EU stoppt geplante Lieferung von Corona-Impfstoffen nach Australien

Die EU stoppt Impfstofflieferung nach Australien
Die Europäische Union hat erstmals eine geplante Lieferung von 250.000 Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs nach Australien gestoppt. Dies geschah auf Antrag Italiens, wie das Außenministerium in Rom am Donnerstag bestätigte. Mit dieser Entscheidung wurde das Exportkontrollsystem der EU angewendet, das Ende Januar eingeführt wurde, um sicherzustellen, dass Pharmakonzerne ihre Lieferverpflichtungen einhalten.
Premierminister Scott Morrison erklärte, dass seine Regierung bereits mit Schwierigkeiten bei Impfstofflieferungen aus Europa gerechnet hatte. Australien bleibt jedoch unbeeindruckt und wird den Impfplan wie geplant vorantreiben.
Wut auf Astrazeneca
Der Hintergrund des Ausfuhrstopps sind Engpässe bei den Impfstofflieferungen, die die erste Phase der Impfkampagne in der EU beeinflusst haben. Besonders viel Kritik richtet sich dabei gegen den Hersteller Astrazeneca, da dieser weniger Dosen an die EU geliefert hat als vereinbart. Aus den ursprünglich bestellten 80 Millionen Dosen im ersten Quartal werden nur etwa die Hälfte zur Verfügung stehen. Gerüchten zufolge soll Astrazeneca Dosen, die für die EU bestimmt waren, an Drittländer geliefert haben, was jedoch vom Konzern dementiert wurde. Die Engpässe werden auf technische Produktionsprobleme zurückgeführt.
Das Dilemma der EU
Die EU befindet sich in einem Dilemma: Einerseits steht sie unter großem Druck, die Impfstoffproduktion zu erhöhen. Andererseits möchte sie ein attraktiver Standort für Pharmakonzerne bleiben und fairer Handelspartner für Drittstaaten sein. Bisher wurden in der EU erst 8 Prozent der Bevölkerung von insgesamt 450 Millionen Menschen geimpft, während es im Vereinigten Königreich bereits 30 Prozent sind. Australien hat gerade erst mit seiner Impfkampagne begonnen.
Die EU hat im vergangenen Jahr große Investitionen in die Impfstoffforschung und den Aufbau von Produktionskapazitäten getätigt. Verträge wurden mit sechs verschiedenen Herstellern abgeschlossen, darunter auch Astrazeneca. Insgesamt wurden bis zu 400 Millionen Dosen von Astrazeneca bestellt und mit anderen Unternehmen wurden Deals über die Lieferung von über zwei Milliarden Dosen abgeschlossen. Trotz der aktuellen Probleme ist die EU-Kommission zuversichtlich, bis Ende des Sommers 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung impfen zu können.
Quelle: RND/AP
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