Schwedt im Wandel: Von Schwarz zu Grün – Zukunft der Raffinerie steht auf der Kippe!

Schwedt transformiert sich nachhaltig von fossilen Brennstoffen. Diskussionen über PCK-Raffinerie und erneuerbare Energien als Zukunft.
Schwedt transformiert sich nachhaltig von fossilen Brennstoffen. Diskussionen über PCK-Raffinerie und erneuerbare Energien als Zukunft. (Symbolbild/NAG)

Schwedt, Deutschland - Die Industriestadt Schwedt (Uckermark) steht vor einer umfassenden Transformation, die erst mit dem Embargo auf russisches Rohöl im Jahr 2023 an Dramatik gewann. Viele Bewohner fürchteten, dass die Rohöl- und Kraftstoffversorgung in der Region zusammenbrechen könnte, was die Existenz der PCK-Raffinerie in Frage stellte. Der Lebensnerv der Stadt hätte somit gekappt werden können. Trotz der Tatsache, dass der drohende Zusammenbruch abgewendet wurde, hat dies bei den Schwedterinnen und Schwedtern noch kein Gefühl von Sicherheit geschaffen, wie rbb24 berichtet.

Bürgermeisterin Annegret Hoppe (SPD) hat unterstrichen, dass die Stadt dringend einen stabilen Eigentümer benötigt, der die Raffinerie zuverlässig betreibt und die Sicherheit der Arbeitsplätze gewährleistet. Die Raffinerie gehört zu 54 Prozent den deutschen Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft, die derzeit unter Treuhandverwaltung des Bundes stehen. Diese Treuhandverwaltung wurde zuletzt bis zum 10. März 2025 verlängert, während Gespräche über einen möglichen Verkauf der russischen Anteile laufen. Der Bund hat die Beschäftigungsgarantie für die PCK-Raffinerie bis Ende Juni 2025 verlängert, um die Planungssicherheit für die rund 1.200 Mitarbeiter zu gewährleisten.

Herausforderungen und Investitionen

Die ungelöste Eigentümerfrage und unklare wirtschaftliche Rahmenbedingungen bremsen die Fortschritte in Schwedt. Der britische Gesellschafter Shell sucht seit Jahren einen Käufer. Ein geplanter Verkauf an die britische Prax-Gruppe scheiterte Ende 2024. Gleichzeitig zeigt das Emirat Katar Interesse an einer Übernahme der Anteile von Rosneft Deutschland, was potenziell neue Perspektiven eröffnen könnte. Die Stadt verfolgt deshalb eine zukunftsorientierte Strategie, in der bis 2027 Wind- und Solarkraftwerke Elektrolyseanlagen mit einer Leistung von bis zu 400 Megawatt antreiben sollen, um Wasserstoff für die Raffinerie zu produzieren.

Für die umfassende Transformation sind Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro nötig. Diese hohen Kosten haben jedoch zu einem Unbehagen bei den Bürgerinnen und Bürgern geführt, was Konstanze Fischer vom Zukunftsbündnis Schwedt bestätigt: „Die Skepsis in der Stadt kommt daher, dass es eben sehr schnell gehen soll, sehr viel investiert werden müsste, aber diese Investitionen alle noch nicht kommen können.“ Zudem gibt es kritische Stimmen zur Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Stadtverordnete Peggy Lindemann (AfD) äußerte: „Diese ganzen Solar- und Windkraftanlagen, wofür Wald abgeholzt wird, das ist für mich keine grüne Politik.”

Schwedt im Aufbruch

Die Transformation Schwedts wird auch in der rbb-Dokumentation „Schwarzes Gold und grüne Pläne – wie Schwedt sich neu erfindet“ thematisiert, die am 14. Januar 2025 ausgestrahlt wurde. Der Film zeigt die Bemühungen der Stadt, eine attraktive Umgebung für junge Unternehmer zu schaffen. Schwedt gilt als industriefreundlicher Ort, doch fehlt es an einer Präsenz von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Bürgermeisterin Hoppe konstatiert: „Das ist der größte Standortnachteil, den wir haben.“

Ein nachhaltiger Bestandteil des Transformationsprozesses ist das Reallabor, das in einer alten Papierfabrik angesiedelt werden soll. Dieses Konzept zielt darauf ab, die Innovationskultur vor Ort zu stärken. Unternehmer Steffen Knauthe (BVB Freie Wähler) sieht das Potenzial, dass die Halle in fünf Jahren mit experimentierfreudigen Unternehmen gefüllt sein könnte, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Ein weiteres Element des Wandels ist das im Mai 2024 beschlossene Service- und Transformationsgebäude, das als Technologie- und Gründerzentrum fungieren soll.

Die rbb-Reporter Fred Pilarski und Riccardo Wittig liefern in ihrer Doku ein Stimmungsbild von den Veränderungen in der Stadt und beleuchten die wirtschaftlichen, technischen und politischen Hintergründe. Trotz der finanziellen Unterstützung für klimafreundliche Technologien und die Ansiedlung neuer Unternehmen bleibt die Stimmung in Schwedt zwischen Skepsis und Aufbruch angespannt, da ungelöste Eigentumsfragen entscheidende Transformationsvorhaben blockieren.

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Ort Schwedt, Deutschland
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