Ermittler löschen weiter keine Kinderpornografie im Darknet – Warum?

Deutsche Ermittler löschen kaum Inhalte von Kindesmissbrauch im Darknet, trotz technischer Möglichkeiten und politischer Forderungen.
Deutsche Ermittler löschen kaum Inhalte von Kindesmissbrauch im Darknet, trotz technischer Möglichkeiten und politischer Forderungen. (Symbolbild/NAG)

NRW, Deutschland - In den letzten Jahren hat sich die Problematik des sexuellen Missbrauchs von Kindern im Internet weiter verschärft. Besonders besorgniserregend ist die Situation im Darknet, wo viele Täter Plattformen nutzen, um Bilder und Videos von Kindesmissbrauch auszutauschen. Trotz der Möglichkeit, diese Inhalte zu löschen, zeigen aktuelle Berichte, dass deutsche Ermittler hier bisher kaum aktiv sind. Tagesschau berichtet, dass Fotos und Videos von Kindesmissbrauch weiterhin nicht systematisch entfernt werden, obwohl es technisch machbar wäre.

Die Innenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, dass der Kampf gegen Kindesmissbrauch ein zentraler Punkt ihrer politischen Agenda sei. Dennoch belegen vertrauliche Berichte und Datenanalysen, dass strafbare Aufnahmen nicht unverzüglich gelöscht werden, selbst wenn sie Teil laufender Ermittlungen sind. So wurde beispielsweise das Darknet-Forum „Alice in Wonderland“ im September 2024 abgeschaltet, jedoch sind die verlinkten Inhalte weiterhin online. Die Ermittlungsbehörden konzentrieren sich hauptsächlich auf die Schließung von Foren sowie auf Festnahmen, während die systematische Löschung von Inhalten in den Hintergrund rückt.

Mangelnde Ressourcen und politische Herausforderungen

Einem internen Bericht zufolge mangelt es den Behörden an Personal und an einer ausreichenden rechtlichen Grundlage zur effektiven Bekämpfung von Kinderpornografie. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) räumte Selbstkritik ein und betonte, dass nicht genug gelöscht werde. Er kündigte an, das Thema auf die Agenda der nächsten Innenministerkonferenz zu setzen. Während die Innenministerkonferenz die Notwendigkeit einer systematischen Analyse und Löschung von Missbrauchsabbildungen erkannt hat, bleibt die Frage offen, wie diese Herausforderungen angegangen werden können.

Ein Pilotprojekt zeigte, dass mit nur zwei Personen über Monate hinweg Links zu mehr als 300.000 Aufnahmen gelöscht werden konnten. Allerdings scheinen die Ressourcen und der politische Wille oft zu fehlen, um diese Erfolge nachhaltig zu sichern. Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Gesellschaftslage, sind Darknet-Foren für den Austausch von Missbrauchsabbildungen weiter im Wachsen.

Darknet und seine Konsequenzen

Die von der NDR dokumentierten Vorfälle zeigen, dass viele illegalen Inhalte selbst nach Festnahmen der Hintermänner der Plattformen wie „Boystown“ rasch wieder online verfügbar sind. Pädokriminelle haben Zugang zu über 20 Terabyte an illicitem Bildmaterial. Ermittlungsbehörden scheinen hier oft der Herausforderung nicht gewachsen zu sein, was auch die Aussage einer Staatsanwältin unterstreicht, die die Zielkonflikte zwischen Täterverfolgung und Inhaltslöschung beschreibt.

Zusätzlich äußert Julia von Weiler von „Innocence in Danger“ ihre Besorgnis über die unzureichende Löschung von Missbrauchsaufnahmen und die damit verbundenen Risiken, die diese dauerhafte Zugänglichkeit für die psychische Gesundheit von Betroffenen und die Möglichkeit der Radikalisierung von Netzwerken birgt.

Unterstützungsangebote für Betroffene

Angesichts der erschreckenden Lage ist es wichtig, dass Betroffene auch wissen, wo sie Hilfe erhalten können. Die CyberTipline bietet Unterstützung und hilft Familien von ausgebeuteten Kindern. Das National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC) stellt ein Freiwilligenprogramm bereit, das Familien mit ähnlichen Krisen zusammenbringt und ihnen psychosoziale Unterstützung bietet.

Die Situation erfordert dringende Maßnahmen von Seite der Politik und der Strafverfolgungsbehörden. Die niemals endende Verfügbarkeit von Missbrauchsdarstellungen im Netz kann potentiell Hemmschwellen bei Pädosexuellen senken und die Gefahren für Kinder enorm erhöhen. Es bleibt zu hoffen, dass der Fokus bald stärker auf der Löschung solcher Inhalte liegt, um Kinder vor weiterem Missbrauch zu schützen.

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Ort NRW, Deutschland
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