Entdeckungen in Krakau: Brutale Kannibalismus-Rituale vor 18.000 Jahren
Krakau, Polen - In einer aktuellen Studie haben Forscher in einer Höhle bei Krakau, Polen, menschliche Überreste entdeckt, die auf brutalen Kannibalismus hindeuten, der vor etwa 18.000 Jahren während der Magdalénien-Kultur praktiziert wurde. Diese Funde umfassen 63 menschliche Knochenfragmente, die auf mindestens zehn Individuen zurückzuführen sind, darunter sechs Erwachsene und vier Kinder. Die Überreste weisen zahlreiche Schnitte und Brüche auf, die auf gewaltsame Handlungen nach dem Tod hinweisen. Diese Entdeckung wirft neue Fragen zur sozialen Struktur und den kulturellen Praktiken dieser frühgeschichtlichen Gesellschaft auf.
Die Forscher, geleitet von einem Team, das sich mit der Analyse der menschlichen Überreste beschäftigt, argumentieren, dass der Kannibalismus nicht zwangsläufig als Folge von Hungersnöten betrachtet werden sollte. Tatsächlich war die Magdalénien-Zeit, die von einem Bevölkerungswachstum geprägt war, eher durch territoriale Spannungen, Überlebensbedürfnisse oder sogar rituelle Praktiken zu erklären. Zusätzlich wurden in der Nähe der menschlichen Überreste auch Überreste geschlachteter Tiere gefunden, was auf eine komplexe Haltung zur Nahrungsaufnahme und möglicherweise einen verwandten, ritualisierten Umgang mit den verstorbenen Angehörigen hinweist.
Ritueller Kannibalismus in England
Ähnliche Praktiken finden sich auch in England. In der Gough’s Cave in Somerset wurden Spuren von rituellem Kannibalismus entdeckt, die auf Aktivitäten vor etwa 15.000 Jahren hindeuten. Dort fanden Wissenschaftler Hinweise auf einen ausgefeilten Totenkult. Zu den Entdeckungen gehören menschliche Knochen mit Schnittspuren, Zahnabdrücken und charakteristischen Markierungsspuren, die darauf hinweisen, dass die Knochen zur Herstellung von Trinkgefäßen verarbeitet wurden. Die Funde, die von einem Team um Silvia Bello vom Natural History Museum analysiert wurden, legen nahe, dass ritueller Kannibalismus ein verbreitetes Phänomen in der Magdalénien-Kultur gewesen sein könnte und somit eine Erklärung dafür darstellen, warum nur wenige Gräber aus dieser Zeit existieren.
Die Verbindung zwischen rituellen Praktiken und dem Verzehr menschlicher Überreste wird durch die Entdeckung von Trinkgefäßen aus menschlichen Schädeln weiter verstärkt. Diese Praktiken sind nicht nur ein europäisches Phänomen, sondern könnten weitreichende kulturelle Gemeinsamkeiten innerhalb der Magdalénien-Gruppen offenbaren. Historische Berichte stellen fest, dass der Verzehr von menschlichem Fleisch in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten vorkam, oft verbunden mit Totenriten oder als Teil einer größeren spirituellen Praxis.
Archäologische Erkenntnisse und Deutungen
Zusätzliche Analysen von menschlichen Überresten aus verschiedenen Fundstellen in Europa zeigen, dass modifizierte Bestattungsriten der Magdalénien-Kultur sehr differenziert sein könnten. Während in vielen Fällen aber zu beobachten ist, dass menschliche Überreste in Abfallgruben zusammen mit Tierknochen entsorgt wurden, lässt sich bei manchen Exponaten intensive kulturelle Manipulation identifizieren. In der Maszycka-Höhle, deren Überreste intensiv untersucht wurden, zeigen die Knochen klare Spuren von menschlicher Bearbeitung ohne die typischen Fehlstellen von Raubtieren.
Insgesamt gibt es eine anhaltende Debatte über die genauen Gründe für die Hinweise auf Kannibalismus in der Magdalénien-Zeit. Obwohl die Evidenz durchaus auf rituelle Praktiken und vielleicht auch kriegerische Auseinandersetzungen hinweisen könnte, bleibt der emotionale Kontext solcher Handlungen schwer zu fassen. Der antrophologische Blick auf diese Praktiken beschreibt sie nicht nur als einen letzten Ausweg in Notsituationen, sondern auch als Teil eines vielschichtigen Rituals, das tief in den Traditionen der damaligen Gesellschaften verwurzelt war.
Die Ergebnisse der aktuellen Forschungen verdeutlichen die Komplexität der sozialen und kulturellen Dynamiken in der Magdalénien-Zeit und eröffnen neue Perspektiven auf das menschliche Verhalten in einer Zeit, die von extremen Bedingungen und Herausforderungen geprägt war. Für weitere Informationen zu den Funden in der Maszycka-Höhle und die damit verbundenen Diskussionen zum Thema Kannibalismus in der Magdalénien-Zeit siehe Focus, Spektrum und Nature.
Details | |
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Vorfall | Kannibalismus |
Ursache | Überlebensbedürfnisse, rituelle Praktiken, territoriale Spannungen |
Ort | Krakau, Polen |
Quellen |