Wo sind die sozialkritischen Serien? Fernsehen ignoriert die Realität!

Dorf, Deutschland - Im deutschen Fernsehen ist der Eindruck oft geprägt von einer Oberflächlichkeit, die sich hauptsächlich auf Krimiserien konzentriert. Der Mangel an sozialkritischen Produktionen, die das Leben armer Menschen und klischeefreie Charaktere thematisieren, fällt immer stärker ins Gewicht. Sozialdramen, die diese Themen ansprechen, sind rar und sorgen nur dann für Aufsehen, wenn sie tatsächlich erscheinen. Ein Beispiel für solch eine Serie ist „Marzahn Mon Amour“, in der eine Fußpflegesalon-Betreiberin kämpft, ihre Preise stabil zu halten, was sie in existenzielle Nöte bringt. Die Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher stellt fest, dass die Anzahl dieser Produktionen im traditionellen Fernsehen sinkt. Während Figuren, die unter Existenzdruck leiden, selten zu finden sind, dominieren in den meisten deutschen Serien wohlhabende Charaktere, oft in großen und luxuriösen Häusern.

Drehbuchautorin Laila Stieler weist darauf hin, dass die Probleme, die aus diesem Existenzdruck resultieren, aktueller denn je sind. Sie beschreibt die Situation in ihrem Dorf, wo es keinen Konsum mehr gibt und der Bäckerwagen nicht mehr kommt. Diese Realität, in der viele Menschen leben, spiegelt sich jedoch kaum in den Serien wider, die im Fernsehen ausgestrahlt werden. Vielmehr finden sich sozialkritische Elemente in anderen Formaten, wie etwa den Krimiserien, die oft unrealistische Lösungen für soziale Probleme bieten. Ein weiteres Problem stellt die Tatsache dar, dass viele Arztserien typischerweise in einer Welt spielen, wo Reichtum und Lebenskraft die Handlung bestimmen.

Internationale Perspektiven auf soziale Themen

Die britische Regierung zeigt sich so sehr angetan von der Wirkung der Serie, dass sie eine Initiative unterstützt, um „Adolescence“ kostenlos an weiterführenden Schulen zu zeigen. Sie zielt darauf ab, die Diskussion über Frauenfeindlichkeit und Online-Radikalisierung zu intensivieren. Kritiker hingegen bemängeln, dass die Serie die weibliche Perspektive vernachlässigt und soziale Medien die Hauptschuld am Mord geben, was in der Debatte über toxische Männlichkeit und die Verantwortung von sozialen Plattformen von Bedeutung ist. Drehbuchautor Jack Thorne fordert ein Verbot von sozialen Medien für Jugendliche, um sie vor schädlichen Ideologien zu schützen.

In diesem Kontext ist es bemerkenswert, dass „Adolescence“ in der ersten Woche über 24 Millionen Streams in Großbritannien erreicht hat und in 79 Ländern an der Spitze der Netflix-Charts steht. Diese Erfolge machen die Serie zu einer der meistgesehenen britischen Shows, was die Diskussionswürdigkeit sozialkritischer Inhalte in der Unterhaltung einmal mehr unterstreicht.

Details
Vorfall Mord
Ort Dorf, Deutschland
Quellen