Spionagering in Great Yarmouth: Verurteilungen für russische Agenten!

Great Yarmouth, England - In Great Yarmouth, einem ruhigen Städtchen in Norfolk mit weniger als 50.000 Einwohnern, wurde eine komplexe Spionage-Affäre aufgedeckt. Diese Operation wurde unter der Leitung von Orlin Roussev, einem 47-jährigen Bulgaren, aus dem The Haydee Guesthouse heraus geführt. Roussev wurde am 8. Februar 2023 verhaftet, und die Polizei stellte bei dieser Gelegenheit eine beeindruckende Sammlung von Spionagegeräten sicher, darunter 221 Mobiltelefone, 91 Bankkarten, 75 Pässe sowie Hacking-Software und Drohnen im Wert von mehreren hunderttausend Pfund. Die Festnahme führte zur rechtlichen Aufarbeitung eines Spionagerings, der im Auftrag Russlands Staatsfeinde in Europa überwachte und auch Entführungen und Ermordungen plante, berichtet die Süddeutsche.

Das Gericht verurteilte Roussev und mehrere seiner Komplizen, die in einem Zeitraum von über drei Jahren für den russischen Geheimdienst GRU tätig gewesen waren. Insgesamt erhielten die angeklagten Agenten folgende Strafen: Roussev (10 Jahre und 8 Monate), Bizer Dzhambazov (10 Jahre und 2 Monate), Katrin Ivanova (9 Jahre und 8 Monate), Vanya Gaberova (6 Jahre und 8 Monate), Tihomir Ivanchev (8 Jahre) und Ivan Stoyanov (5 Jahre). Die Verurteilungen am Old Bailey folgten auf einen über 32 Stunden dauernden Jury-Prozess und umfassten auch den Besitz und die Verwendung gefälschter Identitätsdokumente, wie von der Great Yarmouth Mercury berichtet.

Die Struktur der Spionageoperation

In dem von Roussev geführten Spionagering wurden mindestens fünf Landsleute rekrutiert, um eine Vielzahl von Operationen durchzuführen. Zu den geplanten Aktionen zählten beispielsweise der Einsatz von Gaberova als Lockvogel und sogar ein absurder Vorfall, bei dem 100 Liter Schweineblut auf die kasachische Botschaft in London abgeworfen werden sollten. Neben solchen skurrilen Aktionen wollte die Gruppe Informationen über ukrainische Soldaten sammeln. Die Polizei rekonstruierte sechs Operationen anhand von über 100.000 Telegram-Nachrichten auf Roussevs Telefon, die seine enge Kommunikation mit Jan Marsalek dokumentierten, einem ehemaligen Wirecard-Manager, der ebenfalls in die Operation verwickelt war.

Die Überwachungstechnik umfasste selbstgebaute audiovisuelle Geräte, die in alltäglichen Gebrauchsgegenständen versteckt waren, sowie Ausrüstung zur Herstellung gefälschter Identitäten. Die Entdeckung dieser Technik hat zur Einstufung der Operation als eine der größten und komplexesten Spionagefälle in Großbritannien beigetragen, wie der Met-Counter-Terrorism-Chef Commander Dominic Murphy erklärte. Trotz der Bedeutung des Falles hat die Affäre in der Öffentlichkeit und den lokalen Medien von Great Yarmouth an Aufmerksamkeit verloren, meldete die Süddeutsche.

Internationale Dimensionen und Auswirkungen

Die Spionageoperation in Great Yarmouth ist nicht nur ein lokal begrenzter Vorfall, sondern spiegelt auch die anhaltenden Spionageaktivitäten, die seit dem Kalten Krieg eine Rolle spielen, wider. Der Geheimdienst GRU, der für diese Operation verantwortlich sein soll, ist bekannt für seine verdeckten Aktivitäten und die Einschüchterung von Staatsfeinden. Während in Europa und anderswo Spionage auf ein Minimum zurückgefahren werden sollte, zeigen solche Fälle die anhaltende Gefahr durch internationale Spionagenetzwerke.

Roussev, der mit Marsalek kommunizierte, wird für eine Organisation verantwortlich gemacht, die potenziell in zahlreiche kriminelle Handlungen verwickelt war. Der Verdacht, dass Marsalek sich in Moskau aufhält und dort über kosmetische Operationen und Sprachkurse berichtet, verdeutlicht die internationale Dimension dieser Spionageaffäre. Die Strafen für die Angeklagten müssen zur Hälfte in britischen Gefängnissen verbüßt werden, bevor eine Auslieferung an Bulgarien erfolgt, was die Abschottung und Abschreckung solcher Aktivitäten unterstreicht.

Details
Vorfall Spionage
Ort Great Yarmouth, England
Festnahmen 6
Schaden in € 200.000
Quellen