sofortige Maßnahmen sowie 20 Millionen Euro an EU-Förderungen. Weitere 200 Millionen Euro sind für die Fortsetzung der Erweiterung bis 2028 vorgesehen, um die Produktionskapazitäten zu verdreifachen.

Wachstum und Personalbedarf

Die Expansion wird auch neue Arbeitsplätze schaffen. Bis Ende 2025 plant Nitrochemie die Einstellung von rund 50 neuen Mitarbeiter*innen, gefolgt von weiteren 400 bis 2028. Allerdings gibt es Herausforderungen bei der Mitarbeitergewinnung, da die Arbeitslosigkeit in der Region gering ist und die Rekrutierung von Schichtarbeitenden wichtig wird. Georg Lingg, ein Verantwortlicher des Unternehmens, hebt hervor, dass viele der neuen Arbeitsplätze in den Antriebssystemen geschaffen werden, während der Chemiebereich aktuell nicht betroffen ist.

Dr. Oliver Becker, Senior Vice President Operations, leitet seit 2018 die Produktion am Standort Aschau. Unter seiner Aufsicht wurde seit Ende Februar 2022 eine umfassende Erhöhung der Pulverkapazitäten eingeleitet. Er beschreibt die Personalakquise für die benötigten Arbeitskräfte als herausfordernd, da der Arbeitsmarkt in der Region „leergefegt“ sei. Um dem entgegenzuwirken, setzt Nitrochemie auf verschiedene Recruiting-Maßnahmen.

Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Wie bereits genannt, spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle in der Unternehmensstrategie von Nitrochemie. Die Antriebssysteme nutzen naturnahe Stoffe, während das am Standort Aschau produzierte Walzpulver ohne Lösemittel hergestellt wird. Zudem verfügt das Unternehmen über ein eigenes Klärwerk zur biologischen Reinigung von Abwässern. Die Umgebung des Standorts ist von Wald geprägt, was eine hohe Artenvielfalt unterstützt.

Die steigende Nachfrage nach militärischer Ausrüstung in der Rüstungsindustrie steht im Gegensatz zu den Herausforderungen, mit denen viele andere Wirtschaftsbereiche in Deutschland konfrontiert sind. Laut aktuellen Berichten plant jedes dritte Unternehmen im Land für 2025 Stellen abzubauen. Industrien wie Transport und Tourismus sind von einem Rückgang von über 14 Prozent bei den Stellenangeboten betroffen. In der Rüstungsindustrie hingegen verzeichnet man eine Anwerbung «kräftig» und zahlreiche Stellenangebote.

Mit einer bereits bestehenden Belegschaft von rund 80.000 Menschen in Deutschland zeichnet sich ein positiver Trend ab. Der Arbeitsmarkt unterliegt jedoch einem ständigen Wandel überzeugt Georg Lingg, der auch auf die gestiegene Wertschätzung für die Verteidigungsindustrie hinweist. Die Frage bleibt, ob dieser Trend in der Rüstungsindustrie nachhaltig ist oder lediglich Folge der geopolitischen Spannungen und der damit verbundenen Entwicklungen.

Rosenheim24 berichtet, dass die deutsche Wirtschaft aufgrund globaler Krisen und struktureller Herausforderungen geprägt ist, während die Rüstungsindustrie sich als stabiler Arbeitsmarktfaktor erweist. Unternehmen wie Rheinmetall planen, ihre Belegschaft in den kommenden Jahren erheblich zu vergrößern und damit einen bedeutenden Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit Europas zu leisten.

Die Entwicklung in der Rüstungsindustrie gibt Anlass zu Diskussionen über ethische Fragestellungen, die der pragmatische Blick vieler Arbeitnehmer jedoch nicht zu schmälern vermag.

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Vorfall Sonstiges
Ort Aschau am Inn, Deutschland
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