Jungsteinzeit: Entdeckung der Gleichheit trotz großer Innovationen!
Kiel, Deutschland - Der Übergang von nomadischer zu sesshafter Lebensweise markierte einen entscheidenden Wandel in der Menschheitsgeschichte, der vor etwa 10.000 Jahren begann. Dieser Übergang, der mit der Jungsteinzeit (Neolithikum) verbunden ist, zieht sich über Jahrtausende und ist geprägt von grundlegenden Veränderungen in der Lebensweise der Menschen. Wissenschaftler diskutieren, inwieweit diese Veränderungen zu sozialer Ungleichheit führten. Eine neue Studie internationaler Forschender bietet hier nun einen differenzierten Blick.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS) veröffentlicht wurde, wurde von Prof. Dr. Tim Kerig geleitet, der auch als Postdoc im Exzellenzcluster ROOTS tätig ist. Interessanterweise basieren die Ergebnisse auf einer globalen Datenbank des GINI-Projekts, die über 50.000 Datensätze zu menschlichen Behausungen der letzten 20.000 Jahre umfasst. Wissenschaftler analysierten Daten über einen Zeitraum von 2000 Jahren vor und nach der Einführung von Ackerbau und Viehzucht.
Innovationen ohne Ungleichheit
Die Ergebnisse zeigen überraschenderweise keinen klaren Zusammenhang zwischen den grundlegenden Innovationen, wie der Einführung von Nutzpflanzen und der Nutzung von Tieren, und der sozialen Ungleichheit. Vielmehr stellte die Studie fest, dass Innovationen in vielen Fällen dazu führten, bestehende Ungleichheiten zu beseitigen. Eine steigende Produktivität führte demnach nicht zwangsläufig zu Wohlstandsunterschieden, was darauf hindeutet, dass die Gesellschaften der Jungsteinzeit ihre Wirtschaftssysteme erfolgreich organisierten und dabei eine stabile Gleichheit über 100 Generationen hinweg aufrechterhielten.
Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit der Typologie der Jungsteinzeit, in der die Menschen begannen, in kleinen dörflichen Gemeinschaften zu leben. Der Ackerbau, der mit der Anpflanzung von Emmer, Dinkel, Einkorn und Gerste begann, erforderte regelmäßige Feldarbeit, und die Notwendigkeit, diese Felder vor Wildschweinen und Dieben zu schützen, wurde entscheidend. Der Klimawandel nach der Altsteinzeit führte zu wärmerem Wetter, was die Vegetation veränderte und unterschiedliche Jagdtechniken erforderte, wie du diese in den Aufzeichnungen der Kulturgeschichte der Jungsteinzeit sichtbar werden.
Leben in der Jungsteinzeit
Vor der Sesshaftigkeit lebten die Menschen vorwiegend als Jäger und Sammler. Die gesamte Lebensweise war von körperlicher Anstrengung geprägt, und viele Krankheiten stellten ernsthafte Lebensbedrohungen dar. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag lediglich bei etwa 35 Jahren. Archäologische Funde belegen, dass noch vor der Sesshaftigkeit das Wildgetreide sowie Wildschafe und -ziegen die ersten zu domestizierenden Pflanzen und Tiere im Fruchtbaren Halbmond waren.
Bezeichnend ist auch die Entwicklung der Werkzeugtechnologie in dieser Zeit, die sich von einfachem Steinwerkzeugbau zu komplexeren Werkzeugen wie dem Rad und Brunnenbau entwickelte. Die Menschen begannen, derart grandiose Siedlungen zu errichten, wie die Neolithischen Hausrekonstruktionen in Wiltshire, Großbritannien, die noch heute die Faszination dieser Epoche aufrechterhalten. Die Entstehung von Besitzansprüchen und sozialen Hierarchien kann als Ergebnis der zur Verfügung stehenden Nahrungsreserven und der sich verändernden Arbeitsverteilung betrachtet werden.
Die Studie in der PNAS ist Teil eines Sonderbands, der sich mit der „Global Dynamics of Inequality over the Long Term“ beschäftigt und in dem verschiedene Aspekte sozialer Strukturen und wirtschaftlicher Entwicklungen untersucht werden. Ein Beispiel für die kulturellen Anpassungen in der Jungsteinzeit sind die heutigen Pfahlbauten rund um den Bodensee, die ein eindrucksvolles Bild der Lebensweise dieser frühen Gesellschaften vermitteln.
Die Erkenntnisse aus der Studie und weiteren Forschungen könnten dazu beitragen, ein klareres Bild von den sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in der Jungsteinzeit zu gewinnen und deren Relevanz für die heutige Zeit zu reflektieren.
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Ort | Kiel, Deutschland |
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