Goethe-Experte Albrecht Schöne mit 99 Jahren in Göttingen verstorben

Göttingen, Deutschland - Albrecht Schöne, ein herausragender Goethe-Forscher und bedeutender Vertreter der Nachkriegsgermanistik, starb kürzlich im Alter von 99 Jahren in Göttingen. [Welt] berichtet, dass Schöne für seine mikroanalytischen Textverständnisse und seine Leidenschaft für Goethe und Lichtenberg bekannt war. Seine Forschungen umfassten zudem die Barockliteratur, in der er wichtige Werke wie „Emblematik und Drama im Zeitalter des Barock“ (1964) und „Handbuch zur Sinnbildkunst im 16. und 17. Jahrhundert“ (1967) verfasste. Schöne wurde für seine barrierefreie Lehrmethodik hoch geschätzt und lehrte sowohl in Münster als auch in Göttingen.
Sein Engagement für eine kritische Aufarbeitung der Germanistik, insbesondere bezüglich der Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus, nahm in den 1960er Jahren Gestalt an. Hierbei musste er oft Gegenwind einstecken, erhielt Drohungen und wurde während der Zeit der RAF sogar körperlich angegriffen. [Deutschlandfunk] hebt hervor, dass Schöne 1980 als erster Präsident des Internationalen Germanistenverbandes gewählt wurde und sich unermüdlich für die Bedeutung der Vergangenheit in der Gegenwart einsetzte.
Wissenschaftliches Erbe
Schönes bedeutendste Goethestudien begannen mit „Neuen Einblicken in alte Goethetexte“ (1982), wo er Goethes Arbeiten im Zusammenhang mit einem vorchristlichen religiös-spirituellen Denken analysierte. In „Schillers Schädel“ (2002) erkundete er die Verbindung zwischen Gnostik und modernen Naturwissenschaften in Goethes Schaffen. Ein weiteres Ergebnis seiner langjährigen Arbeit ist sein letztes Buch, „Der Briefschreiber Goethe“ (2015), das Goethes Entwicklung durch seine Korrespondenz beleuchtet. [Welt] zählt auch seine Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu seinen Ehren.
Aktuell erschien ein neuer Band mit 18 Arbeiten zur deutschen Literatur von Schöne unter dem Titel „Vom Betreten des Rasens“ bei C.H. Beck, der auch politische Kunstwerke und deren Auswirkungen auf gesellschaftliche Kontexte behandelt. Dies verdeutlicht, wie Schöne stets die Relevanz von Literatur in der politischen und sozialen Realität im Auge hatte.
Einfluss auf die Germanistik
Schöne betonte die Notwendigkeit eines kritischen Blicks auf die eigene Geschichte und den Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart. Seine Lehre war geprägt von der Idee, das Verständnis von Literatur stets an den Meisterwerken der Sprache zu schulen. In seinen Vorlesungen wies er zudem auf die Bedeutung einer lebendigen, politischen Wissenschaft in der Germanistik hin. Er erlebte allerdings auch Widerstand von Studenten, die seine Ansichten für irrelevant hielten. [Deutschlandfunk] zeigt, dass seine integeren und anspruchsvollen Lehrmethoden auch international Anerkennung fanden, er hielt Vorträge in Japan und China.
Zusätzlich wurde Schönes Engagement für die Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL) als wichtig erachtet. [Universitätsbibliothek Frankfurt] hebt hervor, dass die BDSL seit 2004 online verfügbar ist und eine wertvolle Ressource für die Forschung darstellt, indem sie eine umfassende Übersicht zur deutschsprachigen Literatur bietet. Diese Plattform fördert den Zugang zu wichtigen literarischen Arbeiten, die einen Bezug zu Schönes Fokus auf die Verflechtung von Literatur und Gesellschaft aufweisen.
Albrecht Schöne bleibt als prägende Figur der Germanistik unvergessen, dessen Arbeiten und Engagement in den kommenden Generationen von Literaturwissenschaftlern nachwirken werden.
Details | |
---|---|
Ort | Göttingen, Deutschland |
Quellen |