Sportler aufgepasst: EMS und Kryolipolyse - Märchen oder echte Wirkung?

Köln, Deutschland - In der Welt der Fitness gewinnen innovative Trainingsmethoden wie die Elektromuskuläre Stimulation (EMS) zunehmend an Bedeutung. Sportwissenschaftler Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln, stellt jedoch die wissenschaftliche Grundlage dieser Methoden in Frage. Er betont, dass die von Anbietern versprochenen schnellen Ergebnisse bei minimalem Aufwand eher Marketing-Taktiken als fundierte Aussagen sind. Laut Froböse kann EMS Muskeln aufbauen, hat jedoch keinen relevanten Einfluss auf die Gewichtsreduktion. Um signifikante Fortschritte beim Muskelaufbau zu erzielen, sind etwa ein Jahr regelmäßigen Trainings erforderlich, was oft von der Werbung verschwiegen wird. EMS wurde in den 1970er Jahren aus der Rehabilitation geboren und nutzt elektrische Impulse zur Muskelkontraktion, ohne dass es ursprünglich für Fitnesszwecke gedacht war.

Froböse warnt zudem vor hohen Stromimpulsen, die potenziell Muskelgewebe schädigen können. Daher empfiehlt er, EMS-Training nicht häufiger als zweimal pro Woche durchzuführen. Ein allmählicher Einstieg in die Methode ist entscheidend, um Gewebe zu schonen und nachhaltige Fortschritte zu erzielen. Bei der praktischen Anwendung von EMS sollte ein individueller Trainingsplan erstellt werden, um persönliche Ziele und gesundheitliche Belange zu berücksichtigen.

Kryolipolyse: Chancen und Risiken

Neben EMS erfreut sich auch die Kryolipolyse wachsender Beliebtheit. Diese Methode zur Fettreduktion setzt Kälte ein, um den Stoffwechsel anzuregen. Froböse hebt hervor, dass intensive Kälteanwendungen zu Zellschäden führen können. Er betont die Bedeutung eines langsamen Ansatzes, um mögliche Risiken zu minimieren. Auch hier sollten die Versprechen der Anbieter kritisch hinterfragt werden.

Um die Wirkung von EMS auf Muskelkraft und -masse zu überprüfen, wurde eine aktuelle Studie durchgeführt, in der 28 gesunde Probanden über acht Wochen an Widerstandstraining mit ergänzender EMS teilnahmen. Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen: Die Muskelmasse und Kraft nahmen in der EMS-Gruppe deutlich zu, während der Körperfettanteil signifikant reduziert wurde. Diese Studienergebnisse lassen sich mit den Erkenntnissen einer umfassenden systematischen Übersichtsarbeit aus der Literatur abgleichen, die von Mukherjee et al. veröffentlicht wurde. Diese Studie ergab, dass elektrische Muskelstimulation in den letzten Jahren häufig zu Kraftzuwächsen führte, jedoch keine Verbesserungen bei kraftbezogenen funktionalen Ergebnissen erkennbar waren.

Die Zukunft der EMS-Trainingsforschung

Obwohl die Ergebnisse in der genannten Studie vielversprechend sind, wird die Notwendigkeit zukünftiger Forschungen betont, um die langfristigen Effekte und spezifischen Protokolle für die Anwendung von EMS genauer zu untersuchen. Die standardisierte Anwendung von EMS könnte dabei helfen, die Wirksamkeit zu optimieren und potenzielle Risiken zu minimieren.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Gesundheit und Fitness auch weiterhin eigene Anstrengungen und klar definierte Ziele erfordern. Laut Froböse bleibt körperliche Aktivität das beste „Medikament“ ohne Nebenwirkungen, und eine fundierte, wissenschaftliche Herangehensweise an Trainingsmethoden ist unerlässlich für nachhaltigen Erfolg.

Für weitere Informationen lesen Sie die vollständigen Berichte auf RBB24, PMC und PubMed.

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Vorfall Sonstiges
Ort Köln, Deutschland
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